Robo-Advisor – Digitale Vermögensverwalter im Vergleich

Foto von Frank Baecke
Frank Baecke
27.10.2023 – 22:29 Uhr aktualisiert
geprüft: Sascha Burghardt Handelsblatt Media Group
✓ Link kopiert

Denken Sie an die Umwelt, bevor Sie drucken!

Wir möchten Sie daran erinnern, dass das Drucken von Artikeln durch den Verbrauch von Ressourcen Auswirkung auf unsere Umwelt hat. Sie können die Umwelt schonen, indem Sie Artikel digital nutzen und teilen.
Robo-Advisor im Vergleich
Robo-Advisor im Vergleich
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze:

  • Robo-Advisor sind automatisierte Vermögensverwalter
  • Kunden können ihr Portfolio nach individuellen Risiko erstellen lassen
  • Empfehlenswerte Robo-Advisor: Scalable Capital, Quirion.

Einige Menschen haben keine Zeit oder Lust, sich mit ihrer Geldanlage zu beschäftigen. Anderen fehlt das notwendige Finanzwissen.

In diesen Fällen können sogenannte Robo-Advisor helfen. Sie übernehmen gemäß den Vorgaben des einzelnen Anlegers den langfristigen Vermögensaufbau.

Das Verwalten geht dabei ganz einfach über das Internet und Smartphone: Mittlerweile sind es zahlreiche dieser digitalen Vermögensverwalter die in Deutschland ihre Dienste anbieten. Ein Vergleich stellt drei der wichtigen Robo-Advisor vor.

Die ersten sind 2013 als Fintech gestartet, später folgten Angebote von Banken. Andere Robo-Advisor kooperieren mit Versicherern. Alle versuchen, möglichst viele Kundengelder zu verwalten, damit sich ihr Geschäftsmodell rechnet.

Drei günstige Robo-Advisor im Vergleich

Die ersten Robo-Advisor starteten 2013 als Fintechs – der Erfolg brachte jedoch in kürzester Zeit weitere solcher Angebote vor, auch Banken und Versicherungen entdeckten den Service für sich. Sie alle versuchen, möglichst viele Kundengelder zu verwalten, damit sich das Geschäftsmodell lohnt.

Die Tabelle zeigt drei beliebte Robo-Advisor im Vergleich: Quirion, VTB Invest und Growney. Sie sind relativ günstig und beschränken sich auf wenige Anlageklassen sowie aufs Rebalancing.  

Je nach Risikoprofil und persönlichen Angaben des Anlegers wählen die Robos aus mehreren Portfolios eine Empfehlung für die Anlage aus. Dabei kann es durchaus zu Unterschieden kommen.

QuirionGrowneyWhitebox
Depot­führung0,00 €0,00 €0,00 €
Service­gebühr
(p. a.)
0,48 % (im 1. Jahr bis 10.000 Euro gebührenfrei)ab 0,38 %ab 0,35 %
Performance­gebühr
Rebalancing
Mindest­anlage1 €500 €je nach Strategie, 25 € oder 5.000 €
Eingesetzte
Anlage­klassen
unter anderem Aktien und
Anleihen
ETFsAktien, Anleihen und Cash als ETFS sowie ETCs
Musterkunde – Kosten
10.000 €48 € (ab dem 2. Jahr)68 €95 €
100.000 €480 €380 €600 €
250.000 €1.200 €950 €1.750 €
Webseitequirion.degrowney.dewhitebox.eu
Eigene Recherche; Stand Januar 2025

So funktioniert ein Robo-Advisor 

Über die Website des Anbieters können Anleger den digitalen Helfer in Anspruch nehmen. Das Algorithmen-basierte System gibt dann eine konkrete Anlageempfehlung und setzt diese im persönlichen Portfolio um. Zuvor muss der Nutzer ein paar Fragen zu seinem Risikoprofil beantworten.

Zum Beispiel braucht der Robo-Advisor Angaben zum Vermögen, der Berufserfahrung, der gewünschten Anlagedauer und dem Nervenkostüm.

Letzteres zielt auf ihre Fähigkeit und Bereitschaft, auch mal eine Verlustphase durchzustehen. Denn ein (zwischenzeitliches) Minus ist immer möglich – auch wenn ein Computerprogramm das Geld standardisiert nach vorgegebenen Algorithmen anlegt.

Ermittlung des Risikoprofils ist Pflicht

Die Ermittlung des Risikoprofils ist den Anbietern gesetzlich vorgeschrieben. Denn letztlich soll das Wertpapierdepot zu den Bedürfnissen und Zielen des einzelnen Anlegers passen. Unterschiede gibt es allerdings bei der Ausgestaltung und Anzahl der Fragen sowie der visuellen Darstellung.  

