Prämien für die Depotübertragung: Wann lohnt sich der Wechsel?

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Iris Schulte-Renger
22.12.2020 – 12:29 Uhr aktualisiert
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Depotübertragung Prämie
Depotübertragung Prämie
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Depotwechsel innerhalb Deutschlands sind kostenlos.
  • Der Schritt zu einem günstigeren Anbieter kann sich lohnen.
  • Prämien allein sind aber kein Wechselgrund.

Es gibt gute Gründe, sein Depot zu wechseln: Mal sind Anlegern die Gebühren fürs Wertpapierkonto selbst zu hoch, die Zinsen auf dem Verrechnungskonto zu niedrig oder der Anbieter verlangt happige Orderprovisionen. Bietet ein Konkurrent bessere Konditionen, lohnt sich der Wechsel.

Ein Depotübertrag ist einfach, kostenlos und manchmal sogar mit Prämien verbunden. Doch so verlockend die versprochenen Boni für Neukunden auch sind: Eine Prämie allein sollte kein Grund für einen Wechsel sein. Entscheidend sind die langfristigen Gesamtkosten eines Depots.

Aktuelle Prämien für den Depotwechsel innerhalb Deutschlands

Ein Blick auf die aktuell angebotenen Prämien zeigt, dass Anleger durchaus von Geschenken an Neukunden profitieren können:

AnbieterPrämieInformation
Targobank0,75 Prozent des Kurswertes der übertragenen Anteile an Investmentfonds, maximal 5.000 €. Übertragssumme für maximale Prämie 666.666,66 €Depotübertragungen von mindestens 7.000 €. Die maximale Prämie ist erreicht, wenn die Summe aller seit Februar 2016 geleisteten Prämienzahlungen den Betrag von 5.000 € erreicht hat.
Deutsche Bank0,5 Prozent des Volumens, maximal 7.500 € pro Kunde. Übertragssumme für maximale Prämie: 1,5 Millionen €Depotübertragungen von mindestens  10.000 €
Consorsbank10 Freetrades (Gültigkeit 12 Monate). Übertragssumme für maximale Prämie: 100.000 €Keine Mindestübertragung nötig; Für Neukunden, die innerhalb der letzten 6 Monate kein Depot bei BNP Paribas hatten und in den letzten 12 Monaten an keiner Depotübertragungsaktion teilnahmen
MaxBlue0,5 Prozent, maximal 500 €Depotübertragungen von mindestens 5.000 €, Haltefrist ein Jahr

Wie funktioniert eine Depotübertragung?

Innerhalb Deutschlands ist der Depotwechsel kostenlos. Anleger gehen am besten folgendermaßen vor:

  • Zunächst müssen sie ein Wertpapierdepot bei ihrem neuen Anbieter eröffnen.
  • Anschließend beantragen Kunden beim neuen Anbieter den Übertrag ihres alten Depots. Das geht über ein Formular, das meist auf der Website zu finden ist und in der Regel an die übertragende Bank gesendet wird.
  • Sind alle Wertpapiere übertragen, sollten Kunden ihr altes Depot kündigen. So sparen sie meist Geld.

Diese Dokumente sind nötig

Für den Depotwechsel benötigen Antragsteller folgende Angaben:

  • Persönliche Daten wie Name, Steueridentifikationsnummer, Depotinhaber, Depotempfänger
  • Grund für den Übertrag
  • Bankname und Depotnummer des alten Depots
  • Bankname und Depotnummer des neuen Depots
  • Bei Teilübertrag einzelner Wertpapiere: Name, Zahl und Wertpapierkennnummer (WKN, WPKN)
  • Sollte es sich bei der Übertragung um eine Schenkung oder ein Erbe handeln, sind auch die Daten des Empfängers einzutragen.

Fallen für die Depotübertragung Kosten an?

Ein Depotwechsel innerhalb Deutschlands muss gebührenfrei sein. Das geht aus den Urteilen XI ZR 200/03 und XI ZR 49/04 des Bundesgerichtshofs hervor.

Nur in Sonderfällen fallen Kosten an, etwa wenn der Depotwechsel von oder zu einer ausländischen Bank erfolgt oder es sich um eine Schenkung oder ein Erbe handelt. In diesem Fall erhebt der Staat unter Umständen Schenkungs- oder Erbschaftssteuern.

Wie lange dauert ein Depotwechsel?

Im Schnitt können Verbraucher mit einer Übertragungsdauer von zwei Wochen rechnen. Spätestens nach sechs Wochen muss ein Depotübertrag innerhalb Deutschlands vollzogen sein. So steht es im Wertpapierhandelsgesetz (WpHG § 63 Absatz 1).

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht rät, nach drei bis vier Wochen bei den Depotanbietern nachzuhaken. Bekommen Anleger keine Antwort, können sie sich an die BaFin wenden.

Wichtig: Kunden können während der Übertragung keine Wertpapiere handeln und nicht auf die aktuelle Marktlage oder plötzliche Ereignisse reagieren.

Wie wird ein Depotübertrag steuerlich behandelt?

