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Düngemittelkonzern K+S erhöht wegen steigender Kalipreise erneut die Prognose – Aktie verliert rund neun Prozent

Der Konzern hat eine milliardenschwere Wertberichtigung aus dem Vorjahr zurückgedreht und eine neue Strategie erarbeitet. Aber die andauernde Prüfung der Bilanzpolizei verunsichert die Anleger.
11.11.2021 Update: 11.11.2021 - 14:11 Uhr Kommentieren
Der Düngemittelhersteller K+S profitiert von steigender Nachfrage und hohen Preisen für Kaliumchlorid. Quelle: PR
K+S-Werk Werra

Der Düngemittelhersteller K+S profitiert von steigender Nachfrage und hohen Preisen für Kaliumchlorid.

(Foto: PR)

Frankfurt
Der Kasseler Düngemittelkonzern K+S verdient dank gestiegener Kalipreise wieder deutlich mehr. Deshalb erhöht das Unternehmen noch einmal sein Gewinnziel und bewertet auch seine Vermögenswerte neu, wie der MDax-Konzern am Donnerstag bei der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal mitteilte. Allerdings sorgt die weiter andauernde Prüfung durch die Bilanzpolizei für Unsicherheit an den Märkten: Die K-S Aktie verlor am Donnerstagvormittag rund neun Prozent.

Vergangenes Jahr hatte K+S im dritten Quartal in Erwartung niedriger Kalipreise eine hohe Wertberichtung von fast zwei Milliarden Euro vorgenommen, die im Februar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf den Plan rief. Die Behörde beauftragte die Bilanzpolizei, die Deutsche Prüfungsstelle für Rechnungslegung (DPR), mit der Überprüfung der Abschlüsse von K+S. Untersucht wurden der Zeitpunkt und die Höhe der damaligen Wertberichtung.

Wie K+S am Donnerstag mitteilte, ist die DPR unter anderem der Auffassung, dass damals der Nutzungswert der Geschäftseinheit Kali nicht verlässlich und wesentlich zu hoch ermittelt und die Werthaltigkeit nicht nachgewiesen worden sei. Dabei dürfte es vermutlich um die neue Kalimine Bethune in Kanada gehen.

K+S teilt die Position der DPR nicht und ist der Auffassung, dass die Werthaltigkeit durch die durchgeführte Nutzungswertberechnung im Rahmen des Ermessens zutreffend ermittelt und nachgewiesen wurde. Das Verfahren dauert an.

Wirtschaftsprüfer Deloitte hatte den Jahresabschluss 2020 von K+S testiert.

Im gerade abgelaufenen dritten Quartal verbuchte K+S einen Wertzuwachs von insgesamt 1,4 Milliarden Euro, nachdem in den ersten beiden Quartalen bereits rund 327 Millionen Euro zugeschrieben worden waren. Die im vergangenen Jahr von Unternehmen vorgenommene Wertminderung, die letztlich rund 1,7 Milliarden Euro betrug, wird mit der aktuellen Zuschreibung wieder vollständig aufgeholt. „Bei der Bewertung unserer Vermögenswerte ist der zukünftige Kalipreis der große Hebel. Das Preisniveau ist in den vergangenen Monaten so stark gestiegen, dass wir gemäß den Bilanzierungsregeln eine Wertzuschreibung in dieser Größenordnung durchführen mussten“, sagte K+S-CEO Burkhard Lohr dem Handelsblatt. Zum DPR-Prüfverfahren wollte Lohr gegenüber dem Handelsblatt keinen weiteren Kommentar abgeben.

Aktie von K+S ist binnen eines Jahres um mehr als 160 Prozent gestiegen

Nach Ansicht von Analysten wie Markus Mayer von Baader Helvia und Michael Schäfer von Oddo-BHF sind neben der DPR-Prüfung auch Gewinnmitnahmen ein Grund für den Kursrutsch. Die Aktie von K+S war binnen Jahresfrist um mehr als 160 Prozent gestiegen, nachdem sie in den Jahren davor stark verloren hatte. „Dass die DPR-Prüfung immer noch auf der Agenda ist, ist sicher nicht hilfreich für die Aktie. Der Markt reagiert bei Rechnungsführungsthemen immer sehr alarmiert. Die Hochschreibung der Werte wiederum ist den IFRS-Regeln geschuldet. Das ist plausibel", sagt Analyst Michael Schäfer. Was die operative Entwicklung von K+S anbelangt, so erwartet er im nächsten Jahr wegen der hohen Kalipreise noch einmal eine deutliche Verbesserung.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz von K+S um 32 Prozent auf 746 Millionen Euro Umsatz. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 50 Prozent auf 121 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen der Analysten.

Dass die Kalipreise innerhalb weniger Monate stark angezogen haben, führt Lohr auf verschiedene Gründe zurück. „Die Landwirte bekommen wieder ordentliche Preise für ihre Produkte und fragen stark Dünger nach. Länder, die ihre Vorräte im vergangenen Jahr abgebaut haben, müssen nun verstärkt nachkaufen. Und aufseiten der Anbieter sind quasi keine neuen Kapazitäten in den Markt gekommen“, sagt er.

