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US-Vorwahlen Sanders siegt in New Hampshire knapp vor Buttigieg – Biden abgeschlagen

Welcher Demokrat fordert US-Präsident Trump heraus? Die Vorwahl in New Hampshire bestätigt die Ergebnisse aus Iowa. Große Verlierer: Biden und Warren.
12.02.2020 Update: 12.02.2020 - 14:33 Uhr Kommentieren

Bernie Sanders setzt sich durch

Berlin In New Hampshire lichtet sich das Feld. Das ist eine alte Faustregel der Vorwahlen um die US-Präsidentschaft in Amerika. Auch diesmal setzen sich nach dem Urnengang der Demokraten im nordöstlichen Bundesstaat zwei Bewerber vom Rest des Feldes ab: Nach Auszählung von fast 90 Prozent der Wahlbezirke machen der linke Senator Bernie Sanders und der moderate Pete Buttigieg wie schon zuvor in Iowa auch in New Hampshire das Rennen unter sich aus.

Sanders kam auf rund 26 Prozent der Stimmen, Buttigieg lag mit 24,4 Prozent nur knapp dahinter. Überraschende Dritte mit fast 20 Prozent ist die Senatorin Amy Klobuchar aus Minnesota, die in Iowa noch auf Platz fünf landete.

Weit abgeschlagen sind dagegen die Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts und der frühere Vizepräsident Joe Biden, die beide nur einstellige Prozentzahlen erzielten. Für sie geht es jetzt bei den nächsten Abstimmungen in Nevada und South Carolina bereits ums politische Überleben. Ihre Kampagne beendet haben der politische Außenseiter und Unternehmer Andrew Yang und der Senator Michael Bennet aus Colorado.

New Hampshire ist nach Iowa der zweite US-Bundesstaat, in dem Vorwahlen stattfinden. Anders als in Iowa durften in New Hampshire auch 40 Prozent parteiunabhängige Wähler an den Vorwahlen teilnehmen. Insgesamt geht es für die Bewerber der Demokraten um 24 Delegierte, die beim Parteikonvent im Spätsommer über den Herausforderer von US-Präsident Donald Trump entscheiden. Die Auszählung der Stimmen im Bundesstaat an der US-Ostküste verlief reibungslos, nachdem es bei den Demokraten in Iowa zu erheblichen Pannen gekommen war.

Trump selbst gewann die Vorwahl in New Hampshire ohne Probleme, gab es doch bei den Republikanern keinen ernsthaften Gegenkandidaten. Mit einer großen Wahlkampfkundgebung in New Hampshire hatte Trump am Montag versucht, die Aufmerksamkeit von den Demokraten auf sich zu lenken.

Sanders und Buttigieg führen jetzt das Feld der Demokraten an.  Die beiden hatten sich bereits in Iowa ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Insbesondere Sanders (78) wurde seiner Favoritenrolle gerecht, kommt er doch aus dem benachbarten Vermont und hatte in New Hampshire 2016 bereits Hillary Clinton deutlich geschlagen. „Wir werden den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes besiegen“, sagte Sanders vor begeisterten Anhängern in Manchester, der größten Stadt des Staates, in Richtung Trump. Zusätzliche Ansporn hat er durch jüngste nationale Umfrage erhalten, die ihn sowohl vor dem lange parteiintern als Favoriten geltenden Joe Biden als auch Trump in der Wählergunst zeigen.

Wie die Personalie Bernie Sanders polarisiert, hat am Mittwoch auch ein Tweet des ehemaligen Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein gezeigt. Trump, der bei den Banken der Wall Street eigentlich nicht sonderlich wohl gelitten, hat durch Steuersenkungen aber die Wirtschaft und durch die Aufhebung früherer Regulierung die Finanzbranche von der Leine gelassen. Sanders Wahlprogramm sieht in diesem Punkt deutliche, drastische Verschärfungen vor.