Sind die Fragen beantwortet, unterbreitet der Robo-Advisor einen Vorschlag, auf welche Vermögensklassen die Software die Anlagesumme aufteilen würde – also zum Beispiel auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien.

Auch eine Renditeprognose findet sich bei den meisten Robo-Advisor – alles grafisch aufbereitet.

Auch monatliches Sparen möglich

Anstelle eines Einmalbetrags können Anleger bei den meisten Robos auch monatlich einen festen Betrag anlegen. Bis hierhin sind alle Eingaben anonym. Einige Anbieter verlangen jedoch auch in diesem Stadium bereits erste Kontaktinformationen.  

Tipp: Anleger können sich probehalber Depotvorschläge von Robo-Advisor machen lassen. So bekommen sie ein Gefühl dafür, welches Angebot am besten zu ihnen passt. 

Erst für den konkreten Antrag und den Vertrag benötigt der Anbieter den Namen und die Adresse des Nutzers. Die Identifizierung erfolgt via Video- oder Post-Ident-Verfahren. Jeder Robo-Advisor arbeitet mit einer depotführenden Stelle zusammen.

Auf doppelte Depotkosten achten

Besitzt ein Anleger bereits ein Depot bei einer anderen Bank, können doppelte Depotkosten anfallen. Aber: Falls er mit seinem digitalen Helfer zufrieden ist, kann er das alte Depot auf das neue übertragen. Das geht heute einfach und kostenlos.

Für Ein- und Auszahlungen auf das Depot benötigt der Robo-Anleger ein Referenzkonto – zum Beispiel ein Girokonto. 

Wie Anleger den passenden Robo-Advisor finden 

Die einzelnen Robo-Advisor unterscheiden sich – von technischen Raffinessen abgesehen – vor allem in den Kosten, den zur Verfügung stehenden Anlageklassen und ihrem Ansatz bei der Steuerung des Vermögens.

Investments in ETFs

Alle Robos investieren in ETFs – einige sogar ausschließlich. Diese börsengehandelten Indexfonds verzichten auf echte Fondsmanager und bilden ein Börsenbarometer wie den MSCI World Index ab. Dadurch sind ETFs sparsamer – den Kostenvorteil wiederum geben die Robo-Advisor an ihre Kunden weiter.  

Zusätzlich zu den Fondsgebühren verlangen die Anbieter ein Servicentgelt. Die Höhe der Gesamtgebühr wirkt sich natürlich negativ auf die Rendite der Geldanlage aus. Einige Robo-Advisor bieten jedoch pauschale Kostenmodelle, in denen solche Zusatzgebühren schon eingeschlossen sind. Dadurch entstehen keine bösen Überraschungen.

Tipp: Die Gesamtgebühr eines Robo-Advisors sollte nicht mehr als ein Prozent der Anlagesumme pro Jahr betragen. 

Für Privatanleger gilt: Eine Geldanlage sollte nicht zu kompliziert sein. Auch einige Robo-Advisor folgen dieser Regel bei den Anlageklassen, die sie zur Verfügung stellen.

Zum Beispiel investieren GrowneyQuirion und VTB Invest nur in weltweite Aktienfonds und mischen – je nach Risikoprofil des Anlegers – mehr oder weniger viele Anleihen bei. Alternative Kategorien wie Rohstoffe, Immobilien und privates Beteiligungskapital (Private Equity) bleiben meist außen vor.  

Andere Robos investieren auch in solche Anlagevehikel. In der Regel wollen sie damit die Renditeschwankungen des Portfolios glätten. Das lässt sich aber auch mit Anleihen-ETFs realisieren.

Zusätzliche Assets verursachen in der Regel auch zusätzliche Kosten. Mitunter wird ein Depot dadurch defensiver ausgerichtet, als es für den langfristigen Vermögensaufbau sein müsste. 

Tipp: Wem eine einfache Geldanlage wichtig ist, wird eher bei Robo-Advisor mit wenig Anlageklassen – wie zum Beispiel Aktien und Anleihen – fündig. 

Es gibt aktive und passive Robo-Advisor 

Und schließlich unterscheidet man die digitalen Helfer nach ihrem Ansatz bei der Steuerung des Vermögens in aktive und passive Robo-Advisor. Aktive Roboter schichten das Vermögen des jeweiligen Kunden je nach Börsenlage laufend um.  

Ziel der Aktion: Verluste sollen zum Beispiel mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen bestimmten Wert nicht übersteigen. Droht in diesem Sinne Gefahr, steuert ein Algorithmus aktiv dagegen. Dafür braucht es Annahmen über die Verteilung und Wechselbeziehung von Risiken.  

