Modemarkt Boss will mit Anzügen für 399 Euro punkten

Die deutsche Modemarke will künftig das Einstiegssegment stärker besetzen.
Düsseldorf Auf dem Heimatmarkt von Hugo Boss läuft es nicht rund. „In Deutschland konnte ein Umsatzplus im eigenen Einzelhandel ein weiterhin schwieriges Großhandelsgeschäft nicht vollständig kompensieren“, sagte Vorstandschef Mark Langer dem Handelsblatt. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. Bereits 2018 war der Umsatz in Deutschland um vier Prozent auf 429 Millionen Euro zurückgegangen.
Deshalb will Langer jetzt gegensteuern – mit preisgünstigeren Anzügen für die deutschen Handelspartner. Ab Juni soll es wieder Boss-Anzüge für 399 Euro geben. Bisher war der günstigste Anzug der Marke aus Metzingen bei Stuttgart erst für 499 Euro zu haben. „Die neue Einstiegspreislage von 399 Euro für den deutschen Großhandel wird uns helfen, dort verlorene Marktanteile zurückzugewinnen“, sagte Langer.
Von der bisherigen Hochpreis-Strategie haben die Konkurrenten profitiert. So konnten Marken wie Joop, Roy Robson und Drykorn Marktanteile gewinnen. Doch einen Umsatz-Effekt wird die neue Boss-Kollektion erst ab der zweiten Jahreshälfte haben. Denn die Anzüge werden gerade erst geordert und kommen frühestens in knapp einem halben Jahr in den Handel. Außerdem wird es die neue Sonderkollektion nur bei Handelspartnern und nur in Deutschland geben – also weder in den eigenen Boss-Stores noch im Online-Geschäft.
Das ist nicht die einzige Baustelle Langers. Ihm ist es zwar gelungen, nach der Gewinnwarnung seine angepasste Prognose für 2019 einzuhalten, wie die heute veröffentlichten vorläufigen Zahlen zeigen. So ist der Umsatz im niedrigen einstelligen Bereich um drei Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro gestiegen. Und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 333 Millionen Euro im prognostizierten Korridor. Außerdem wachsen das Online- und das Chinageschäft zweistellig.
Doch in Hongkong und in Nordamerika läuft es weiter schlecht. „Ich denke, dass wir auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt in der vergangenen Herbst-Winter-Saison den Tiefpunkt der Umsatzentwicklung gesehen haben“, ist Langer überzeugt. Er sei zuversichtlich, dass der neue Amerika-Chef das Geschäft, das stark vom Großhandel abhängig sei, wieder auf Erfolgskurs bringen kann. Das werde aber nicht einfach sein, räumt er ein.
Anleger reagieren enttäuscht
Vor allem muss es Langer aber gelingen, die Gewinn-Marge wieder zu steigern. Er hatte ursprünglich das Ziel ausgegeben, bis 2022 eine Ebit-Marge von 15 Prozent zu erreichen. Doch im November wollte er sich nicht mehr auf das Jahr 2022 festlegen. Die Anleger reagierten enttäuscht und ließen den Aktienkurs nach der Gewinnwarnung vom Oktober erneut rutschen.
Doch Langer ist davon überzeugt, dass es wieder aufwärts geht: „Im vierten Quartal haben wir die Ebit-Marge deutlich verbessert. Auch in den kommenden Quartalen werden wir konsequent daran arbeiten, die Profitabilität weiter zu verbessern.“ Im gesamten Jahr 2019 lag sie nur bei 11,5 Prozent.
Zur weiteren Prognose für das laufende Jahr will er sich erst äußern, wenn er am 5. März die endgültigen Geschäftszahlen vorlegt. Aber Langer machte klar: „Unser mittelfristiges Ziel bleibt es, eine Ebit-Marge von 15 Prozent zu erreichen.“ Langers Vertrag läuft noch rund zwei Jahre.
Die Aktionäre hoffen vor allem, dass es Langer gelingt, den Börsenkurs wieder zu steigern. Seit er im Mai 2016 den Chefposten übernahm, ist der Kurs von über 60 Euro auf heute knapp über 45 Euro gesunken.
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