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Drohende Fahrverbote Konzerne wollen ihre Diesel-Dienstwagen behalten

Auch nach dem Urteil über Fahrverbote in Städten zweifeln Unternehmen nicht an ihren Dienstwagen mit Dieselantrieb. Doch es gibt Ausnahmen.
01.03.2018 - 18:37 Uhr Kommentieren
Dieselfahrzeuge dominieren in deutschen Unternehmen. Quelle: picture alliance / SvenSimon
Dienstwagen-Fuhrpark

Dieselfahrzeuge dominieren in deutschen Unternehmen.

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Düsseldorf Der Treibstoff ist preiswert, weil steuerlich begünstigt, die Laufleistung hoch, die Reichweite ansehnlich: Der Dieselantrieb ist in vielen deutschen Unternehmen seit Jahrzehnten der Favorit. Von den rund 4,8 Millionen zugelassenen Dienstwagen hierzulande tanken mehr als 80 Prozent Diesel, errechnete die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) im vergangenen Jahr.

Daran wird auch das Urteil über grundsätzliche Diesel-Fahrverbote erst einmal nichts ändern, zeigt eine Umfrage des Handelsblatts. Zwar schauen die Flottenmanager genau darauf, wie und wann die rund 70 betroffenen Städte von Kiel bis München das Leipziger Urteil umsetzen werden.

Einen harten Ausstieg aus dem Dieselantrieb plant bisher aber keines der befragten Unternehmen. Die meisten wollen zunächst abwarten, wie sich die Entscheidung der Richter konkret auswirkt – und setzen bisher nur vereinzelt auf alternative Antriebe wie Elektro- oder Hybridmotoren.

„Wir sind mit dem Diesel-Urteil unglücklich“, sagte Marc-Oliver Prinzing, Vorsitzender des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, dem Handelsblatt. Es gebe derzeit noch zu viele offene Fragen, zum Beispiel zum Umfang, der Dauer und der Ausgestaltung von Fahrverboten.

Einen kompletten Ausstieg aus dem Diesel hält auch er in vielen Fällen für wenig bis gar nicht praktikabel. „Für einen Außendienstmitarbeiter, der im Jahr 30.000 Kilometer zurücklegt, kommt ein Elektroauto mit vielleicht 500 Kilometern Reichweite pro Ladung einfach nicht in Frage.“ Das Problem binde viele Unternehmen weiter an den Diesel.

Dazu kommt: Die meisten Firmenfahrzeuge dürften ohnehin nicht von Fahrverboten betroffen sein, da sie die Abgasnorm Euro-6 erfüllen. Schon lange vor dem Urteil haben viele Unternehmen damit begonnen, ihre alten Dieselfahrzeuge gegen neuere zu ersetzen. So beträgt der Anteil der Euro-6-Modelle beim Energieversorger RWE derzeit 95 Prozent, bei rund 650 Dieselfahrzeugen im Konzern.

Ähnlich sieht es beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer aus, bei dem rund 90 Prozent der Dieselfahrzeuge bereits Euro-6 entsprechen. Beim Schraubenhersteller Würth, dem Unternehmen mit der deutschlandweit wohl größten Vertriebsmannschaft, sind es sogar 100 Prozent, bei rund 4000 Fahrzeugen. „Wir haben uns bereits frühzeitig auf die Problematik eingestellt“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens.

Beim Industriekonzern Thyssen-Krupp dagegen entspricht noch jedes vierte eingesetzte Dieselfahrzeug der von Fahrverboten bedrohten Euro-5-Norm. In den kommenden zwei Jahren sollen diese Modelle ausgetauscht werden. „Einen kompletten Ausstieg aus der Dieseltechnologie haben wir derzeit nicht geplant“, erklärte das Unternehmen auf Anfrage. Im Schnitt halten die befragten Firmen ihre Dienstwagen zwischen zwei und vier Jahren – treten also in ein bis zwei Jahren tatsächlich Fahrverbote in Kraft, dürften die meisten älteren Modelle bereits ausgetauscht sein.

