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Morning BriefingSelbst eine explodierte Rakete ist in der Raumfahrt ein Erfolg

Teresa Stiens 24.03.2025 - 05:56 Uhr Artikel anhören
Handelsblatt Morning Briefing

Raumfahrt: Deutsche Rakete soll in Norwegen starten / Türkei: Proteste gegen Festnahme Imamoglus

24.03.2025
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Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

die Raumfahrt hat eine auf den ersten Blick recht merkwürdige Definition des Wortes „Erfolg“. Es ist wohl die einzige Branche, die nach einem großen Desaster wie der Explosion einer Rakete noch zufrieden in die Hände klatscht und betont, wie fantastisch der Start gelaufen sei.

Für Außenstehende mag das nach Realitätsverweigerung klingen. Doch diese eigenwillige Erfolgsdefinition zeigt nicht nur die Komplexität der Raumfahrt, sondern auch die bemerkenswerte Einstellung der Branche, aus Fehlern lernen zu wollen.

Und so kann das, was Isar Aerospace heute vorhat, in jedem Fall als Erfolg gesehen werden. Denn am Nordkap in Norwegen plant das Münchener Start-up den Testflug seiner ersten Rakete. Sollte die „Spectrum“ in einem Zeitfenster ab 12 Uhr die sogenannte Kármán-Linie von 100 Kilometern überwinden, wäre sie die erste private Rakete aus Deutschland, die es in den Weltraum schafft. Und das nach sieben Jahren, was in der Raumfahrt als erstaunlich kurze Entwicklungszeit gilt.

Rakete von Isar Aerospace in Norwegen: Der Start steht kurz bevor. Es wäre die erste deutsche Rakete im All. Foto: Isar-Aerospace/Wingmen-Media

Die Ziele von Isar Aerospace sind, wie in der Raumfahrt üblich, eher bescheiden. Vorstandschef Daniel Metzler sagt im Handelsblatt-Interview:

Ziel ist, dass sie idealerweise im Flug explodiert und nicht am Startplatz

Ein kleiner Vergleich verdeutlicht, welche enormen Kräfte auf die „Spectrum“ wirken. 1,3 Millionen PS werden bei einem Raketenstart auf einmal eingesetzt – Rennwagen der Formel 1 kommen nur auf rund 1000 PS.

Die bemerkenswerte Erfolgsdefinition der Raumfahrt hat auch mit Elon Musk zu tun, der mit seinem Start-up SpaceX das sogenannte „Rapid Prototyping“ praktiziert. Anstatt einzelne Komponenten einer Rakete kleinteilig zu testen, wird möglichst schnell ein Prototyp zum Start gebracht, um aus Fehlern zu lernen. Das spart trotz des materiellen Schadens Zeit und Geld. In München und bei den Investoren von Isar Aerospace hofft man, dass bereits der dritte Start erfolgreich sein könnte. Die nächste Rakete ist schon bereit für den Testflug.

„Drohnenwall“ an der NATO-Ostflanke?

Angesichts der wachsenden Sorge einer drohenden militärischen Konfrontation mit Russland, diskutieren Experten derzeit verschiedene Möglichkeiten, die Verteidigungsfähigkeit an der NATO-Ostflanke schnell zu erhöhen. Ein Vorschlag kommt jetzt von dem Rüstungsunternehmen Helsing.

Gundbert Scherf, Mitbegründer und Co-Vorstandsvorsitzender des Münchener Unternehmens, plädiert gegenüber der Deutschen Presse-Agentur für den schnellen Aufbau einer konventionellen Abschreckung mit neuartigen Kampfdrohnen. „Dieser Drohnenwall ließe sich innerhalb eines Jahres errichten. Man braucht dazu noch Aufklärungssysteme, Satelliten und wahrscheinlich auch Aufklärungsdrohnen“, verspricht Scherf.