Ein Depotwechsel wirkt sich nicht auf die Steuer aus, sofern der Inhaber des Kontos identisch bleibt. Anleger sollten aber darauf achten, dass ihr neuer Depotanbieter die Einstandspreise korrekt übernimmt – sonst kann es zu unberechtigten Steuerzahlungen kommen. Um die Einstandspreise nachweisen zu können, empfiehlt es sich die Unterlagen für Wertpapierkäufe und -verkäufe stets aufzubewahren.

Vor dem Depotwechsel: Anbieter vergleichen

Wer sein Depot zu einem anderen Anbieter übertragen möchte, sollte nicht nur die Gebühren für Wertpapierkonten vergleichen. Darüber hinaus sind folgende Faktoren wichtig:

  • Verbraucherfreundlichkeit
  • Gute Konditionen auch für kleinere Anlagesummen
  • Vielfältige Auswahl an Wertpapieren und Fonds
  • Sparpläne zu günstigen Konditionen
  • Benutzeroberfläche
  • Einlagensicherung
  • kostenloses Musterdepot

Gemessen an diesen Kriterien schneiden Anbieter wie Scalable Capital, Trade Republic und Justtrade im Vergleich zu anderen Depotanbietern am besten ab. Sie locken Kunden zwar nicht mit Prämien, doch die verlangten Gebühren sind so niedrig, dass Anleger auf lange Sicht sparen.

  • Scalable Capital: keine Depotgebühren, ab 0,99 € pro Trade im Free Modell, kostenlose ETF Sparpläne – scalable.capital
  • Trade Republic: keine Depotgebühren, kostenlose ETF Sparpläne – traderepublic.de
  • Justtrade: kostenlose Depot-/Kontoführung, 0,00 € Orderprovision – justtrade.com

Welcher Anbieter ist für wen der Richtige?

Bei der Wahl des neuen Anbieters sollten Trader ihre persönliche Anlagestrategie berücksichtigen: Wer häufig und viel handelt, ist gut mit einem Smartphone-Broker wie Justtrade beraten, bei dem keine Kosten pro Trade anfallen. Wer langfristig in ETFs anlegt, entscheidet sich dagegen besser für ein Gratisdepot ohne laufende Kosten.

Prämie allein ist kein Grund für den Depotwechsel

Ein Depotwechsel aus den richtigen Beweggründen ist sinnvoll. Wer ein Angebot gefunden hat, das dauerhaft bessere Konditionen bietet, sollte sein Depot wechseln. Da die Übertragung des Depots kostenfrei ist, lohnt sich das allemal.

Eine Prämie für einen Depotwechsel kann ein Pluspunkt sein, mehr aber auch nicht. Denn entscheidend sind die langfristigen Gesamtkosten eines Depots, nicht eine einmalige Zahlung an Neukunden. 

Die Wahl des neuen Anbieters sollte die persönliche Trading-Strategie berücksichtigen: Wer häufig handelt, kann zu einem Smartphone-Broker mit geringen Kosten pro Trade greifen. Dazu zählt etwa Trade Republic. Wer langfristig in ETFs anlegt, entscheidet sich am besten für ein Gratis-Depot ohne laufende Kosten. 


Häufig gestellte Fragen zum Depotübertrag

Kann ich ein Depot auf eine andere Person übertragen?

Ja, Anleger können ihr Depot auch auf andere Personen übertragen. Da es sich dabei um einen Wertpapierverkauf handelt, müssen sie allerdings Abgeltungssteuer zahlen – es sei denn, sie “verschenken” ihr Depot. Dann fällt die Abgeltungssteuer in der Regel weg, dafür schlägt die Schenkungssteuer zu Buche. Der Gesetzgeber hat aber verschiedene Freibeträge vorgesehen. 

Wie hoch sind die Freigrenzen?

Wenn Eltern ihren Kindern ein Depot übertragen, liegt die Freigrenze bei 400.000 Euro. Vermachen Großeltern ihren Enkeln Wertpapiere, sind es 200.000 Euro. Bei Schenkungen an Ehegatten und eingetragene Lebenspartner liegt die Freigrenze bei 500.000 Euro. Überträgt man ein Wertpapierdepot an Geschwister oder andere Verwandte, sind 20.000 Euro steuerfrei. Wer erbt, kann bis zu 100.000 Euro steuerfrei übertragen. Grundsätzlich gilt: Anleger können diese Freibeträge alle zehn Jahre nutzen.

Bleibt der Einstandskurs beim Depotübertrag bestehen?

Ob die Einstandspreise automatisch übernommen werden, hängt davon ab, in welchem Land der Depotanbieter sitzt. Während ein Depotübertrag im Inland keine Probleme nach sich zieht, kann es bei einem Wechsel von oder zu einem ausländischen Anbieter zu Fehlern kommen.

Was passiert bei falschen Einstiegspreisen?

Erfolgt der Übertrag nicht automatisch, übernimmt die Bank die Wertpapierpreise des jeweiligen Tages, an dem der Depotwechsel erfolgt. Das kann dazu führen, dass sie falsche Kapitalerträge an das Finanzamt meldet und unberechtigte Steuerzahlungen auf den Kunden zukommen. Deshalb ist es wichtig, dass Anleger die Belege für Wertpapierkäufe und -verkäufe aufbewahren.

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