Handelsblatt Innovation Summit „Durchhaltevermögen, gute Fehlerkultur, Mut“ – Gründer verraten, wie Einhörner entstehen

In der Wirtschaftswelt werden Unternehmen, die eine Milliardenbewertung erreicht haben, als Einhörner bezeichnet.
Eine Grundvoraussetzung, die Unternehmen erfüllen müssen, um den Einhorn-Status zu erreichen, scheint so selbstverständlich, dass sie oft übersehen wird: Damit ein Start-up überhaupt die magische Bewertung von einer Milliarde Dollar überschreitet, dürfen Gründer und Erstinvestoren nicht der Versuchung erliegen, es vorschnell abzugeben.
Romy Schnelle, Partnerin des Hightech-Gründerfonds, glaubt, dass Unternehmen nur deswegen groß werden, „weil Unternehmer sie nicht vorher verkaufen“. Dafür brauche es Durchhaltevermögen, eine gute Fehlerkultur – und Mut von allen Akteuren. Schnelle diskutierte auf dem Handelsblatt Innovation Summit mit den Gründern des Elektroflugzeug-Entwicklers Lilium, der Digitalspedition Sennder und des Software-Anbieters Personio über die Rolle von Einhörnern in der Wirtschaft.
Wichtig sei ein „kultureller Aspekt“, den Einhörner einbrächten, sagte Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand: „Wir müssen als Land die Überzeugung haben, dass uns Technik voranbringen kann.“ Die Gesellschaft müsse dabei stärker die Chancen sehen als die Risiken – etwa im Kampf gegen den Klimawandel.
Die Diskutanten waren sich einig, dass derzeit genug Kapital für Gründer da ist, um einen solchen Erfolg zu erzielen – wenn auch nicht immer in Europa. Sennder-Chef David Nothacker formulierte es so: „Als Gründer in Deutschland hatte man noch nie so eine gute Zeit wie heute.“ Chancen gebe es derzeit etwa im Food-Bereich, im schnellen Online-Handel und bei B2B-Geschäftsmodellen.
Deutschland hat inzwischen Erfahrung mit erfolgreichen Start-ups in vielen Branchen – das führt dazu, dass immer mehr Menschen neue Gelegenheiten für Gründungen nutzen. „Es gibt ja bereits die erste Welle an Gründern, die Nachfolger motivieren und auch selbst in junge Unternehmen investieren“, sagte Personio-Mitgründer Hanno Renner. Da sei Deutschland insgesamt in einer guten Entwicklung – aber noch nicht am Ende. Daher sei die steuerliche Besserstellung von Mitarbeiterbeteiligungen wichtig. Das Instrument ermögliche es, eine neue Gründergeneration mit Startkapital auszustatten.
Wiegand sieht das Thema Regulierung differenziert: Einerseits seien das Steuerrecht und Gründungsformalitäten in Deutschland noch immer vergleichsweise kompliziert. Andererseits seien die Behörden in seinem speziellen Feld, der elektrischen Luftfahrt, hoch motiviert, schnell einen geeigneten Regulierungsrahmen zu schaffen. „Da ist eine unglaubliche Dynamik und ein Wunsch, in den Wettbewerb mit den USA und Asien zu treten – und als Behörde zu zeigen, dass man agil ist“, sagte Wiegand.
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