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Luftfahrt Fraport-Chef glaubt an Sommer-Aufschwung – trotz Hygienevorgaben und wachsendem Wettbewerb

Der Frankfurter Flughafen rechnet mit deutlich mehr Passagieren ab dem Sommer. Fraport-Chef Stefan Schulte ist trotz einiger Hürden optimistisch.
30.04.2021 - 15:36 Uhr Kommentieren
Das größte deutsche Drehkreuz leidet wie die gesamte Luftfahrt unter der Pandemie. Quelle: Caro / Sorge
Leeres Terminal am Frankfurter Flughafen

Das größte deutsche Drehkreuz leidet wie die gesamte Luftfahrt unter der Pandemie.

(Foto: Caro / Sorge)

Frankfurt Stefan Schulte, der Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, glaubt daran, dass Urlaub in diesem Jahr wieder möglich sein wird. „Ich bin durchaus optimistisch. Es gibt deutliche Fortschritte bei den Impfungen, wir werden im Sommer einen signifikanten Rückgang der Inzidenz sehen, ein großer Teil der Bevölkerung ist dann geimpft“, sagte der Manager im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Insofern wird ein sicherer Urlaub auch an Warmwasserzielen möglich sein.“

Die Branche sei auf ein deutliches Passagierwachstum vorbereitet, auch bei erhöhten Corona-Schutzmaßnahmen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Prozesse nach der Pandemie reibungslos laufen werden“, sagte Schulte: „Ich rechne auch nicht damit, dass sich die Standzeiten der Flugzeuge wegen der Hygienemaßnahmen verlängern werden und es deshalb zu Staus kommt.“

Vertreter der Luftfahrtbranche warnen seit Längerem, dass die strengen Hygienevorgaben die Prozesse an den Flughäfen verzögern könnten. Unter anderem verwiesen sie auf das Beispiel London Heathrow, wo sich kürzlich wegen der intensiven Überprüfungen lange Schlangen vor der Grenzkontrolle bildeten.

„Das Reiserlebnis am Flughafen muss passen und gut sein“, mahnt Christophe Mostert von der auf Luftfahrt spezialisierten Beratungsgesellschaft M2P Consulting aus Frankfurt. Das sei schon vor der Pandemie ein Problem gewesen, weil das Passagieraufkommen so groß war. „Nach der Pandemie wird das noch schlimmer werden. Die Menschen wollen berührungslose Prozesse.“

Weit und breit seien keine Lösungen in Sicht, auch weil die Politik das Thema nicht adressiere, so Mostert weiter: „Die Sicherheitskontrollen und die Einreise könnten längst flächendeckend über moderne Technologien weitgehend ohne Berührung ablaufen. Aber seit Jahren wird hier nicht entschieden.“

Fraport-Chef Schulte gibt gleichwohl Entwarnung. Es werde ein Mix geben aus Hygienevorschriften, die schnell umgesetzt werden könnten, und vorgelagerten Prozessen wie zum Beispiel das frühzeitige Hochladen von Dokumenten.

Umbau der Sicherheitskontrollen

Auch beim Thema Sicherheitskontrollen, die bisher in voller Verantwortung des Bundes liegen, tut sich laut Schulte einiges: „Bei den Sicherheitskontrollen sind wir kurz davor, die Verträge mit den Behörden zu unterzeichnen. Wir werden also hier mehr Verantwortung bekommen.“ Zudem wolle man die Sicherheitskontrollen so verlegen, dass Passagiere, die zwischen Flugsteig A und B umsteigen, nicht erneut durch die Sicherheitskontrollen müssten. „Wir arbeiten daran, dass das Produkt in Frankfurt noch besser wird.“

Fraport leidet wie die gesamte Luftverkehrsbranche unter den Folgen der Pandemie. Im vergangenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen, das mehrheitlich dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt gehört, erstmals seit rund 20 Jahren rote Zahlen geschrieben. Das Konzernergebnis betrug minus 690 Millionen Euro. Der Umsatz halbierte sich auf 1,45 Milliarden Euro.

