Nachhaltigkeit Apple arbeitet am ersten klimaneutralen iPhone

An seiner Klimabilanz arbeitet der Technologieriese schon seit Jahren.
Düsseldorf Seit einem Jahr ist Apple offiziell klimaneutral, zumindest in seinen eigenen Büros und Rechenzentren. Doch mehr als drei Viertel der von Apple verursachten CO2-Emissionen entstehen in der Geräteproduktion – und die liegt größtenteils bei Zulieferern und Auftragsfertigern wie der taiwanesischen Firma Foxconn. Bis 2030 soll die gesamte Lieferkette klimaneutral werden.
Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Kalifornien hat nun Pläne vorgestellt, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Während 75 Prozent der Emissionen direkt eingespart werden sollen, will Apple dem Rest entsprechend CO2 aus der Atmosphäre ziehen. Das soll vor allem über natürliche Lösungen wie Aufforstung passieren.
„Die Natur bietet einige der besten Prozesse, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Wälder, Feuchtgebiete und Graslandschaften entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff und binden ihn dauerhaft in ihren Böden, Wurzeln und Ästen“, sagt Lisa Jackson, Vice President of Environment, Policy, and Social Initiatives bei Apple am Donnerstag.
Über einen Umweltfonds in Höhe von 200 Millionen Dollar soll in ebensolche Technologien investiert werden, um die Entwicklung naturbasierter Lösungen zu beschleunigen. Jedes Jahr will Apple nun mindestens eine Million Tonnen Kohlendioxid nachhaltig aus der Atmosphäre entfernen.
An seiner Klimabilanz arbeitet der Technologieriese schon seit Jahren. Der verstorbene Gründer Steve Jobs hatte es sich früh zum Ziel gesetzt, seinen Konzern eines Tages komplett mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Durch Einsparungen, verbesserte Materialien und den Einsatz erneuerbarer Energien hat der US-Konzern seine CO2-Emissionen in den vergangenen sechs Jahren um 35 Prozent reduziert.
2015 lagen sie auf einem historischen Höchstwert von 38,4 Millionen Tonnen CO2, wie aus dem Nachhaltigkeitsbericht hervorgeht. 2020 verursachte Apple laut eigener Aussage circa 23 Millionen Tonnen CO2. Und seit April 2020 ist das Unternehmen selbst klimaneutral.
Nun folgen also die Lieferketten, die für das Gros der Emissionen stehen. Hier mache man große Fortschritte, teilte der Konzern mit. Insgesamt hätten sich schon 110 Unternehmen entlang der Lieferkette zu dem Ziel der Klimaneutralität bis 2030 verpflichtet.
The time for #ClimateAction is now. Apple is proud of our commitment to be carbon neutral across our entire supply chain and products by 2030. https://t.co/OO6HiSjGk1
— Tim Cook (@tim_cook) September 24, 2020
Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace wissen 80 Prozent der Konzerne nicht einmal, wo die Rohstoffe für ihre Produkte überhaupt herkommen. Experten kritisieren vor allem, dass sich die Akkus der millionenfach verkauften iPhones nicht austauschen und nur zu überteuerten Kosten reparieren lassen.
Die rasant wachsende Smartphone-Industrie – allein im vergangenen Jahr wurden fast 400 Millionen der kompakten Handys verkauft – wurde von Umweltschützern dafür kritisiert, dass sie Nutzer schon nach wenigen Jahren zum Kauf neuer Geräte verleitet. Apple verkaufte im vergangenen Jahr nach Samsung die meisten Geräte auf dem globalen Markt.
Die sollen, wenn alles nach Plan läuft, komplett ohne die Förderung neuer Rohstoffe produziert werden. Ziel ist eine geschlossene Lieferkette, in der Produkte nur mit erneuerbaren Ressourcen oder Recycling-Materialien produziert würden.
In Elektronikgeräten kommen Mineralien und Seltene Erden zum Einsatz, die zum Teil unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen gefördert werden. Apple und andere große Hersteller verpflichteten sich, nur verantwortungsvoll produzierte Rohstoffe einzusetzen.
Kritiker erklären aber, der Weg der Materialien sei zum Teil schwer zu verfolgen. Die Verpackungen der Smartphones sind immerhin schon zu 100 Prozent aus wiederverwendeten Holzfasern. Wann das erste komplett aus Recycling-Rohstoffen hergestellte iPhone auf den Markt kommt, will Apple allerdings noch nicht festlegen.

Der Konzern nimmt seine zweite Roboter-Linie zum iPhone-Recycling in Betrieb.
Dafür beschäftigt Apple seit 2018 aber schon einen ersten elektronischen Helfer mit dem Namen „Daisy“. Der neun Meter lange Roboter, der in Austin und in Rotterdam eingesetzt wird, nimmt iPhones zum Recycling auseinander. Im vergangenen Jahr hat Daisy Gesellschaft bekommen.
Ein zweiter Roboter – „Dave“ – zerlegt Smartphone-Kleinteile wie die Taptic Engine, die das haptische Gefühl auf dem Touchscreen erzeugen. So können daraus Stahl, Tungsten und Seltene Erden wiedergewonnen werden.
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