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Rechenzentrum der Telekom

Die Konzerntochter T-Systems soll neu ausgerichtet werden.

(Foto: dpa)

Telekom-Großkundentochter Neuer Chef will T-Systems aufspalten

Kaum im Amt, will der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh die verlustbringende Telekom-Großkundentochter aufspalten und wieder stärker auf die Kunden ausrichten. Das gibt Verkaufsgerüchten neue Nahrung.
18.01.2018 - 06:00 Uhr Kommentieren

Düsseldorf Offiziell ist Adel Al-Saleh noch keine drei Wochen im Amt. Trotzdem hat der neue Chef von T-Systems bereits weitreichende Entscheidungen getroffen: Am Montag stellte der Amerikaner vor seinen Führungskräften die neue Strategie für die Telekom-Tochtergesellschaft vor. Demnach soll die Großkundensparte des Bonner Konzerns in zwei Gesellschaften geteilt werden, die beide von einem echten Vertriebsprofi unterstützt werden sollen. Ein entsprechender Kandidat soll außerhalb des Konzerns gefunden werden. 

Zudem wird es zwei neue strategische Einheiten namens Portfolio und Delivery geben. In der ersten sollen künftig die Angebote für die Kundschaft formuliert werden. Die zweite soll dafür sorgen, dass diese bei den Klienten dann auch zeitgerecht und im Rahmen der budgetierten Kosten ausgeführt werden. In der Vergangenheit hatte T-Systems immer wieder mit Kundenreklamationen zu tun, weil Zeit- und Kostenpläne nicht eingehalten wurden. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Telekom immer wieder Rückstellungen bilden musste, die auf die Bilanz drückten.

Bei seiner Analyse hat Adel Al-Saleh offenbar den Eindruck gewonnen, dass sich T-Systems in den vergangenen Jahren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und die Interessen der Kunden zu wenig berücksichtigt hat . Diese Sichtweise bestätigen Konzerninsider dem Handelsblatt.

Das will Al-Saleh nun umgehend ändern. Also hat er zügig ein sogenanntes Whitepaper verfasst und darin seine neue Strategie erläutert. Sein schnelles Handeln tut not: T-Systems schreibt seit Jahren Verluste, das Geschäft ist sanierungsbedürftig. Deshalb hat die Telekom den Manager vom britischen Unternehmen Northgate Information Services (NIS) abgeworben, der zur Beteiligungsgesellschaft KKR gehört: Al-Saleh bringt sowohl Erfahrungen mit Sanierungen und Restrukturierungen als auch mit Unternehmensverkäufen mit.

Daher war innerhalb der Telekom bereits vor seinem Amtsantritt spekuliert worden, T-Systems oder Teile davon könnten verkauft werden. Nach Informationen aus Kreisen der Telekom ist zuletzt im vergangenen Sommer mit dem französischen Konkurrenten Atos Origin über einen Teilverkauf gesprochen worden. Offenbar seien aber nicht genug Synergien identifiziert worden, so dass die Gespräche ergebnislos abgebrochen wurden.

T-Systems größtes Problem ist das klassische IT-Outsourcing-Geschäft: Hatte das Unternehmen einst gedacht, es könnte die IT von anderen Konzernen günstiger betreiben, weil sie es in hoher Stückzahl tun, stellte sich das bald als Fehler heraus. Die Preise schmolzen und damit der Gewinn der Telekom-Tochter. Die Umstellung auf die Cloud, bei der viele Anwendungen zentral gesteuert werden können, hat diesen Prozess beschleunigt.

Offenbar soll nun ebendieses klassische IT-Geschäft als eigene rechtliche Einheit vom sonstigen Geschäft getrennt werden.

Kritik der Gewerkschaft

Dass T-Systems nun in zwei unabhängige Gesellschaften aufgeteilt werden soll, nährt die Vermutung, dass ein Verkauf weiter angedacht ist. Telekom-Aufsichtsrat und Mitglied des Bundesvorstands der Gewerkschaft Verdi, Lothar Schröder, reagierte ungehalten auf die Nachricht: „Das darf doch nicht wahr sein“, sagte er auf Nachfrage des Handelsblatts. „Wer glaubt, mit einer Aufspaltung mehr geschäftliche Perspektiven und mehr Motivation für das Personal zu erzeugen, täuscht sich gewaltig.“ Die Zerlegung der T-Systems in zwei Teile würde deren Leistungsfähigkeit gefährden, die Kunden verunsichern und die Beschäftigten auf die Palme bringen. „Das wird mit der Arbeitnehmerseite nicht zu verabreden sein“, erklärte Schröder.

Er hat in kürzester Zeit ein Programm für die Telekom-Tochter aufgelegt. Quelle: T-Systems
T-Systems-Chef Adel Al-Saleh

Er hat in kürzester Zeit ein Programm für die Telekom-Tochter aufgelegt.

Ein Sprecher von T-Systems bestätigte dem Handelsblatt das Vorhaben. Das Management in rechtlich selbstständige Gesellschaften zu zerlegen sei nicht neu für den Konzern und habe Vorteile für die Kunden und das Unternehmen, hieß es. Dazu zählten unter anderem Marktnähe, Flexibilität, wettbewerbsfähige Preise und Wachstumsmöglichkeiten, auch durch Zukäufe. „Alle Veränderungen gestalten wir gemeinsam mit den Sozialpartnern und nehmen die Gespräche umgehend auf“, erklärte der T-Systems-Sprecher weiter. T-Systems hat derzeit rund 37.000 Mitarbeiter weltweit.

Die amtierenden Geschäftsführer der aktuellen Drei-Bereiche-Struktur bleiben im Unternehmen. Anette Bronder wird sich weiter um die Digital Division kümmern, in die neue Geschäftsfelder wie die Cloud fallen. François Fleutiaux soll weiter die IT-Sparte leiten und Patrick Molck-Ude die Telekommunikationsangebote koordinieren.

Das Ziel der neuen Strategie ist es, die Effizienz und die Qualität der Angebote zu verbessern. Al-Saleh hat parallel zur neuen Struktur auch seine fünf „Business-Principles“ im Konzern verbreitet. In deren Zentrum stehen die Sätze: „Es dreht sich alles um unsere Kunden. Wenn jeder dafür brennt, den Kunden erfolgreich zu machen, kommt der Erfolg von ganz allein.“ Der neue T-Systems-Vorstand soll sie angeblich zu Beginn eines jeden Meetings vorbeten. Offenbar glaubt er, dass diese Einstellung längst nicht überall im Unternehmen anzutreffen ist.

Das bestätigt auch ein Blick in die Bilanz von T-Systems: In den vergangenen zehn Jahren war das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, kurz Ebit, ohne die Berücksichtigung von Sondereinflüssen nur ein einziges Mal positiv. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres fiel der Konzernüberschuss um mehr als die Hälfte auf 507 Millionen Euro, weil die Finanzer 1,2 Milliarden Euro abschreiben mussten: Das ganze Jahr waren Aufträge im klassischen IT-Großkundengeschäft ausgeblieben, und die Sparte hing damit hinter den Erwartungen zurück.

Al-Saleh sei nicht gekommen, um etwas zu verkaufen, soll er gesagt haben. Wenn er allerdings feststellen sollte, dass jemand nicht mitzieht oder eine Strategie nicht aufgeht, sei er aber auch in der Lage, rasch umzudenken.

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