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Lkw-Sparte Das Truck-Geschäft wird für Daimler zur zweiten großen Baustelle

Die Autosparte Mercedes-Benz ist das größte Sorgenkind des Dax-Konzerns. Aber auch die schweren Lastwagen leiden unter hohen Kosten – und zudem brechen die Aufträge ein.
18.02.2020 - 15:25 Uhr Kommentieren
Daimler: Lkw-Geschäft wird zur zweiten großen Baustelle Quelle: dpa
Daimler-Truck-Chef Martin Daum

„Lkws sind ein zyklisches Business. Wir haben starke Jahre und weniger starke Jahre.“

(Foto: dpa)

Stuttgart 2019 war ein Horrorjahr für Daimler – zumindest finanziell betrachtet. Denn der Dax-Konzern verkaufte zwar mehr Autos und Transporter als je zuvor, erzielte in seiner Kernsparte Mercedes-Benz AG aber lediglich einen Betriebsgewinn von kümmerlichen 274 Millionen Euro.

Gemessen am Umsatz von rund 109 Milliarden Euro ist das ein geradezu desaströser Wert – die Marge beträgt armselige 0,25 Prozent. Der Anspruch der Marke liegt bei einer Rendite jenseits von acht Prozent.

Im Vergleich dazu wirkt die Bilanz der Daimler Truck AG eigentlich recht solide. Die zweitgrößte Sparte der Stuttgarter erzielte mit dem Verkauf von schweren Lastwagen und Bussen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 45 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt bei 2,7 Milliarden Euro.

Mit einer Rendite von sechs Prozent hat Daimler Truck sein Ziel, eine Marge von mehr als acht Prozent zu erwirtschaften, aber erneut klar verfehlt und hinkt Konkurrenten wie Volvo bei der Profitabilität deutlich hinter.

Schlimmer noch: Ein tieferer Blick in die am heutigen Dienstag präsentierte Bilanz des weltgrößten Herstellers von Nutzfahrzeugen lässt nur einen Schluss zu: 2020 wird die Situation für Daimler Truck nicht besser, sondern noch einmal schlechter. Die Aufträge brechen ein, die Marktanteile in Kernmärkten schwinden und die Umsatzrendite sackt voraussichtlich auf fünf Prozent ab.

Von einer Krise will der Konzern, der zuletzt 498.000 Lastwagen verkaufte, aber nichts wissen. Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck, spricht bei der Präsentation des Zahlenwerks in der Lkw-Entwicklung von Mercedes in Stuttgart-Untertürkheim lieber von einer „Normalisierung“ der zuletzt hohen Nachfrage in wichtigen Märkten.

Hinter dem 60-Jährigen baut sich eine Wand aus 35 Paletten mit großen Kartons auf. „Attention, heavy package“, steht auf ihnen zu lesen. Daum weiß, auch er muss dieses Jahr ein schweres Päckchen tragen.

Führungsjobs fallen weg

„Lkws sind ein zyklisches Business. Wir haben starke Jahre und weniger starke Jahre“, räumt der Manager ein. In den USA sei der Markt 2019 beispielsweise „überhitzt“ gewesen, die Folge sei nun ein Ausschlag nach unten. Konkret würden die Zulassungszahlen in Nordamerika im ersten Quartal 2020 signifikant zurückgehen. „Wir sprechen von bis zu 30 Prozent“, konstatiert Daum.

Neben Nordamerika rechnet Daimler Trucks auch in Europa und Japan mit „deutlich“ rückläufigen Lkw-Absatzzahlen. Diese „Marktgegenwinde“ werden das Ergebnis der Stuttgarter in diesem Jahr belasten, bekundet Daum. Gleichzeitig steuert der Manager gegen, will die Effizienzmaßnahmen bei Daimler Truck intensivieren, um eine weitere Margenerosion zu verhindern.

Konkret will Daum zehn Prozent der Führungsjobs streichen, beim Personal in Europa 300 Millionen Euro sparen sowie 250 Millionen Euro an variablen Kosten reduzieren. Bürokratie soll abgebaut und Prozesse optimiert werden.