Für 2021 erwartet Schulte am größten deutschen Drehkreuz 20 bis 25 Millionen Fluggäste – nach über 70 Millionen im Vorkrisenjahr 2019. Trotz einer wieder leicht steigenden Zahl will der CEO an dieser Aussage vorerst nicht rütteln. „Entscheidend ist zudem, wann es wieder mehr interkontinentale Flüge geben wird. Die einen schätzen, dass diese Märkte in zwei Monaten wieder öffnen, andere gehen davon aus, dass das erst in vier bis sechs Monaten geschehen wird.“

Bilanziell kann das Unternehmen die langsame Erholung verkraften, versicherte der Manager: „Wir sind bis in das Jahr 2023 durchfinanziert.“ Dennoch will sich das Management auf der Hauptversammlung Anfang Juni ein genehmigtes Kapital in Höhe von fast 460 Millionen Euro einräumen lassen. Das ist fast die Hälfte des aktuellen Grundkapitals.

Schwere Zeiten für den Flughafenbetreiber Fraport. Im vergangenen Jahr schrieb er erstmals seit 20 Jahren rote Zahlen. Quelle: imago images / STAR-MEDIA
Fraport-Chef Stefan Schulte

Schwere Zeiten für den Flughafenbetreiber Fraport. Im vergangenen Jahr schrieb er erstmals seit 20 Jahren rote Zahlen.

(Foto: imago images / STAR-MEDIA)

„Es ist eine Art Sicherheitsmaßnahme. Es gibt aktuell keine konkreten Pläne für eine Kapitalerhöhung“, sagte Schulte. Aber schon die Zustimmung der Aktionäre sei ein wichtiges Signal an den Kapitalmarkt. „Unsere Gesellschafter stehen zu dem Unternehmen. Das zahlt sich für uns am Anleihemarkt aus.“

Konkurrenzkampf zwischen den großen Flughäfen dürfte zunehmen

Fraport werde deutlich gestärkt aus der Krise herauskommen, glaubt der CEO: „Das müssen wir auch, denn der Markt wird schwieriger und anspruchsvoller sein.“ Luftfahrtexperten erwarten, dass der Wettstreit zwischen den großen Flughäfen zunehmen wird. Einer chinesischen Airline, die Europa ansteuert, ist es zum Beispiel relativ egal, ob deren Flugzeuge in Frankfurt, Paris oder Amsterdam landen. Der Aufwand ist nahezu gleich. Hinzu kommt: Die Gebühren werden stark unter Druck stehen. Gerade erst hat die britische Aufsicht CAA dem Londoner Flughafen Heathrow eine beantragte Gebührenerhöhung versagt.

„Es gehen die großen Flugzeuge wie die A380 raus, der Markt wird kleiner, die Fluggesellschaften sind hochverschuldet und wollen niedrige Gebühren“, sagte Schulte. Es sei klar, dass der Druck auf die Flughäfen und auch der Wettbewerb zwischen den Airports noch mal größer werde.

Zudem ist noch nicht ganz klar, welche langfristigen Folgen die Pandemie auf die Flughäfen haben wird. Der Frankfurter Airport hängt stark von Langstreckenverbindungen ab und hat sich vor Jahren mit zusätzlichen Fluggastbrücken für den Super-Jumbo A380 gerüstet. Zwar hat Emirates aus Dubai gerade angekündigt, mit diesem Jet nun doch wieder Frankfurt ansteuern zu wollen.

Doch die Heimat-Airline Lufthansa plant aktuell nicht mehr mit dem Doppelstöcker. „Es wird weiterhin Airlines geben, die mit dem A380 nach Frankfurt kommen. Es kann aber sein, dass wir irgendwann die eine oder andere dritte Fluggastbrücke abbauen, wenn sich zeigen sollte, dass der Bedarf nicht mehr groß genug ist“, sagte Schulte.

An anderer Stelle könnte die Pandemie aber auch etwas Gutes haben. „Ein Thema, das uns beschäftigt, ist die Frage, inwieweit Menschen künftig noch in die City gehen“, so Schulte: „Vielleicht kaufen sie zum Beispiel ihre Anzüge in Zukunft lieber direkt am Flughafen im Kontext ihrer Flugreise. Es kann sein, dass wir bei solchen Themen zu den Gewinnern gehören werden.“
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