Risikomaß: Value at Risk

Das Portfolio wird dann über das Risikomaß Value at Risk gesteuert. Das notwendige Wissen kauft der Robo-Advisor ein oder erhält es von seiner Muttergesellschaft, die oft eine Bank ist. Von außen und damit auch für den Anleger ist das Geschehen wenig transparent. 

Im Unterschied dazu treten passive Robo-Advisor geradezu bescheiden auf. Ihr Ziel ist es, die ermittelte Vermögensaufteilung beizubehalten. In der Regel schichten sie Fondsanteile nur wenige Male im Jahr um, so dass die anfängliche Gewichtung der Anlageklassen wiederhergestellt wird.

Rebalancing hält gewählte Gewichtung

So ein Rebalancing ist zum Beispiel notwendig, wenn Aktienindizes über längere Zeit stark gestiegen sind und entsprechende Aktien-ETFs im Portfolio einen deutlich höheren Vermögensanteil erreicht haben, beispielsweise 85 Prozent statt der ursprünglich als bedarfsgerecht ermittelten 70 Prozent.

Insgesamt ist die Umsetzung einer Anlageempfehlung durch passive Robos für Privatanleger nachvollziehbarer. 

Die größten Robo-Advisor 

Einer der größten aktiven Robo-Advisor ist Scalable Capital. Nach Angaben des Unternehmens verwaltet er mehr als 20 Milliarden Euro Kundengelder.

Weitere aktive Robos sind die Commerzbank-Tochter Cominvest mit ca. 1 Milliarde Euro betreutem Vermögen, Liqid, wo Kunden mindestens 100.000 Euro mitbringen müssen, bevor der Anlageroboter tätig wird, sowie Whitebox, das von den beiden Frauen Salome Preiswert und Birte Rothkopf gegründet wurde und geführt wird.  

Whitebox selbst bezeichnet sich auf einer unternehmenseigenen Website als „Renditeprimus“. Die eigenen Portfolios seien seit Start im Januar 2016 besser als Risikostufen der Vergleichsgruppe.

Das Geld der Anleger fließt in viele Anlageklassen, darunter auch inflationsindexierte Anleihen und Gold. 

Ein Test mit dem Profil eines risikobewussten Beispielkunden ergab bei Quirion eine Aufteilung von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen. Zum Zuge kamen überwiegend ETFs, aber auch ein Anteil von 7 Prozent aktiv gemanagter Aktienfonds.  

Growney wiederum bietet für die Beantwortung der Fragen mehr Spielraum an, zum Beispiel bei dem „monatlich frei verfügbaren Einkommen“. Das kann bei dem gleichen risikobewussten Beispielkunden zu einem anderen Ergebnis führen. Growney setzt in seiner Anlagestrategie ausschließlich auf ETFs. 

Robo-Advisor: Helfer für bequemen, langfristigen Vermögensaufbau

Das Beispiel zeigt, dass hinter den digitalen Vermögensverwaltern am Ende auch nur eine Software steht, die von Menschen programmiert werden muss.

Der größte Vorteil der digitalen Helfer ist, dass sie Menschen einen Weg für den langfristigen Vermögensaufbau ebnen, die keine Zeit oder Lust haben, sich mit Geldanlage zu beschäftigen. Solche Services sind natürlich nicht umsonst, die Vorteile stehen an anderer Stelle, wie der gewonnen Freiheit.


Robo-Advisor: Häufige Fragen

Welcher Robo-Advisor ist der Beste?

Die Frage nach dem besten Robo-Advisor lässt sich pauschal nicht beantworten, da die Performance über gewisse Zeiträume unterschiedlich ausfällt. Manche schneiden im einen Quartal besser ab als andere, außerdem haben die Konditionen Einfluss auf die Qualität des Robos. Gute Produkte stellen Scalable Capital und Quirion.

Kann ich bei einem Robo-Advisor einen Freistellungsauftrag einrichten?

Ja, bei einem Robo-Advisor gibt es häufig die Möglichkeit, einen Freistellungsauftrag einzurichten. Damit wird die Abgeltungssteuer nicht automatisch abgeführt.

Die beliebtesten Artikel

Diese Seite enthält Affiliate-Links. Bei Abschluss eines Produkts über diese Links erhalten wir eine Vergütung vom Anbieter, ohne dass Ihnen zusätzliche Kosten entstehen. Dadurch können wir ausführliche Recherchen, unabhängige Vergleiche und nützliche Informationen kostenfrei für Sie bereitstellen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf dieser Website das generische Maskulinum verwendet. Alle Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter gleichermaßen. Die gewählte Form dient ausschließlich der sprachlichen Vereinfachung und beinhaltet keinerlei Wertung.