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Energiepreise Strom und Gas werden teurer – So können Verbraucher gegensteuern

Gas und Strom werden in den nächsten Monaten tendenziell teurer, da sind sich Fachleute einig. Doch Verbraucher sind Preissteigerungen nicht komplett ausgeliefert.
27.08.2021 - 17:04 Uhr 5 Kommentare
Die Stromkosten sind zuletzt deutlich gestiegen. Quelle: dpa
Stromzähler

Die Stromkosten sind zuletzt deutlich gestiegen.

(Foto: dpa)

Berlin Nach Überzeugung von Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, ist die Sache klar: „Die Strom- und Gaspreise werden in den kommenden Monaten tendenziell steigen, daran habe ich wenig Zweifel“, sagte Holling dem Handelsblatt. Die Begründung liefert sie gleich mit: „Allein der Anstieg des C02-Preises zum Jahreswechsel wird sich auswirken. Das gilt für Strom, da noch immer ein hoher Anteil der Stromerzeugung auf fossilen Quellen beruht. Und beim Gas schlägt der CO2-Preis ohnehin voll durch“, erklärt Holling.

Die Chefin des Bundes der Energieverbraucher steht mit ihrer Prognose nicht allein. „Die bislang angekündigten Gaspreiserhöhungen zeigen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit steigenden Kosten rechnen müssen“, sagte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24, am Mittwoch. Laut Suttner haben 39 Gas-Grundversorger im August die Preise erhöht oder Preiserhöhungen angekündigt.

Auch Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW sieht keinen Grund zur Entwarnung: „Die Preiseffekte sind nicht nur vorübergehend“, sagte sie dem Handelsblatt. Sie bezieht sich dabei gleichermaßen auf Strom- und auf Gaspreise.

Bereits am Dienstag hatte das Vergleichsportal Verivox seine Prognose zur Entwicklung der Gaspreise veröffentlicht. „Wir erwarten in diesem Herbst eine größere Gaspreiswelle“, sagte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Auch er verweist zur Begründung darauf, dass der CO2-Preis für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne steigt. Hinzu kommen – unabhängig vom CO2-Preis – steigende Großhandelspreise.

Damit setzt sich ein Trend fort, den man bei Verivox schon länger beobachtet. Laut dem Vergleichsportal stiegen die Gaskosten für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zwischen Januar und August im Bundesdurchschnitt um über acht Prozent. Die Gaspreise für Haushalte haben damit nach den Berechnungen von Verivox ein „Fünf-Jahres-Hoch“ erreicht. Zuletzt sei Haushaltsgas im Januar 2016 so teuer gewesen.

Keine Gaspreissenkungen in Aussicht

„Die niedrigen Stände der Gasspeicher in Deutschland und die weltweit steigende Gasnachfrage haben die Spotmarktpreise für Gas im Laufe des Jahres mehr als verdoppelt. Dieser Anstieg wirkt sich langsam auf die Gaspreise für die privaten Verbraucher aus“, sagte Storck.

Hintergrund der Entwicklung: Nach einem coronabedingten Rückgang im Frühjahr 2020 wuchs die Gasnachfrage 2021auf den größten europäischen Märkten stark. Hinzu kommt, dass China in den ersten fünf Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr Gas eingeführt hat. Nach einem milden Winter 2019/20 folgte ein vergleichsweise harter Winter 2020/21. In diesem Frühjahr und Sommer müssen deshalb Speicher weltweit gefüllt werden.

Bisher hat laut Verivox kein regionaler Gasversorger für die kommenden Monate Gaspreissenkungen in Aussicht gestellt. Dagegen hätten aktuell 31 regionale Gasversorger für August, September und Oktober Preiserhöhungen von durchschnittlich neun Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (Einfamilienhaus) entspreche das Mehrkosten von 128 Euro jährlich.

Auch beim Strom ist der Trend eindeutig: Die Preise steigen. Laut Verivox-Verbraucherpreisindex ist der durchschnittliche Preis für eine Kilowattstunde Strom im August auf durchschnittlich 30,4 Cent gestiegen – ein neuer Rekord. Vor einem Jahr lagen die Kosten noch bei 28,75 Cent. Auf Jahressicht bedeutet das einen Anstieg von 5,7 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren hat der Strompreis um ein Viertel zugelegt, seit der Jahrtausendwende müssen Verbraucher mehr als das Doppelte für Strom aufwenden.

„Der starke Strompreisanstieg der letzten 20 Jahre geht vor allem auf stetig steigende Steuern, Abgaben und Umlagen in diesem Zeitraum zurück“, sagt Storck. „Solange der Gesetzgeber hier nicht nachjustiert, werden Haushalte auch in Zukunft nicht nachhaltig beim Strom entlastet.“

Verbraucher erwarten „Rekordstrompreise“

Das Thema wird auch die nächste Bundesregierung beschäftigen: Entlastungen bei den Steuern, Abgaben und Umlagen, die den Strompreis belasten, stehen in allen Wahlprogrammen. Die Finanzierung jedoch dürfte Probleme bereiten. Die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Gebäude allein dürften nicht reichen, um eine grundlegende Trendumkehr bei den Strompreisen zu ermöglichen.  