Trotz der Sicherheit, in der sich die Konzerne mit ihren Euro-6-Dieseln noch wiegen können, experimentieren viele von ihnen schon länger mit alternativen Antrieben zum Verbrennungsmotor. Thyssen-Krupp etwa bietet innerbetriebliches Carsharing mit etlichen rein elektrisch betriebene Autos wie dem E-Smart oder dem BMW i3 an.

Allerdings wird das Gros der Dienstfahrzeuge von Service- und Wartungsmitarbeitern genutzt, die im Jahr durchschnittlich 30 000 Kilometer fahren. „Viele heutige elektrische Modelle entsprechen noch nicht den Anforderungen“, teilte ein Sprecher mit. „Wir erwarten hier jedoch eine dynamische Entwicklung bei den Modellen.“

Die Reichweite gilt vielen Flottenmanagern derzeit als entscheidendes Kriterium bei einem möglichen Umstieg auf Elektromotoren. So prüft auch der Energieversorger RWE schon länger, wie sich elektrisch betriebene Fahrzeuge in das eigene Mobilitätskonzept integrieren lassen. „Derzeit denken wir über alternative Konzepte nach“, heißt es aus dem Unternehmen: „Weg vom klassischen Dienstwagen hin zum Beispiel zu Mobilitätsbudgets.“

Der Konsumgüterhersteller Henkel hat seit 2012 rund 25 Elektrofahrzeuge in seinen Fuhrpark aufgenommen und betreibt dafür eine eigene Ladeinfrastruktur, einige davon in Kooperation mit der öffentlichen Hand. Die Mitarbeiter können selbst entscheiden, welchen Antrieb ihr Wagen haben soll.

Marc-Oliver Prinzing vom Bundesverband Fuhrparkmanagement gibt in Bezug auf Elektroautos zu Bedenken: „Die meisten Hersteller sind hier noch im Stadium der Ankündigung – in der Praxis dürfte die Entwicklung etwas langsamer ablaufen.“

Um die Wende zu beschleunigen, setzen einige Konzerne ihren Mitarbeitern konkrete Anreize für den Umstieg auf alternative Antriebe. So finanziert die Deutsche Bahn der Belegschaft auf Wunsch nicht nur den Kauf eines E-Autos, sondern auch die Installation der Ladeinfrastruktur zu Hause.

Das Unternehmen fördert damit nach eigener Einschätzung „wie kein anderer Konzern in Deutschland die Nutzung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen als Firmenwagen“. Allerdings: Von den 17.000 Fahrzeugen, die die Deutsche Bahn in ihrer Flotte unterhält, sind die meisten Nutzfahrzeuge. Und die tanken klassischerweise immer noch Diesel.

Beim Energiekonzern Eon steht das Thema Kohlenstoffdioxid-Ausstoß im Vordergrund. So gibt es eine Art Bonus-Malus-Regelung, soll heißen: Je höher der CO2-Ausstoß eines Dienstwagens ist, desto höher auch der Eigenanteil des Nutzers.

In Sachen alternative Antriebe ist wohl kein Unternehmen hierzulande so weit wie die Deutsche Post. Grund ist die Produktion des Elektro-Lieferfahrzeugs „Streetscooter“, die der Konzern schon vor mehr als drei Jahren unter Eigenregie gestartet hat. „Langfristig wollen wir von dem Fahrzeug jährlich mehr als 100.000 Stück produzieren“, sagte eine Firmensprecherin in Bonn.

Der Nachholbedarf ist allerdings immer noch erheblich. Von den 49.000 Zustellfahrzeugen der Post in Europa besitzen nur gut 5000 einen Elektroantrieb. Den soll es demnächst allerdings auch verstärkt in der Dienstwagenflotte geben. „Es gibt längst den Plan, auch für unsere Mitarbeiter Elektrofahrzeuge anzubieten“, sagte die Sprecherin.

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