Untersuchungshaft für Imamoglu

Ekrem Imamoglu ist ein Präsidentschaftskandidat in Untersuchungshaft. (Archivbild) Foto: dpa

In der Türkei hat ein Gericht gestern Untersuchungshaft für den festgenommenen Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu angeordnet. Er gilt als größter politischer Kontrahent des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Tausende Menschen demonstrierten gestern Abend gegen die Festnahme.

Auch als Bürgermeister wurde Imamoglu „vorübergehend“ abgesetzt, teilte das türkische Innenministerium mit und begründete es mit der Untersuchungshaft, die im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen ihn verhängt wurde. Trotz der Festnahme hat die Oppositionspartei CHP Imamoglu gestern zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gewählt.

Kontrolleure dringend gesucht

In vielen Branchen wird es immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen. In der Gastronomie etwa oder in der IT. Überraschend ist allerdings, dass auch für einen einst nachgefragten Topjob die Bewerberinnen und Bewerber ausbleiben. Denn immer mehr Unternehmen haben Schwierigkeiten, eine passende Person für den Aufsichtsratsvorsitz zu finden.

Das Image des Jobs als Chefkontrolleur hat gelitten. Das bringt auch Dax-Konzerne wie die Lufthansa, SAP und Adidas für die Leitung ihres Kontrollgremiums in Personalnot. Philine Erfurt Sandhu, Vorstandsvorsitzende des Berliner Instituts für Governance & Leadership, sagt:

Der Aufsichtsratsvorsitz ist keine Nebentätigkeit mehr. Die damit einhergehende Verantwortung und der zeitliche Aufwand sind heute enorm.

Für ihre Vergütung, die bei Lufthansa zum Beispiel bei 300.000 Euro im Jahr beträgt, müssen sich Aufsichtsratsvorsitzende heutzutage in allerlei Bereichen auskennen und in ständigem Austausch mit dem Vorstand sein. Außerdem ist es hilfreich, wenn sie weiblich sind. Schließlich müssen die Aufsichtsräte seit 2016 zu mindestens 30 Prozent mit Frauen besetzt werden.

Glaube an ein deutsches Comeback

In diesen Zeiten, in denen Geopolitik und Finanzmärkte von Unsicherheiten geprägt sind, tut eine positive Stimme gut. Morgan-Stanley-Vorstand Dan Simkowitz lässt sich von dem aktuellen Abwärtstrend an den US-Börsen nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin noch sehr weit davon entfernt, in Panik zu verfallen“, sagt er im Interview mit meiner Kollegin Astrid Dörner. Und Simkowitz hat noch mehr positive Einschätzungen mitgebracht – etwa zur deutschen Politik. Er sagt:

Wir haben schon lange an Deutschlands Comeback geglaubt.

Er sei sich sicher gewesen, dass die Regierung am Ende die Wirtschaft stärken und Wachstum wieder in den Vordergrund rücken würde. Die Geschichte habe gezeigt, dass sich die deutsche Politik den Herausforderungen stelle, wenn es darauf ankomme.

Überraschungsbox: Wenn Retouren weiterverkauft werden. Foto: The Image Bank/Getty Images

Zum Abschluss noch ein Blick auf einen neuen Trend im Onlinehandel, die sogenannten „Mystery Boxen“. Dabei werden Rücksendungen großer Onlineplattformen weiterverkauft, ohne dass die Kunden wissen, was die Pakete enthalten. 25 Euro pro Kilo kosten die Überraschungsboxen. Für die Unternehmen ist es oft günstiger, die Retouren unausgepackt einfach weiterzuverkaufen, als die Ware wieder in ihr Sortiment zu nehmen.

Ich bin erstaunt darüber, wofür man heutzutage alles das Internet braucht. Wer früher auf der Suche nach unnützem Zeug war, konnte einfach zur Weihnachtsfeier des Betriebs oder der Fußballmannschaft gehen. Schrottwichteln nannte man das damals.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, an dem Sie nur das bekommen, was Sie sich auch gewünscht haben.

Es grüßt Sie herzlich

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Ihre

Teresa Stiens
Redakteurin Handelsblatt

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