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Xentral „SAP für kleine Unternehmen“: Ein Gründer-Ehepaar aus Augsburg expandiert mit Software für den Mittelstand

Claudia und Benedikt Sauter haben fast nebenbei eine begehrte Firmensoftware entwickelt. Jetzt erhält Xentral bereits die zweite Millionenfinanzierung in diesem Jahr.
17.08.2021 - 21:07 Uhr Kommentieren
In einer neuen Finanzierungsrunde bekommen die Gründer weitere 75 Millionen US-Dollar für ihr Unternehmen.
Claudia und Benedikt Sauter

In einer neuen Finanzierungsrunde bekommen die Gründer weitere 75 Millionen US-Dollar für ihr Unternehmen.

Düsseldorf Eigentlich wollte das Ehepaar Sauter aus Augsburg nur den eigenen Onlineshop besser managen. Jetzt wähnen internationale Investoren in der dazu entwickelten Software schon „das SAP für kleine und mittlere Unternehmen“: Wie der Dax-Konzern aus Walldorf baut Xentral Software zum Managen von Aufträgen, Material und Lagerbeständen – allerdings nicht für Großkunden, sondern für mittelständische Unternehmen.

In einer neuen Finanzierungsrunde bekommen die Gründer Benedikt und Claudia Sauter dafür nun weitere 75 Millionen US-Dollar, rund 64 Millionen Euro, wie am Dienstag bekannt wurde.

Xentral, so das Ziel der Sauters, löst alle Probleme, die umso mehr entstehen, wenn das Geschäft vordergründig super läuft. Vor allem kleine Onlinehändler, die ihre Produkte über verschiedene digitale Kanäle verkaufen, sollen damit „die Übersicht behalten“, so Benedikt Sauter.

Welche Aufträge sind noch zu bearbeiten, welche Beschwerden noch zu beantworten, und welcher Kunde bekommt welche Preisnachlässe? Diese und weitere Informationen für alle Kunden und Plattformen bündelt Xentral. Neuinvestor John Curtius von Tiger Global spricht von einer „geschäftskritischen Plattform für E-Commerce-Händler“.

Der Erfolg von Xentral wird aus diesem Grund auch vom anhaltenden Trend zum Onlinehandel getrieben. Das Start-up selbst ist in kürzester Zeit zu einer der wohl am stärksten von Investoren umworbenen jungen Tech-Firmen Deutschlands geworden.

Prominenter Investor Sequoia ist seit Januar an Bord

Erst im Januar dieses Jahres stieg der renommierte US-Investor Sequoia zusammen mit dem Berliner Visionaries Club mit 20 Millionen Dollar bei Xentral ein. Jetzt investiert in der sogenannten Series B auch der kalifornische Risikokapitalgeber Meritech, bekannt für Software-Investments wie Salesforce, sowie die finanzstarke New Yorker Investmentgesellschaft Tiger Global. Die Bewertung soll bei 750 Millionen Dollar liegen.

Zu Jahresbeginn gingen Branchenkreise noch von einer Bewertung von 100 Millionen Dollar aus. In der Zwischenzeit ist Xentral weitergewachsen: Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 50 auf 120, ein neuer Standort in Amsterdam wurde eröffnet. Der Umsatz soll sich in diesem Jahr verdreifachen.

Zudem wurde das Management-Team verstärkt: Die neue Vertriebsleiterin Berber Krop kommt von Klarna, Europas wertvollstem Start-up. Finanzdirektor Holger Ackermann war zuvor bei der PwC-Strategieberatung Strategy& tätig. Lars Stäbe, Xentral-Direktor für das operative Geschäft, hat das Gastgewerbe-Start-up Limehome mitgegründet. Und der neue stellvertretende Geschäftsführer Sven Pirner ist Ex-Managementberater von Bain & Company.

Vor allem aber hat die internationale Expansion begonnen. „Erste Tests in Großbritannien haben gut funktioniert“, sagt Sauter nüchtern. Bei seinen Investoren belebt das die Fantasie noch weiter.

Bisher hat Xentral etwa 1300 Kunden, die laut Sauter „fünf bis 100 Prozent ihres Umsatzes online machen“. Und das Potenzial ist noch groß. In der Pressemitteilung zur neuen Finanzierungsrunde verweisen Gründer und Investoren auf Schätzungen von Allied Market Research, nach denen der weltweite Markt für cloudbasierte Enterprise-Resource-Planning(ERP)-Software bis 2023 auf mehr als 27 Milliarden Euro geschätzt wird.

Markt in Europa: 23,5 Millionen kleine und mittelständische Unternehmen

Investor Robert Lacher vom Visionaries Club denkt noch größer und rechnet vor: Allein in Europa gebe es 23,5 Millionen kleine und mittelständische Unternehmen. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Vertragsvolumen von 6500 Euro ergebe sich bereits in dieser Region ein potenzieller Markt von mehr als 150 Milliarden Euro.

Dabei habe man auch in den USA noch keinen klaren Wettbewerber ausmachen können. Und: „Bei den wichtigsten Metriken wächst Xentral schneller als die meisten Firmen, die wir uns bisher angesehen haben“, sagt Lacher.

Lachers Wagniskapitalfirma setzt mit mehreren Portfoliofirmen auf den schnell wachsenden Markt kleiner und mittelständischer Unternehmen, die bisher „mit Word und Excel“ gemanagt wurden – weil Lösungen wie die von SAP für sie oft zu teuer und zu kompliziert zu implementieren seien.

Ein Vorreiter bei Spezialsoftware-Anbietern für kleine Unternehmen ist das HR-Start-up Personio aus München. Zu Beginn des Jahres hat es den Einhorn-Status erreicht, es gehört also zu den derzeit knapp 20 deutschen Start-ups mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde Dollar. Mitgründer Hanno Renner ist in der aktuellen Finanzierungsrunde ebenfalls bei Xentral eingestiegen.

Anders als Renner seinerzeit sind die Sauters völlig unverhofft in die Start-up-Welt geraten. Ursprünglich hatten Claudia und Benedikt Sauter Computer-Hardware entwickelt und über das Internet verkauft. Als das Verwalten von Aufträgen immer mehr Zeit in Anspruch nahm, entwickelte Benedikt Sauter nebenbei ein ERP-System, das er 2013 zunächst kostenlos ins Netz stellte.

Erst das große Interesse, zunächst von potenziellen Kunden und dann schnell auch von Investoren, zeigte den Gründern, welches Potenzial in ihrem vermeintlichen Nebenprodukt stecken könnte. Und etwas Glück war wohl auch dabei: Unter den ersten Software-Kunden von Xentral waren nämlich zufällig Portfolio-Firmen von Investor Frank Thelen, der 2018 dann auch zuerst in das Start-up investieren durfte.

Mehr: Personio-Chef Renner über Potenzial seiner Mittelstands-Software: „Bewertung von 40 Milliarden rechnerisch möglich“

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