Starker Treiber für den aktuellen Strompreisanstieg sind allerdings nicht die staatlichen Umlagen und Abgaben, sondern die Großhandelspreise. Diese sind im Jahresverlauf deutlich angestiegen und laut Verivox derzeit so hoch wie zuletzt im März 2013. Während der mengengewichtete Durchschnittspreis an der Strombörse EEX im Januar 2021 noch bei 45,29 Euro je Megawattstunde lag, waren es im Juli schon 50,81 Euro. Damit sind die Kosten der Versorger seit Anfang des Jahres um zwölf Prozent gestiegen.

„Die Preise, die Kraftwerksbetreiber für Verschmutzungsrechte zahlen müssen, sind zuletzt deutlich gestiegen. Seit Jahresbeginn um rund 60 Prozent. Darüber hinaus belasten höhere Brennstoffkosten die Großhandelspreise. Dieser Anstieg wird nach und nach an die Verbraucher weitergegeben“, sagt Storck.

In diesem Jahr müssten Stromverbraucher „mit Rekordstrompreisen rechnen“, sagte Steffen Suttner von Check24. Seine Hoffnungen ruhen auf einem Wegfall der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Eine Familie würde so 387 Euro im Jahr sparen“, rechnet Suttner vor. Dabei unterstellt er einen Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden.  

Tarifwechsel kann Kosten erheblich senken

Sind Strom- und Gasverbraucher den Preiserhöhungen machtlos ausgeliefert? Es gibt durchaus Möglichkeiten, die Kosten zu senken. Das gilt insbesondere für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Strom und Gas zu den oftmals sehr teuren Grundversorgungstarifen beziehen.

„Die Wechselwilligkeit der Strom- und Gaskunden ist noch immer nicht sehr ausgeprägt. Es gibt immer noch diffuse Ängste“, sagt Leonora Holling vom Bund der Energieverbraucher. Die Menschen glaubten, bei einem Wechsel könnten sie ohne Strom oder ohne Gas dastehen. Solche Ängste seien aber unbegründet.

„Ich kann daher nur dazu raten, den Grundversorgungstarif kritisch zu prüfen und mit anderen Angeboten zu vergleichen. So lässt sich eine Menge Geld sparen“, sagt Holling und empfiehlt, neue Verträge nur mit einer Laufzeit von zwölf Monaten abzuschließen.

Mehr: Anstieg der Verbraucherpreise auf einem 30-Jahres-Hoch

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5 Kommentare zu "Energiepreise: Strom und Gas werden teurer – So können Verbraucher gegensteuern"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Joachim Zuckschwerdt
    Frankreich? - ist egal
    überall ist der Strom billiger - weil die Politiker dort pragmatisch sind.
    Die ideologisch orientierte, chaotische deutsche Politik macht für uns nicht nur den Strom richtig teuer.
    Wir werden über die CO2-Greta-FFF-Abgabe in allen Lebensbereichen abgezockt - für alle Produkte und Dienstleistungen wird Energie benötigt. Nur die Diäten der Politiker steigen stärker als die Inflation!
    Und unsere Bärbock erhielt noch 1.500 Euro Corona-Hilfe bei über 15.000 Gehalt!
    Da weinen die deutschen Rentner!

  • Die EU-Warenverkehrsfreiheit gilt ja leider nicht für Strom. Sonst wäre ich schon längst zu einem französischen Kernenergie-Versorger gewechselt.

  • Der Artikel ist die reinste Märchenstunde.
    Je nach Wohnort hat der Verbtaucher lediglich nur 3 oder 4 Stromanbieter. Meistens sind dann 2 oder 3 Anbieter miteinander verwandt. (Tochter-bzw. Schwersterunternehmen)
    Dadurch ist der genannte Wettbewerb ausgeschaltet, da der oder auch die verbleibenden Anbieter keinen Grund sehen, kostengünstiger an zu bieten.
    Fazit: Wo also bitte gegensteuern.
    Hier ist wieder der beste Beweis dafür gegeben, wie Versorgungsunternehmen und die Politiker zusammen arbeiten; wahrscheinlich zum Wohle der eigenen Brieftasche,(Geldbörse wäre zu klein)
    Wieder ein Beweis für die großartige Lobbyarbeiten in Berlin.
    the stupid german.

  • Einige Verbraucher, zumindest die mit Eigenheim, könne mit eigener PV-Anlage gegensteuern und einer Wärmepumpe anstatt Gasheizung. Finanziert und bezuschusst über KFW / BAFA, kostet das Ganze kaum und wird durch Einpsarungen vs. Zins & Tilgung zum Nullsummenspiel. Am Ende hat man sein ökologisch betriebenes Haus für Umme!

  • (...) Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

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