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„Wir brauchen mehr Leute, die etwas tun und weniger Leute, die koordinieren“, sagt Daum. Über strukturelle Veränderungen an Dutzenden Stellschrauben will der Manager die Marge trotz der rückläufigen Verkäufe zumindest bei mehr als fünf Prozent halten. „Der Wille ist auf jeden Fall da“, gibt sich Daum kämpferisch. Doch die Ausgangslage ist schwierig.

Ein guter Gradmesser dafür, wie herausfordernd 2020 für Daimler Truck wird, sind die Bestellungen neuer Lastwagen. Denn die Aufträge von heute sind zu einem Gutteil der Umsatz von morgen. Im vergangenen Jahr orderten Spediteure und andere Kunden aber um 32 Prozent weniger neue Lastwagen von Daimler als noch 2018. Konkret stürzte das Auftragsvolumen von 589.000 auf 399.000 Einheiten ab. So wenig Neubestellungen verzeichnete Daimler Truck zuletzt 2016.

Insbesondere im Kernmarkt Nordamerika schwächelt das Geschäft. Die Aufträge in den USA sind um mehr als die Hälfte eingebrochen, in Europa um ein Viertel und in Asien um 15 Prozent. Einzig in Lateinamerika, einem vergleichsweise kleinen Markt, steht ein Plus von fast 20 Prozent bei den Neubestellungen.

„Mir ist vor der Zukunft nicht bange“

Besonders bitter: Daimler leidet nicht nur an schwindenden Aufträgen, sondern büßt mit Marken wie Mercedes, Freightliner, Fuso oder Bharat Benz auch noch Marktanteile ein. Konkret verlor Daimler beispielsweise in Nordamerika im Segment der mittelschweren Trucks binnen eines Jahres fast fünf Prozentpunkte, der Marktanteil bei Lastwagen der Klassen 6 und 7 der Stuttgarter beträgt jetzt nur noch 32,9 Prozent.

Der amerikanische Markt sei 2019 teils so überhitzt gewesen, dass „wir im erheblichen Maße Kundenaufträge nicht annehmen konnten, sondern Kunden haben weiterziehen lassen müssen“, begründet Truck-Chef Daum den Marktanteilsschwund. Er habe daher entschieden, die begrenzten Produktionskapazitäten zu nutzen, um sich auf die Produktion der renditestärksten Modelle zu fokussieren.

Im Segment der schweren Sattelschlepper ab 15 Tonnen Gesamtgewicht konnten die Schwaben folglich in den USA ihren Marktanteil stabil bei fast 39 Prozent halten. In der EU, Japan oder Indien musste Daimler dagegen leichte Rückgänge verschmerzen.

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„Mir ist vor der Zukunft nicht bange“, bekräftigt Daum trotz der Probleme. Schließlich seien gute Produkte das A und O, um künftig erfolgreich zu sein. Gerade hat Daimler den Mercedes-Benz Actros neu aufgelegt. Von seinem Lkw-Flaggschiff erhofft sich der Konzern neue Impulse. Zudem erhöhen die Schwaben ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei Trucks und Bussen in den kommenden beiden Jahren um gut 200 Millionen Euro auf 1,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Mit dem Geld wollen die Stuttgarter unter anderem bis 2022 ihre ersten serienreifen Elektro-Lastwagen ins Portfolio heben. Aktuell fährt der Konzern lediglich Testläufe mit Stromtrucks. Doch die EU macht Druck, auch der Schwerlastverkehr soll langfristig klimaneutral werden. „Dieses Ziel ist mit dem Diesel-Lkw nicht erreichbar“, meint Daum.

Doch im Vergleich zum Selbstzünder rechneten sich Lkw mit Akkus oder Brennstoffzellen einfach nicht. Daher fordert Daum staatliche Lenkungseingriffe, um der Elektromobilität auch bei Lkws zum Durchbruch zu verhelfen.

Mehr: Der CO2-neutrale Lkw-Verkehr ist möglich, schreibt der Vorstandschef von Daimler Truck in einem Gastbeitrag.

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