Sportwagenbauer Digitalisierte Kunst: Porsche versteigert Designskizze für 80.000 Euro

Zwischen dem 2. und 6. August 2021 hatten Sammler und Porsche-Fans die Möglichkeit, über die US-Plattform Superrare eine exklusive Designskizze von Exterieur-Chefdesigner Peter Varga zu ersteigern.
Foto: Porsche
Stuttgart Porsche hat erstmals eine exklusive Designskizze des Exterieur-Chefdesigners Peter Varga im Internet versteigert. Der Sportwagenbauer hatte die Zeichnung auf der US-Plattform Superrare in Form eines NFT (Non-Fungible Token) angeboten. NFTs basieren auf der Blockchain-Technologie und sind Echtheitszertifikate, die digitale Güter zu Unikaten machen und zuletzt in der Kunstszene einen Hype ausgelöst haben.
Am vergangenen Freitag war die fünftägige Internetauktion ausgelaufen. Porsche erlöste nach Angaben einer Sprecherin umgerechnet rund 80.000 Euro mit der Designskizze und sei „sehr zufrieden mit dieser Premiere“. Der Käufer, zu dem der Autobauer keine Angaben machte, zahlte 30,25 Einheiten der Kryptowährung Ethereum für das digitale Werk.
Der Gesamterlös aus der NFT-Auktion wird an „Viva con Agua“ gespendet. Die 2006 in Hamburg gegründete Non-Profit-Organisation setzt sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene vor allem in afrikanischen Ländern ein.
„Eine Designskizze zu zeichnen, die dann als digitales Objekt online gehandelt wird, war für mich eine komplett neue Erfahrung“, sagt Porsche-Designer Varga. Die Skizze kombiniere den Taycan Cross Turismo mit dem 911 und verbinde die Designsprache der Sportwagenikone mit der des jüngsten Mitglieds der Modellpalette.
„Wir sprechen mit NFTs die bestehenden Porsche-Kunden an, die oft leidenschaftliche Sammler sind, aber auch neue, jüngere Zielgruppen mit einer hohen Affinität für digitale Trends“, sagt Porsche-Deutschlandchef Alexander Pollich. Das Projekt sei innerhalb weniger Monate von der Tochter Porsche Digital mit Fanzone umgesetzt worden. Eine Geschäftseinheit der Porsche Digital GmbH gründete das Berliner Start-up im Juni 2021 aus. Das junge Unternehmen betreibt eine Onlineplattform, auf der Fans digitale Spielerkarten als NFTs sammeln und tauschen und von deren Wertsteigerung sie profitieren können.

Die Zeichnung kombiniert den Taycan Cross Turismo mit dem 911.
Foto: Porsche
Lange Zeit war es schwierig, digitale Kunstwerke zu schaffen, die wie physische gesammelt werden können. Grundsätzlich kann nämlich alles, was digital ist, auch kopiert werden, und Software, die das verhindern soll, kann grundsätzlich umgangen werden. NFTs ermöglichen es hingegen, digitale Unikate zu schaffen, indem sie mithilfe von Blockchain-Technologie fälschungssicher verifizieren, dass nur ein Exemplar eines Kunstwerks das wahre Original ist und alles andere eine Kopie. Und so kamen NFTs zunächst im Bereich der sogenannten Kryptokunst und digitaler Sammlungen zum Einsatz. Die digitalen Unikate können in einer virtuellen Brieftasche aufbewahrt, verkauft oder gehandelt werden.
Vorläufiger Höhepunkt des NFT-Hypes: Der Begründer des World Wide Web (WWW), Tim Berners-Lee, verwandelte seinen Original-Programmcode fürs Web in ein NFT und ließ ihn beim Auktionshaus Sotheby’s versteigern. Am Ende waren einem Bieter die im Jahr 1990 geschrieben Zeilen 5,435 Millionen Dollar wert. Twitter-Mitgründer Jack Dorsey versteigerte im März eine digitale Version seines ersten Tweets in Form eines NFT für 2,9 Millionen Dollar.
Die Erlöse beider Versteigerungen sollen wie bei Porsche an wohltätige Zwecke gegangen sein. Ob dem Pilotprojekt bei Porsche weitere Auktionen folgen, ist noch nicht entschieden. Der Fundus an Konstruktionszeichnungen und Prototypen dürfte im Hause Porsche jedenfalls riesig sein – und Porsche-Kunden gelten als leidenschaftliche Fans der Marke und solvente Sammler.
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