Wertvollster Chipkonzern Auf Rekordkurs an der Börse: Nvidia vollzieht erneuten Aktiensplit

Zuletzt konnte sich der Spezialist für Grafikprozessoren vor Aufträgen gar nicht mehr retten.
München Gut 800 Dollar für eine einzige Aktie sind Jensen Huang dann doch zu viel. Der Chef und Gründer von Nvidia gibt daher am kommenden Montag neue Aktien unter seinen Investoren aus: Für jedes Papier bekommen die Anteilseigner drei zusätzliche Titel ins Depot. So will Huang die Nvidia-Aktien optisch günstiger machen und damit attraktiver für Mitarbeiter und private Anleger.
Der Aktienkurs des kalifornischen Chipkonzerns ist seit Jahresbeginn um mehr als die Hälfte gestiegen. Gegenüber dem Tiefpunkt zu Beginn der Corona-Pandemie im März vergangenen Jahres hat er sich sogar vervierfacht.
Auf dem Parkett ist Nvidia inzwischen mehr wert als eine halbe Billion Dollar. Das ist mehr als das Doppelte von Intel, dem umsatzstärksten Chiphersteller der Welt. Den wesentlich größeren Rivalen hat Huang damit regelrecht abgehängt – und den Rest der Branche sowieso.
Das zeigt der Vergleich mit Infineon, Deutschlands größtem Chipkonzern. Nvidia erzielt etwa den doppelten Jahresumsatz, ist an der Börse aber zehnmal so viel wert wie die Münchener. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Amerikaner ein Vielfaches profitabler sind als der Dax-Konzern.
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Ein fantastisches Quartal für den Nvidia-Gründer
Nvidia wächst seit Jahren. Zuletzt aber konnte sich der Spezialist für Grafikprozessoren vor Aufträgen gar nicht mehr retten. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs, das am 2. Mai endete, ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 84 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar in die Höhe geschossen. Der Gewinn hat sich mit 1,9 Milliarden Dollar sogar mehr als verdoppelt und lag etwa 300 Millionen Dollar über den Schätzungen der Analysten.
„Wir hatten ein fantastisches Quartal mit einer starken Nachfrage nach unseren Produkten und einem Rekordumsatz“, sagte Huang. Für das laufende Quartal verspricht der 58-Jährige Erlöse von 6,3 Milliarden Dollar, gut 60 Prozent mehr als im selben Zeitraum des vergangenen Jahres.

Der Nvidia-Chef verzeichnet Rekordkurse an der Börse und Rekordumsätze.
Der Elektroingenieur hat noch Großes vor. Seit vergangenem Herbst versucht der Milliardär, den britischen Chipdesigner ARM zu schlucken. Der Deal, bei dem Nvidia dem ARM-Eigentümer Softbank 40 Milliarden Dollar bezahlen will, wäre der bislang größte in der Branche – und würde die Kräfteverhältnisse in der Halbleiterindustrie deutlich verschieben. Viele Chiphersteller und IT-Konzerne, die bisher auf die Technologie von ARM zurückgreifen, wären künftig abhängig von Nvidia.
Bislang haben die Behörden die Transaktion aber nicht genehmigt. In Großbritannien existiert von Anbeginn an eine ausgeprägte Abneigung gegen die Übernahme. Denn ARM gilt als britisches Tech-Juwel, auch wenn das Unternehmen seit 2016 Japanern gehört.
Weltweit eifern viele Start-ups inzwischen Nvidia nach. Das ist kein Wunder, denn Huang hat eine Geschichte wie aus dem Management-Lehrbuch geschrieben. An seinem 30. Geburtstag gründete er gemeinsam mit zwei Partnern Nvidia. Die Firma stieg mit ihren Grafikchips für Computerspiele binnen weniger Jahre zu einer festen Größe in der Halbleiterbranche auf. 1999 brachte der verheiratete Familienvater sein Unternehmen an die Börse.
Inzwischen ist Nvidia längst ein ernst zu nehmender Wettbewerber von Intel im Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren. Huang drängt mit seinen Chips auch in Autos und setzt stark auf Anwendungen für die Künstliche Intelligenz. Einer seiner wichtigsten Kunden in Deutschland ist Mercedes.
Nvidia ist ein Vorbild für eine ganze Generation geworden. „Natürlich ist es unser Anspruch, dass aus Semron etwas sehr Großes wird, so etwas wie das Nvidia für KI-Chips“, sagt Aron Kirschen, Co-Gründer und Chef des Dresdener Start-ups Semron. Was Nvidia mit seinen Grafikprozessoren erreicht hat, will der Sachse mit Bauelementen für die Künstliche Intelligenz schaffen.
Analysten sehen weiter Kurspotenzial für Nvidia-Aktie
Der nun anstehende Aktiensplit ist derweil nicht der erste, den Nvidia vollzieht. Vor fast genau zehn Jahren hat der Konzern aus zwei Aktien drei gemacht. Wenn es weiter so aufwärtsgeht wie in den vergangenen Monaten, dann wird es auch nicht der letzte sein.
Seit dem Höchststand bei 835 Dollar Anfang Juli haben die Papiere zwar leicht an Wert verloren. Truist-Analyst William Stein ist dennoch optimistisch: „Unser laufender Dialog mit Branchenkontakten spiegelt weiterhin die sich verbessernden Nachfragesignale aus dem Rechenzentrumsgeschäft für ganz 2021 wider.“
Damit nicht genug: „In jüngster Zeit deuten die Auftragstrends auf ein weiteres bedeutendes Wachstumsjahr 2022 hin“, sagt Stein. Neben den Chips würde auch das Geschäft mit Software immer wichtiger. Die zuversichtlichsten Analysten rechnen mit einem Kursanstieg in den nächsten Monaten auf 1000 Dollar. Nach dem Aktiensplit würde eine Aktie dann 250 Dollar kosten.
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