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Folgen des Coronavirus Sorgen um Güterverkehr wachsen – „Noch halten die Lieferketten“

Bislang kommen Lebensmittel und Medikamente überall in Deutschland an. Doch Staus an den Grenzen und Quarantänemaßnahmen können Logistiker an ihre Grenzen bringen.
17.03.2020 - 16:14 Uhr Kommentieren
Corona-Krise: Grenzschließung befeuert Sorge um Warenzufuhr Quelle: dpa
Deutsch-dänische Grenze in Flensburg

Beamte der Bundespolizei haben an der deutsch-dänischen Grenze einen Kontrollpunkt für aus Dänemark kommende Autofahrer eingerichtet.

(Foto: dpa)

Düsseldorf
Drei Stunden und sechs Minuten Lkw-Wartezeit in Basel bei der Einreise nach Deutschland, eine Stunde und neun Minuten beim österreichischen Grenzübergang Passau, eine Stunde und zehn Minuten hinter dem französischen Straßburg – wer am Montagmittag die Telematik-Daten des Softwareanbieters Sixfold im Auge behielt, dem bot sich auf einen Blick ein konkreter Überblick, was die Grenzschließungen innerhalb Europas im Verkehr anrichten.

An Polens Grenze versagte selbst die Telematik-Vorhersage. Schon am frühen Dienstagmorgen stauten sich auf der A4 bei Görlitz Autos und Lastwagen über 20 Kilometer.

Seit am Wochenende die Grenzen rund um Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie scharf kontrolliert werden, wächst bei Transport- und Logistikunternehmern die Sorge um den internationalen Güterverkehr.

„Noch halten die Lieferketten in den stark beanspruchten Branchen Lebensmitteleinzelhandel und Pharmazie“, berichtet Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr (BGL). „Doch nur unter einem enormen Einsatz von Fahrern und Unternehmen.“

Und wohl auch, wie es beim Speditionsverband DSLV heißt, weil durch die gesetzlich verordnete Schließung etwa von Modeläden oder Restaurants Frachtkapazitäten frei werden. Nach dem Beginn der Einreisebeschränkungen an der deutschen Grenze zu Dänemark sei die Situation entspannt, heißt es bei der Polizei. Der Verkehr habe merklich abgenommen.

Dennoch droht im Lkw-Verkehr ein sich verschärfender Fahrermangel. „Sobald polnische oder tschechische Fahrer von ihrem Einsatz in Deutschland nach Hause kommen, müssen sie in eine zweiwöchige Quarantäne“, bemängelt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Zwar seien Erleichterungen der dortigen Behörden zugesagt. „Das funktioniert aber uneinheitlich bis gar nicht“, kritisiert er.

Als Gegenmaßnahme berät man beim BGL mit den staatlichen Behörden über die Einrichtung von fünf sogenannten Notfallzentren. Sie sollen Fahrer etwa vom Hamburger Hafen, wo nur wenig Fracht aus China angelangt, an Lebensmittelhändler wie Rewe, Aldi oder Lidl vermitteln. „Das regelt der Markt nicht allein“, glaubt Engelhardt.

Eisenbahnanbieter als Alternative

Andere Länder reagieren mit gesetzlichen Erleichterungen. So hat Österreich bereits die sonst üblichen Lenk- und Ruhezeitbestimmungen für Lkw-Fahrer für bis zu 30 Tage ausgesetzt. In Deutschland werde über ähnliche Maßnahmen diskutiert, heißt es nun beim deutschen Güterkraftverkehrsverband.

Als Alternative empfehlen sich unterdessen die Eisenbahnanbieter. Die alpenquerende Schweizer Hupac etwa, die Frachtcontainer und komplette Lkw-Auflieger transportiert, fährt nach eigenen Angaben weiterhin nach Plan. Das gelte auch für die mehr als 110 Züge pro Woche im Italien-Verkehr.

Auch TX-Logistik in Bad Honnef, Frachttochter der italienischen Staatsbahn, fährt nach eigener Auskunft weiterhin europaweit. Die Lage sei zwar sehr herausfordernd, heißt es in der Zentrale, aber zurzeit laufe alles. „Unsere Containerzüge fahren“, berichtet gleichlautend eine Sprecherin der Hamburger Hafengesellschaft HHLA. Deren Bahntochter Metrans bietet Verbindungen vor allem nach Mittel-, Ost- und Südosteuropa.

Handelsblatt Morning Briefing - Corona Spezial

Freie Kapazitäten gebe es genug, heißt es beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen. Im NEE sind die Privatbahnen organisiert, die rund die Hälfte aller Gütertransporte auf der Schiene in Deutschland abwickeln.

In Deutschland gibt es über 200 Terminals, in ganz Europa 1200 Anlagen, auf denen Container oder Lkw-Auflieger umgeladen und selbst ganze Fahrzeuge auf Eisenbahnwaggons verladen werden können.

„Luftbrücke“ in Sicht?

Lob für die Logistik gab es am Montag von VW-Chef Herbert Diess. „Für uns ist es wichtig, dass die Warenströme offen bleiben“, sagte er am Telefon. „Das gelang bislang sehr gut.“

So warnen Logistiker vor Panikmache. „Einige Medien schreiben von ‚Luftbrücken‘, um die Versorgung aufrechtzuerhalten“, monierte eine Sprecherin der Hamburger Hafengesellschaft HHLA.

Dabei habe man sich gut vorbereitet, um die durch die Ausbreitung der Coronapandemie entstandene außergewöhnliche Lage zu meistern. „Auf den HHLA-Anlagen in den Häfen Hamburg, Odessa und Tallinn ist ein stabiler Betrieb gewährleistet“, versicherte Vorstandschefin Angela Titzrath.

Richtig ist aber auch: Aufgrund von Chinas Produktionsengpässen im Februar kommen in Deutschlands Häfen weniger Schiffe an. Um 20 bis 30 Prozent werde der Umschlag im März und April sinken, erwartet etwa die Bremische Hafenvertretung BHV.

Für die Versorgung mit eiligen Zuliefer- und Ersatzteilen wird voraussichtlich zusätzlicher Luftfrachtverkehr gebraucht. „Es ist jetzt notwendig“, fordert deshalb Fraport-Chef Stefan Schulte, „dass Flughäfen und Airlines eine Mindestkonnektivität aufrechterhalten können.“

Mehr: Der Staat muss in der Coronakrise bei Rettungsgeldern genau hinschauen, meint Handelsblatt-Reporter Christoph Schlautmann.

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