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Dynamische Sitzplatzoptimierung Quantentechnologie soll die Rückkehr der Zuschauer in die Bundesliga-Stadien optimieren

Der IT-Konzern Fujitsu will Vereinen mit Quantensimulationen bei der Verteilung der Sitzplätze helfen. Auch andere Veranstalter interessieren sich dafür.
19.03.2021 - 04:01 Uhr Kommentieren
Mithilfe von Quantensimulatoren könnten Bundesligavereine ihre Stadiontribünen unter Einhaltung der Coronaregeln besser auslasten. Quelle: AFP
Leere Ränge

Mithilfe von Quantensimulatoren könnten Bundesligavereine ihre Stadiontribünen unter Einhaltung der Coronaregeln besser auslasten.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Die Fußball-Bundesliga begibt sich in die Welt der Quantentechnologie. Sobald erste Zuschauer wieder in Stadien zugelassen werden, wollen mehrere Vereine mithilfe von Quantensimulationen des japanischen IT-Konzerns Fujitsu die Zuschauerzahl unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln maximieren.

Aufgrund der Corona-Pandemie bleiben derzeit die Ränge in Stadien oder Konzerthäusern leer, Ticketeinnahmen bleiben aus. Sollten jedoch die Infektionszahlen wieder sinken, könnten Veranstaltungen mit begrenzter Zuschaueranzahl wieder möglich werden. Die Frage ist dann, wie die Kapazitäten unter Einhaltung der Abstandsregeln und unter Berücksichtigung der Besucherströme bestmöglich ausgenutzt werden können.

„Veranstalter müssen den Spagat zwischen dem Einhalten der Hygieneregeln und einer wirtschaftlich tragfähigen Auslastung ihrer Stadien oder Konzertsäle bewältigen“, sagt Jörn Nitschmann, der das Projekt bei Fujitsu unter anderem betreut.

Eine statische Zuteilung der Sitzplätze, bei der beispielsweise immer nur zwei Plätze nebeneinander belegt werden, erlaube nur eine geringe Belegung. „Bei einer dynamischen Berechnung der Sitzplatzverteilung sind dagegen bis zu 60 Prozent mehr Zuschauer möglich“, so Nitschmann.

Fujitsu hat eine Modellrechnung für das Berliner Olympiastadion aufgestellt, um das Potenzial ihres sogenannten Digital Annealings zu verdeutlichen. In den Blöcken 24.2 und 25.1. könnten nach einer Sitzplatzoptimierung mit einem herkömmlichen Rechner lediglich 195 der 1133 Sitzplätze belegt werden. Mit Quantentechnologie lässt sich die Anzahl um fast 70 Prozent auf 329 steigern. Insgesamt könnte ein Bundesligist mit diesem Ansatz durch den Ticketverkauf rund 100.000 Euro pro Spieltag mehr einnehmen, zeigen Berechnungen von Fujitsu.

Das Interesse an dieser dynamischen Sitzplatzoptimierung ist offenbar groß. Mehrere Bundesligavereine wollen die Technologie einsetzen – Namen nennt Fujitsu noch nicht. Auch andere Veranstalter zeigen Interesse. Der Nürburgring, der ebenfalls mit dem Konzern kooperiert, könnte so bis zu 30 Prozent mehr Zuschauer zulassen, sobald das wieder möglich ist.

„Wir finden die Idee von Fujitsu sehr gut, die Tribünenkapazität mithilfe des Digital Annealings unter Einhaltung der Corona-Hygieneverordnungen bestmöglich auszunutzen“, sagt Nürburgring-Chef Mirco Markfort dem Handelsblatt.

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Im Kern muss dafür ein kombinatorisches Optimierungsproblem gelöst werden, bei dem unter mehreren Lösungen die beste gefunden werden muss. Hier spielen Quantencomputer ihre Stärke aus. Während herkömmliche Rechner dafür Jahrzehnte benötigen, reichen Quantencomputern wenige Minuten.

Quantencomputer werden grob in zwei Kategorien unterteilt: in Quanten-Gatter und Quanten-Annealer. Erstere sind universelle Quantencomputer, Annealer eine Art abgespeckte Variante, die nur spezielle Optimierungsprobleme lösen können. Quanten-Gatter sind noch Jahre davon entfernt, fehlerfrei zu funktionieren. Annealer sind technisch ausgereifter, aber bei Weitem noch nicht für wirtschaftliche Anwendungsfälle einsatzbereit.

Gesamte Eventindustrie könnte profitieren

Fujitsu bietet mit dem Digital Annealing eine Brückentechnologie an. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Emulator, der ein Computersystem in bestimmten Teilaspekten nachbildet. Bedeutet: Fujitsu verwendet klassische Hardware, modifiziert sie und simuliert darauf Quanteneffekte.

Gegenüber echten Quanten-Annealern ist die Leistung begrenzt. Vorteil ist jedoch, dass die Technologie stabil funktioniert. Zudem ist sie günstiger als Quanten-Annealer und dennoch in Teilbereichen leistungsfähiger als konventionelle Computer.

Noch handelt es sich bei den Anwendungsfällen um Fallbeispiele. Kommt die Technik zum Einsatz, sähe die Anwendung folgendermaßen aus: Veranstalter geben im Vorfeld Gruppengrößen vor, die auf einer Tribüne zusammensitzen können. Anhand der Gruppengrößen berechnet der Digital Annealer innerhalb weniger Minuten die optimale Sitzverteilung und speist diese ins Ticketsystem ein.

Fußballfans können anschließend wie üblich Tickets bestellen. Sollte sich nach der Bestellung der Tickets zeigen, dass die Gruppengrößen nicht ausreichen oder die jeweilige Tribüne an ihre Grenzen stößt, kann der Digital Annealer noch wenige Stunden vor Veranstaltungsbeginn die Sitzordnung optimieren.

Nürburgring-Chef Markfort setzt große Hoffnungen in das System. Deswegen habe man gern als Fallbeispiel zur Verfügung gestanden. Denn „wir glauben, dass die gesamte Eventindustrie, die auf Publikumsverkehr in Tribünen angewiesen ist, davon profitieren würde“, sagt Markfort.

Mehr: Auf diesen sechs Start-ups ruhen die deutschen Hoffnungen im Quantencomputing

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