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Luxus-Schmuck Familienunternehmer Georg Wellendorf erfindet elastisches Gold

Konkurrenzfähig durch Innovation: Der mittelständische Schmuckhersteller entwickelte eine neue Technologie, mit der er sich von anderen Luxushäusern abhebt.
04.11.2021 - 18:25 Uhr Kommentieren
Der Unternehmer beschäftigt sich im Schnitt zwei Tage pro Woche mit Innovationen. Quelle: Wellendorf
Georg Wellendorff

Der Unternehmer beschäftigt sich im Schnitt zwei Tage pro Woche mit Innovationen.

(Foto: Wellendorf)

Düsseldorf Material-Experten, die Chefs von Spezialinstituten, Uniprofessoren: Alle schüttelten den Kopf. Niemand hielt das für möglich, was Georg Wellendorff vorhatte. Der Mitinhaber des gleichnamigen Luxusschmuck-Unternehmens wollte ein Armband ohne den sonst üblichen Verschluss herstellen. „Hauptantrieb für mich war meine Frau“, erzählt Wellendorff. „Sie wünscht sich seit 17 Jahren endlich einen Verschluss, den sie bequem selbst anlegen kann“ – also ein Armband ohne das bei hochwertigen Gold-Schmuckstücken übliche Schloss.

Jetzt, 17 Jahre später, ist es ihm gelungen. Der 53-jährige Goldschmiedemeister hat ein neues Material entwickelt. Er nennt es „Federndes Gold“. Und diese Innovation ist für das Familienunternehmen aus Pforzheim eine Chance, sich gegenüber den internationalen Luxusuhren- und Schmuck-Gruppen zu profilieren.

Denn damit kann es den Kunden etwas bieten, was kein Konkurrent im Sortiment hat: Das aufwendig bearbeitete Gold ist so elastisch, dass sich das Armband wie eine edle Spirale leicht um den Arm legen lässt. Gleichzeitig hält es dort auch, ohne dass ein zusätzliches Schloss benötigt wird. Das Beispiel zeigt, dass neue Technologien in der Schmuckbranche nicht von internationalen Luxusriesen wie LVMH oder Kering kommen müssen. Im Gegenteil: Der Mittelständler schafft es, mit einem unbeirrbaren Willen, seiner jahrzehntelangen Erfahrung und seiner finanziellen Unabhängigkeit eine neue Technologie auf den Markt zu bringen.

Zumal sich auch die großen Luxushäuser schwertun mit wirklichen Innovationen. „Emotionen, Design, Marketing und Markenimage spielen eine viel größere Rolle als technische Innovationen“, sagt Sebastian Boger, Luxusexperte der Boston Consulting Group (BCG). „Deshalb ist der Anteil der Investitionen in wirkliche Innovationen in der Schmuckbranche deutlich geringer als in anderen Branchen“, weiß Boger.

Wie viel Wellendorff in die neue Technologie investiert hat, kann er selbst nicht sagen. „Solche Innovationen gelingen nur, wenn man nicht dauernd auf die Kosten schaut“, sagt der Geschäftsführer. Und daraus spricht eben auch der schwäbische Familienunternehmer, der sich jahrelange Forschungsarbeit leisten kann.

Sparsam gewirtschaftet und solide finanziert

Denn er hat wie sein Bruder Christoph, mit dem er sich die Geschäftsführung teilt, immer sparsam gewirtschaftet und alles solide finanziert. Das haben die beiden Brüder von ihrem Vater Hans-Peter und ihrer Mutter Eva gelernt. Diese haben das 1893 gegründete Unternehmen, das einst Adelshäuser und reiche Bürger belieferte, seit den siebziger Jahren modernisiert. Sie investierten in computergesteuerte Maschinen, verzichteten aber nicht auf die auch heute noch wichtige Handarbeit.

Die Eltern beraten ihre beiden Söhne immer noch. Die führen das Unternehmen bereits seit 1999 und sind ein eingespieltes Team: Christoph ist in der Geschäftsführung für den Vertrieb und Georg für die Produktion zuständig.