Blankfein, der in der Vergangenheit immer wieder moderate Kandidaten der Demokraten unterstützt hat, geht nun soweit, Sanders als den Kandidaten zu bezeichnen, den er sich als Russe wünschen würde, wenn es darum ginge, die Wahl zu beeinflussen. Sanders würde noch stärker polarisieren als Trump, zwänge die Wirtschaft in die Knie und würde sich nicht für Verteidigungsfragen interessieren. Die Aussagen des Bankers geben eine grobe Ahnung, welchen demokratischen Kandidaten die großen Investmentbanken am ehesten unterstützen wollen würden – oder eben wen am wenigsten.

Sein härtester Konkurrent bleibt der erst 38-jährige Pete Buttigieg. Er sprach nach seinem erneut guten Abschneiden von einer „neuen Ära mit einer neuen Führungsgeneration“ für seine Partei. Der frühere Bürgermeister aus South Bend in Indiana konnte wie schon in Iowa vor allem ältere weiße Wähler aus dem politischen Zentrum für sich gewinnen.

Ob er sein Momentum auch in von Afro-Amerikanern dominierten Bundesstaaten wie South Carolina halten kann, ist die hingegen unklar. Mit Sanders und Buttigieg stehen sich nun zwei Kandidaten mit sehr unterschiedlichen Programmen gegenüber: Während Sanders mit Forderungen nach starker Umverteilung und für mehr Staat für einen Linksruck bei den Demokraten steht, versucht Buttigieg das politische Zentrum zu besetzen und auch moderate Wähler zu überzeugen. „Die Amerikaner können sich keinen ideologischen Purismus leisten“, sagte er mit Blick auf Sanders. Die Wahl zwischen den beiden ist also auch eine politische Richtungsentscheidung.

Die Überraschung des Wahlabends ist jedoch Amy Klobuchar. Die 59-Jährige wird ebenfalls eher der politischen Mitte zugerechnet und hatte bei der letzten TV-Debatte der Kandidaten bereits überraschend stark abgeschnitten. Mit fast 20 Prozent der Stimmen in New Hampshire schaffte sie es nun auf Platz drei. „Wir gehen jetzt nach Nevada und South Carolina“, sagte sie ihren Anhängern – eine Kampfansage.

Besonders bitter ist das schlechte Abschneiden für Biden, dem bislang auf nationaler Ebene die besten Chancen eingeräumt wurden, Trump im November zu schlagen. Der frühere Vizepräsident konnte jedoch weder bei den älteren noch bei den jüngeren Wählern überzeugen und kam nur auf etwa 8,4 Prozent der Stimmen. Biden war bereits am Dienstag aus New Hampshire weiter nach South Carolina gereist, wo am 29. Februar Vorwahlen stattfinden.

Für Biden geht es in South Carolina bereits um alles

Zuvor wird in Nevada gewählt. Für Biden geht es vor allem in South Carolina bereits um alles, muss er doch dort beweisen, dass er in einem Bundesstaat mit hoher afro-amerikanischer Bevölkerung seiner früheren Favoritenrolle gerecht werden kann. „Wir werden in Nevada und South Carolina gewinnen“, versprach Biden in einer nur dreiminütigen Ansprache seinen enttäuschten Anhängern per Video.

Angeschlagen ist auch Elizabeth Warren aus dem linken Teil der Partei. Die Senatorin aus dem benachbarten Bundesstaat Massachusetts lag lange in den Umfragen mit vorn und wollte eigentlich mit Rückenwind aus New Hampshire in die nächsten Rennen gehen. Nun landet sie mit lediglich 9,3 Prozent weit abgeschlagen auf dem vierten Platz. „Wir haben einen langen Atem und fangen gerade erst an“, versuchte sie ihren Anhängern Mut zu machen.

Für Warren und Biden sind die nächsten Vorwahlen auch deshalb entscheidend, weil ihnen bei erneuten Niederlagen das Geld für ihre Wahlkämpfe ausgehen könnte. Insbesondere die Großspender wenden sich in der Regel nach den ersten Vorwahlen von jenen Kandidaten ab, die in der Wählergunst weit hinten liegen.

Hinzu kommt, dass der frühere New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg am sogenannten „Super Tuesday“ in den Wahlkampf einsteigen wird. Am 3. März wird in insgesamt 14 Bundesstaaten gewählt, darunter in Kalifornien und Texas.

Mehr: Trump siegt, die politische Kultur verliert.

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