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Kredit für Akquisitionen Getyourguide sichert sich weitere Millionenfinanzierung

Das Vertrauen der Investoren in das Geschäftsmodell ist groß: Das Reise-Start-up könnte bis zu 80 Millionen Euro Kredit aufnehmen – etwa für Zukäufe.
16.02.2021 Update: 16.02.2021 - 09:52 Uhr Kommentieren
Seit 2019 ist Chrestin Finanzvorstand bei Getyourguide. Quelle: GetYourGuide
Nils Chrestin

Seit 2019 ist Chrestin Finanzvorstand bei Getyourguide.

(Foto: GetYourGuide)

Düsseldorf Das Reise-Start-up Getyourguide hat sich eine revolvierende Kreditlinie von 80 Millionen Euro gesichert. Damit bereitet sich die Firma unter anderem auf Akquisitionen vor. „Die Kreditlinie gibt uns viel strategische Flexibilität“, sagt Finanzvorstand Nils Chrestin dem Handelsblatt. Die Firma erwägt Minderheitsbeteiligungen, Akquisitionen und weitere Investitionen in die Produktentwicklung, um nach der Krise seine Marktposition auszubauen.

Die Nachricht von der erneuten Finanzierung kommt überraschend. Erst im Herbst hatte Getyourguide eine Wandelanleihe über 114 Millionen Euro aufgenommen. Bereits damals hatte CEO Johannes Reck dem Handelsblatt gesagt, Getyourguide habe „das Geld nicht unbedingt gebraucht.“

Dank einer Rekordfinanzierung von mehreren Hundert Millionen Euro im Jahr 2019 ist das Start-up nach eigenen Angaben auf zwei Jahre durchfinanziert – selbst ohne relevante Umsätze. Doch wozu dann das viele zusätzliche Geld?

Management und Investoren hoffen, dass Getyourguide im Umfeld vieler krisengeschüttelter Unternehmen von seiner außerordentlichen Finanzkraft profitieren kann. Auf der Plattform können Reisende weltweit zum Beispiel Stadtführungen und Tickets für Museen und Ausflugsziele buchen. Es gilt bei seinen Investoren als europäischer Marktführer und war vor der Krise in den USA stark gewachsen.

„Nach der Krise wird es in dem Segment durch die Konsolidierung vermutlich kaum noch lokale Online-Anbieter geben, sondern zwei, drei globale Plattformen“, prognostiziert Investor Christoph Schuh, dessen Wagniskapitalfirma Lakestar neben Getyourguide zahlreiche weitere Reisefirmen im Portfolio hat.

Zuversichtlicher Ausblick auf Erholung der Reisebranche

Dass Start-ups, die noch nicht profitabel sind, Kredite bekommen, ist selten. Die revolvierende Kreditlinie ermöglicht Getyourguide, flexibel Geld aufzunehmen, wenn sich etwa eine Zukaufoption ergibt.

Kreditgeber sind Unicredit, Citigroup, Silicon Valley Bank, die Deutsche Bank und das „Venture Tech Growth Financing“-Programm der Förderbank KfW. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis in unser Geschäftsmodell, das Führungsteam und die Reiseindustrie insgesamt“, sagt Nils Chrestin.

Die Kreditlinie sei wesentlich günstiger für Getyourguide, als Anteile zu verkaufen. Fest steht: Entweder sind sich die Geldgeber bei solch einer Finanzierung für ein Start-up ihrer Sache sehr sicher - oder sie wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Geld.

Investor Christoph Schuh argumentiert für Ersteres. Das Reisen werde ein „immanentes Grundbedürfnis von Menschen“ bleiben, sagt er. Auch andere digitale Reisefirmen wie Booking.com und Airbnb seien angesichts der schweren Krise sehr gut kapitalisiert - ein Zeichen des generellen Vertrauens von Investoren in die Branche.

Im Lakestar-Portfolio befinden sich neben Getyourguide unter anderem die Ferienhausplattform Hometogo, die Reiseplanungsfirma Omio, Apartementvermittler Limehome und der Anbieter für Hotelbuchungs- und Hotelmanagement-Software Impala.

Zwar würde der Tourismus wohl erst im Jahr 2023 Vorkrisenniveau erreichen, sagt Schuh. Aber:„In den nächsten drei Jahren wird der Digitalanteil ganz massiv steigen. Deshalb kann Getyourguide meiner Meinung nach schneller zurückkommen als die traditionellen Offline-Anbieter.“ Im Marktsegment von Getyourguide würden heute immer noch deutlich mehr als 50 Prozent des Umsatzes offline direkt vor Ort gemacht.

Wie viele Millionen für den Wachstumskurs Getyourguide wirklich zur Verfügung stehen, ist allerdings ungewiss. Mit den 433 Millionen Euro, die 2019 unter anderem von Softbank aus Japan und Temasek aus Singapur investiert wurden, wurden zu einem unbekannten Anteil frühere Geldgeber rausgekauft.

Der Hintergrund: Getyourguide wurde bereits 2008 als Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) gestartet. Die durchschnittlich zehnjährigen Fondslaufzeiten der ersten Investoren liefen damals aus.

Es war die Finanzierungsrunde, die das inzwischen nach Berlin umgezogene Start-up zum Einhorn machte - ihm also eine Martkbewertung von mehr als einer Milliarde Dollar einbrachte.

2020 musste sich Getyourguide von 90 Mitarbeitern trennen, einem Sechstel der Belegschaft. „Die Kostenstruktur muss zum Umsatzvolumen passen“, sagt Chrestin. „Ein Unternehmer darf sich nicht alles leisten, was er sich leisten kann, wenn ihm Kapital anvertraut wird.“

Mehr: Lesen Sie hier, warum Getyourguide gekündigten Mitarbeitern hilft, indem es deren Namen ins Netz stellt.

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