Produktionsprobleme 15 Millionen Impfstoffdosen von Johnson & Johnson sind unbrauchbar

Das Pharmaunternehmen will die Impfstoff-Produktion nun besser überwachen.
New York Bei der Produktion des Corona-Impfstoffs des Herstellers Johnson & Johnson (J&J) ist bei einer Charge ein Problem aufgetreten. In einer Produktionsstätte eines Partnerunternehmens habe ein Inhaltsstoff die Qualitätskontrolle nicht bestanden und sei daher nicht verwendet worden, teilte der US-Gesundheitskonzern am Mittwoch mit.
Arbeiter in dem Werk von Emergent Biosolutions in Baltimore, das sowohl Impfstoff für J&J als auch Astra-Zeneca herstellt, hatten vor einigen Wochen versehentlich die Inhaltsstoffe der beiden Vakzine verwechselt, berichtete die Zeitung „New York Times“.
Das Unternehmen machte keine Angaben dazu, wie viele Impfdosen von dem Problem bei dem Auftragsproduzenten Emergent Biosolutions betroffen waren. Laut der „New York Times“ soll es um 15 Millionen Dosen des Impfstoffs gehen. Bundesbeamte würden den Fehler auf menschliches Versagen zurückführen, hieß es weiter.
Der Aktienkurs von Emergent Biosolutions verlor am Donnerstagmorgen vor Börsenstart in New York mehr als acht Prozent. Auch die Titel von Johnson & Johnson lagen leicht im Minus.
Die US-Aufsichtsbehörde FDA hat den Impfstoff von Johnson & Johnson am 27. Februar zugelassen. Seitdem bieten viele Impfzentren überall im Land das Vakzin an. Die Impfung der Firma entfaltet bereits nach nur einer Spritze ihre volle Wirkung. Der bisher verabreichte Impfstoff kam jedoch aus den Niederlanden und ist damit nicht von den Problemen in Baltimore betroffen.
Laut der Gesundheitsbehörde CDC sind bis Mittwochabend mehr als 6,7 Millionen Dosen bereits verwendet worden. Das ist nur ein Bruchteil der Geimpften. Pfizer und Moderna haben zusammen mehr als 130 Millionen Dosen in den USA verabreicht.
Das Tempo steigt hier rasant: In der letzten Woche wurden 2,83 Millionen Menschen täglich geimpft. Dennoch gilt das Vakzin von Johnson & Johnson als wichtige Stütze in der weiteren Impfstrategie der USA.
Das Unternehmen betonte, man plane weiterhin, der US-Regierung wie zuvor zugesagt bis Ende Mai 100 Millionen Dosen zu liefern. Auch auf die bis Ende März zugesagte Lieferung von mehr als 20 Millionen Dosen in den USA habe das Problem keine Wirkung gehabt.
Das Unternehmen werde dem Vertragshersteller Emergent Biosolutions nun mit zusätzlicher Expertise zur Seite stehen und die Produktion im US-Staat Maryland vor Ort überwachen, hieß es. „Qualität und Sicherheit sind weiterhin unsere oberste Priorität“, erklärte das Unternehmen.
Die Produktionsstätte von Emergent Biosolutions sei bislang noch nicht von der FDA für den Impfstoff zugelassen worden. Das Unternehmen bereitet aber bereits die Produktion vor, um Lieferziele erfüllen zu können.
EU-Kommission hat 200 Millionen Dosen gekauft
Die Biden-Regierung hat den Johnson-&-Johnson-Impfstoff, von dem im Gegensatz zu dem der Konkurrenz nur eine Dosis benötigt wird und der im Kühlschrank gelagert werden kann, als effizienten Weg angepriesen, um Amerikanern Schutz zu bieten, insbesondere denen, die an schwer zugänglichen Orten leben.
Johnson & Johnson hat bisher die mit Abstand kleinste Menge des in den USA zugelassenen Impfstoffs gegen Covid-19 produziert. Die beiden anderen Impfstoffhersteller, Pfizer und Moderna, haben ihre Ziele für das erste Quartal mit 120 Millionen beziehungsweise 100 Millionen Dosen erreicht.
Die EU-Kommission hat 200 Millionen Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson gekauft. Davon sollen laut Vertrag bis Juli 55 Millionen Einheiten geliefert werden. Außerdem besitzt Brüssel eine Option auf weitere 200 Millionen Dosen.
Auswirkungen auf Lieferungen des Impfstoffs nach Deutschland sieht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht. „Nach allem, was wir wissen, ist das kein Ema-zugelassener Produktionsstandort, spielt also für die Lieferungen in die EU – Stand jetzt – nicht die Rolle“, sagte er am Donnerstag in Berlin. Nach einer Auflistung des Gesundheitsministeriums vom 22. März erwartet Deutschland im nun laufenden zweiten Quartal rund zehn Millionen Impfdosen von Johnson & Johnson.
Mit Agenturmaterial
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