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Autobauer Nissan schreibt tiefrote Zahlen – 3000 Jobs in Barcelona fallen weg

Künftig wollen die Japaner ein Fünftel weniger Fahrzeuge herstellen. Mehrere Nissan-Werke sollen geschlossen werden, unter anderem in Spanien.
28.05.2020 Update: 28.05.2020 - 14:05 Uhr Kommentieren
Der Autobauer kündigt die Schließung des Werkes an, was den Wegfall von rund 3000 Arbeitsplätzen bedeutet. Quelle: dpa
Nissan-Mitarbeiter in Barcelona

Der Autobauer kündigt die Schließung des Werkes an, was den Wegfall von rund 3000 Arbeitsplätzen bedeutet.

(Foto: dpa)

Tokio Ein umfassender Sanierungsplan kommt den japanischen Autobauer Nissan teuer zu stehen. Am Donnerstag bilanzierte das Unternehmen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr einen Reinverlust von 671 Milliarden Yen, umgerechnet 5,65 Milliarden Euro. 2018 stand noch einen Gewinn von 319 Milliarden Yen zu Buche. Doch für den zweithöchsten Verlust der Firmengeschichte war nur zum kleineren Teil die Coronakrise verantwortlich.

Zwar sorgte die Covid-19-Pandemie dafür, dass Nissans Verkäufe um 10,6 Prozent auf 4,9 Millionen Autos einbrachen und der schon kriselnde Hersteller in die Verlustzone geriet. Doch die Sanierungskosten und vor allem Abschreibungen auf Fabriken und Produktionslinien, die Nissan schließen will, trugen 603 Milliarden Yen zum Absturz bei. Denn der Renault-Partner Nissan will seine Produktionskapazitäten bis 2023 drastisch um 20 Prozent auf 5,4 Millionen Autos senken.

In Europa wird Nissan ein unterlastetes Werk in Barcelona schließen, ein weiteres in Indonesien. In den USA werden hingegen nur Produktionslinien stillgelegt und die Produktion neu organisiert. Doch Unternehmenschef Makoto Uchida wollte von einer lebensbedrohlichen Krise nichts wissen. Dabei ist der Verlust fast so hoch wie 1999, als Renault mit dem geschassten früheren Nissan- und Renault-Chef Carlos Ghosn bei den Japanern als Retter einsprang.

„Ich werde alle Anstrengungen unternehmen, Nissan wieder auf einen Wachstumspfad zurückzulenken“, versprach Uchida auf einer online übertragenen Pressekonferenz zum bereits zweiten Sanierungsplan in einem Jahr. Sein Unternehmen habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, als das Unternehmen den Absatz auf Kosten der Gewinne in die Höhe trieb. „Dieses Mal ist der Hauptfokus nicht die Restrukturierung, sondern die Schaffung einer gesunden Basis, um uns für die Zukunft vorzubereiten“, so Uchida.

Zwar sind Absatz und Gewinne bereits seit mehreren Jahren gesunken, weil Nissan nach der schnellen Expansion und einer Skandalserie in Japan lange kaum noch neue Modelle in den Markt gebracht hat. Doch den großen Unterschied zur Krise vor 20 Jahren sieht Uchida in Nissans Liquidität. „Wir haben genügend Bargeld, um unsere Zahlungsverpflichtungen zu bedienen.“

Tatsächlich hat Nissan nach der erfolgreichen ersten Sanierung durch Ghosn trotz mehrjähriger Krise netto noch 1,1 Billionen Yen an Barreserven in der Bilanz stehen. Dazu addiert sich ungenutzte Kreditlinien von 1,3 Billionen Yen und weitere 713 Milliarden Yen, die Nissan als Coronahilfe eingeworben hat.

Ein Analyst sieht dennoch keinen Grund zur Entwarnung. Den Cashflow könne man nicht „reichlich“ nennen. Anders als Toyota habe Nissan kein Geld, seinen Lieferanten, die in der Coronakrise leiden, über Finanzengpässe hinwegzuhelfen. Zudem verbrennt ein Autohersteller schnell sehr viel Geld. Nissans Nettobargeldvermögen ist 2019 bereits um ein Drittel geschrumpft, und dies ganz ohne eine Coronakrise.

Nissan will die Allianz mit Renault besser nutzen

Doch anders als vor 20 Jahren hat Nissan dieses Mal zwei Faktoren auf der Habenseite, die damals fehlten: die französisch-japanische Dreier-Allianz mit Renault und Mitsubishi Motors und nach einer mehrjährigen Produktflaute eine gut gefüllte Modellpalette. Die Allianz hat bereits am Mittwoch eine neue Struktur vorgestellt, die die Integration und Arbeitsteilung der drei börsennotierten Konzerne verstärkt.

So werden künftig nicht nur die Plattformen, sondern auch Strukturteile der Karosserie gemeinsam entwickelt, um die Kosten zu senken. Außerdem teilen die drei Hersteller die Produktpalette unter sich auf. Renault wird die Plattformen für die kleineren A- und B-Segmente für alle drei Partner entwickeln, Nissan die Plattformen für Elektroautos und das größere C/D-Segment, auf der Beispielsweise der SUV X-Trail gebaut wird.

Allein dadurch wollen die Partner die Entwicklungskosten für neue Modelle um 40 Prozent senken. Unter anderem sollen Verwaltungskosten dadurch gespart werden, dass jeder Partner in seinen starken Regionen die Leitung übernimmt. Nissan hat dabei die Führung in seinen drei Hauptmärkten China, USA und Japan, auf die er nun seine Kräfte konzentrieren will.

Doch die eigentliche Wende soll eine Produktoffensive mit zwölf neuen Modellen in den kommenden 18 Monaten bringen, auf die die Händler lange warten. Dabei wird Nissan vor allem auf elektrifizierte Antriebe und sein Fahrassistenzsystem ProPilot setzen. Bis 2023 will Nissan nicht nur acht reine Elektroautos in den Markt einführen, um seine bisherige Führung zu verteidigen. Zusammen mit seinem Hybridantrieb e-Power will der Konzern in Japan 60 Prozent und in Europa 50 Prozent seiner Autos elektrifiziert verkaufen.

Für dieses Jahr traut sich Nissan wegen der Coronakrise noch keine Prognose zu. Aber für 2021 gibt Uchida eine Gewinnmarge von zwei Prozent als Ziel vor. In dem Jahr will er auch wieder einen positiven Cashflow erzielen. Für 2023 peilt Nissan eine Gewinnmarge von fünf Prozent sein. Der globale Marktanteil soll bis dahin von derzeit 5,8 auf 6 Prozent steigen. Und er macht seiner Belegschaft Mut: „Ich bin sicher, dass wir das volle Potenzial von Nissan herausarbeiten können.“

Mehr: Easyjet plant den Abbau von bis zu 4500 Stellen.

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