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In dem für K+S sehr wichtigen brasilianischen Markt beispielsweise hat sich der Preis für das Standardprodukt Kaliumchlorid binnen weniger Monate auf aktuell knapp 800 Dollar je Tonne verdreifacht. Das verbessert die Gewinnsituation bei K+S deutlich: Für 2021 erwartet der Konzern nun ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 630 Millionen Euro, nachdem der Konzern erst vor drei Wochen die Prognose auf 500 bis 600 Millionen Euro angehoben hat. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet K+S einen ausgeglichenen freien Cashflow, nachdem man bis Oktober noch von minus 180 Millionen Euro ausgegangen ist.

Auch für das neue Geschäftsjahr ist der Firmenchef optimistisch. „Unsere Prognose zeigt, dass wir ein gutes viertes Quartal erwarten. Und wir haben bereits auf dem höheren Preisniveau Lieferungen für das nächste Jahr gesichert. 2022 wird ein gutes Jahr“, sagt der seit 2017 amtierende CEO Lohr. Auf einer Investorenveranstaltung am Nachmittag sagte Lohr, dass er 2022 ein Ebitda von einer Milliarde Euro in Reichweite sehe.

Die weitere Entwicklung des Kalipreises kommentiert der Firmenchef aber zurückhaltend: „Obwohl wir davon überzeugt sind, dass uns die derzeitige Marktsituation weit in das Jahr 2022 trägt, sind wir vorsichtig und unterstellen für unsere Planung zunächst keine weiteren Preissteigerungen. Wir schreiben das derzeitige Preisniveau auch nicht für das gesamte Jahr 2022 fort.“

K+S hatte Ende April für 2,6 Milliarden Euro seine amerikanische Salzsparte verkauft. Die Trennung war nötig geworden, damit der Konzern seine hohen Schulden abbauen konnte, die mit dem Aufbau einer neuen Kalimine in Kanada entstanden waren. Der Veräußerungsgewinn der 2009 erworbenen Salz-Aktivitäten betrug 742 Millionen Euro.

Konzentration auf das Kaligeschäft

Mit dem Verkauf der US-Salzsparte ist K+S nicht nur deutlich kleiner geworden, auch die Abhängigkeit vom volatilen Kalimarkt ist größer geworden. In guten Jahren mit hohen Preisen hatte K+S im Kaligeschäft Ebitda-Margen von 30 Prozent und mehr erreicht, in schlechten Jahren wie 2020 war es weniger als die Hälfte.

Das K+S-Management hat sich vorgenommen, das Unternehmen so aufzustellen, dass es spätestens ab 2023 auch bei niedrigen Kalipreisen kein Geld verliert und jeder Standort einen positiven freien Cashflow erwirtschaftet. „Wir wollen unsere Kapitalkosten verdienen und eine durchschnittliche jährliche Ebitda-Marge von über 20 Prozent erreichen, und zwar über einen fünfjährigen Kalizyklus hinweg gerechnet“, sagt Lohr.

Analyst Markus Mayer von Baader Helvia hält die Mittelfristziele für ambitioniert. Nachdem der Konzern bei der Erreichung solcher Ziele in der Vergangenheit bereits enttäuscht habe, müsse nun wohl erst geliefert werden, bevor Investoren an die Ziele glaubten, schrieb er am Donnerstag.

Mit der Konzentration auf das Kaligeschäft hat der Konzern eine neue Strategie erarbeitet. Künftig steht die Landwirtschaft im Fokus, mit der rund zwei Drittel des Umsatzes gemacht werden. Hier liegt das Hauptaugenmerk des Managements auf der Optimierung des Bestandsgeschäfts – sprich der Kaliminen. Aus den Abbaustätten in Deutschland sollen – auch mithilfe computerunterstützter Geodatenanalyse – gezielter Kaliumchlorid und Düngemittelspezialitäten abgebaut werden, um so mehr Ertrag bei weniger Salzabfällen zu erreichen. Die Herstellungskosten sollen weiter verbessert werden.

Daneben will K+S sein Kerngeschäft ausbauen, indem den Landwirten weitere Düngemittel und ergänzende Produkte angeboten werden, die die Kasseler allerdings zukaufen wollen. Neue Geschäftsfelder, wie die Kooperation mit dem Entsorgungsunternehmen Remondis, sind der dritte Teil der Strategie. Künftig will K+S stillgelegte Kavernen für die Entsorgung und perspektivisch auch Speicherung etwa von CO2 anbieten.

Das Salzgeschäft in Europa, das von Auftausalz über Speisesalz bis hin zu Salzen für Industrieanwendungen reicht, will K+S weiterführen. Es ist aber kein Kerngeschäft mehr, in das große strategische Investitionen fließen sollen. Lohr: „Wir müssen uns fokussieren. Wir haben nicht beliebig Mittel, um Investitionen zu tätigen, und wir haben nicht beliebig Managementkapazitäten. Und von den Ideen, die wir entwickelt haben, sind die wirtschaftlichsten alle im Bereich Landwirtschaft.“

Pläne zuzukaufen hat K+S aktuell nicht. Strategie sei zunächst, organisch zu wachsen oder durch Partnerschaften. „Wir wollen unsere gewonnene Freiheit nicht gleich wieder aufs Spiel setzen. Wenn sich die Liquiditätslage in den nächsten Jahren weiter positiv entwickelt, kann man wieder einmal darüber nachdenken.“, sagt Lohr.

Mehr: K+S-Bilanz erhält uneingeschränktes Testat – doch die Bafin-Prüfung dauert an

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