Georg Wellendorff hat vor allem einen unbeirrbaren Glauben daran, neue Ideen umsetzen zu können. „Ich beschäftige mich durchschnittlich zwei Tage pro Woche mit Innovationen“, verrät er. Vieles, was er sich ausdenkt, kommt aber nie in eine der zwölf Boutiquen, die Wellendorff vor allem in Deutschland betreibt. „Von 20 Ideen bringen wir letztlich nur etwa eine in unsere Geschäfte“, räumt er ein. Zu den Schmuckstücken, die es geschafft haben, gehört etwa die sogenannte Goldkordel, die aus Dutzenden Goldfäden gesponnen wird, oder der Ring, der aus zwei drehbaren Teilen besteht, oder jetzt das federnde Gold. Alle drei Entwicklungen hat sich die Familie patentieren lassen.

Der Glaube an seine Ideen findet bei Experten Anerkennung. „Ich habe der Familie Wellendorff damals gesagt, dass sich federndes Gold nicht herstellen lässt“, sagt etwa Carlo Burkhardt, Direktor des Instituts für strategische Technologie- und Edelmetalle an der Hochschule Pforzheim. „Doch sie hat sich dadurch nicht beirren lassen.“

Erst vor dreieinhalb Jahren kam, nach vielen anderen Versuchen, ein Mitarbeiter mit einer neuen, vielversprechenden Idee zu Georg Wellendorff. Die hat er dann mit einem kleinen Team aus Chefdesigner, Halbzeugspezialisten und dem Chefkonstrukteur weiterverfolgt. Sein Tipp für andere Mittelständler: „Suche dir die besten Spezialisten. Nur so können wir Exzellenz erreichen und uns vom Mainstream im Markt absetzen.“

„Umarme mich“ ab 10.000 Euro

Vor gut einem Jahr gab es den ersten Prototyp. Jetzt wird das neue Armband, das in der typisch-romantischen Wellendorff-Sprache „Umarme mich“ heißt, in den Boutiquen verkauft. Es hat seinen Preis, von 10.000 Euro an aufwärts, je nachdem mit wie viel Brillanten es besetzt ist.

Wie er es mit seinem Team geschafft hat, das Gold so elastisch zu machen, bleibt das Betriebsgeheimnis des Goldschmiedemeisters. Er verrät nur so viel: „Wir haben Härte, Druck und einen speziellen thermischen Prozess miteinander kombiniert.“ Die Nachfrage sei groß, berichtet er nach den ersten Wochen. So rechnet er „dieses Jahr wieder mit einem steigenden Umsatz, auch wegen unserer Innovation“. Selbst im vergangenen Coronajahr hatte das Schmuckunternehmen „ein gutes Jahr mit einem guten Ergebnis“, wie er versichert. Zahlen nennt er für sein 128 Jahre altes Unternehmen mit seinen 160 Mitarbeitern allerdings nicht.

Die Aussichten für hochwertige Schmuckmarken sind nach der Schwäche wegen der Coronakrise jedenfalls gut. McKinsey erwartet, dass der Umsatz der Branche bis 2025 wieder um zehn bis 15 Prozent wachsen wird. Vor allem der Anteil von Markenschmuck dürfte, so die Berater, weiter steigen. Dazu zählt auch Wellendorff. Der Senior der Familie erkannte früh, dass es wichtig war, Wellendorff als Schmuckmarke aufzubauen. So gelang es dem Unternehmen, sich neben der Familie Scheufele, die vor vielen Jahren die Marke Chopard aus Genf übernahm, als deutsches Unternehmen im gehobenen Schmuckmarkt zu etablieren – und das, obwohl damals viele Juweliere die Markenstrategie für aussichtslos hielten.

Den unbeirrbaren Glauben an den eigenen Weg hat der Vater anscheinend erfolgreich auf seine Söhne Christoph und Georg übertragen.

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