Finanzen der Monarchen: So viel kosten die Königshäuser in Europa
Düsseldorf. Das spanische Königshaus ist eines der billigsten in Europa – zumindest den offiziellen Budgetzahlen zufolge. An direkten Zuwendungen erhielten der in dieser Woche zurückgetretene Juan Carlos und sein Hofstaat im vergangenen Jahr nur 8,16 Millionen Euro. Das macht 18 Cent pro Einwohner, zeigt eine Zusammenstellung des Handelsblatts.
Das wäre nur knapp die Hälfte dessen, was in Deutschland pro Einwohner für den Haushalt des Bundespräsidialamts gezahlt wird. Allerdings sind in den direkten Zuwendungen gerade in Spanien viele Zahlungen nicht enthalten, etwa für Palastangestellte oder die 1500-Mann-starke Palastwache.
Die meisten europäischen Königshäuser erhalten weiter zweistellige Millionenbeträge im Jahr direkt überwiesen. Hinzu kommen weitere deutlich höhere Kosten, etwa für Polizeibewachung, den Einsatz von Soldaten bei Zeremonien und massive Steuererleichterungen. In Belgien etwa sind noch nicht einmal die Heizkosten der königlichen Gebäude im offiziellen Budget enthalten. Schätzungen zufolge kostet die belgische Monarchie rund 30 Millionen Euro – bei elf Millionen offiziellem Budget.
In Spanien ist die Diskrepanz noch höher: Zwar ist das Königshaus mit 8,16 Millionen Euro im Haushalt eines der „günstigsten“ Königshäuser in Europa, vor allem in Relation zur hohen Zahl der Untertanen – ein Schnäppchen sogar verglichen mit den mehr als 32 Millionen Euro für den Haushalt von Bundespräsident Joachim Gauck. Doch zusätzlich übernimmt der spanische Regierungspräsident etwa die Kosten für die Instandhaltung des Palacio de la Zarzuela, des Wohnsitzes der Familie, die Stromrechnung und das Gehalt für mehr als 130 Mitarbeiter.
In Spanien gehen Experten so vom Acht- bis Zwölffachen des offiziellen Budgets aus. Genaue Zahlen hat niemand. Denn wie viel die königliche Wache mit rund 1 500 Soldaten das Verteidigungsministerium kostet, darüber gibt es keine Angaben. Ebenso wenig wie über die königliche Autoflotte, die vom Finanzministerium finanziert wird, oder die Reisen, die das Außenministerium bezahlt.
Die Briten zahlen pro Kopf umgerechnet 70 Eurocent für ihr Königshaus. In diesen Zahlen sind nach einer Umstellung des Finanzsystems 2012 mehr Sonderzahlungen enthalten als in vielen anderen europäischen Ländern. Den offiziellen Budgetzahlen zufolge greifen die Norweger am tiefsten in die Tasche: Insgesamt 42,7 Millionen Euro Steuergeld lassen sich die Norweger ihr Königshaus jedes Jahr kosten - damit entfallen 8,54 Euro auf jeden Norweger.
Die Zustimmung zur Queen ist mit 80 Prozent so hoch wie nie: 0,70 Cent muss jeder Brite jährlich für seine Königin aufwenden.
In Belgien sank das Budget um fast drei auf elf Millionen Euro. Vielen Verwandten des Königshauses wird die finanzielle Hilfe dort gestrichen. Einkommens- und Mehrwertsteuer müssen sie künftig auch bezahlen. Und auch in Spanien kürzte Juan Carlos die Ausgaben öffentlichkeitswirksam.
Dennoch hinterlässt die Wirtschaftskrise in Europa auch in den Königshäusern ihre Spuren. Überall werden sie zu mehr Sparsamkeit angehalten. In Großbritannien wurde ein neues Prinzip eingeführt, mit dem das Königshaus finanziert wird: Der staatliche Zuschuss für die Queen ist auf 15 Prozent der Summe beschränkt, die die königlichen Ländereien, der „Crown Estate", an Gewinn abwerfen.
Die vielen Sonderzahlungen an die Königshäuser machen eine royale Kosten-Nutzen-Rechnung schwierig. Zumal auch der Nutzen etwa durch wohltätige Stiftungen, diplomatische Beziehungen oder den Tourismus nur schwer zu beziffern ist. Die Befürworter des britischen Königshauses etwa argumentieren, dass die gesamte Windsor-Familie zu deutlich höheren Tourismuseinnahmen beiträgt und so die staatlichen Zuschüsse überkompensiert.
So schätzen Experten des britischen Fremdenverkehrsamts, dass die Königsfamilie für Tourismus-Einnahmen von etwa 500 Millionen Pfund verantwortlich ist. Doch Volkswirte überzeugt die Rechnung nicht. Denn die Touristen kommen ja nicht nur wegen der Royals.
Die monarchiekritische Organisation Republic macht daher eine andere Rechnung auf: Das Königshaus koste den Steuerzahler etwa 200 Millionen Pfund jährlich, wenn man alle Kosten addiere. Die Zustimmung zu den europäischen Königshäusern in der Bevölkerung ist außerdem sehr hoch: Vor allem die Akzeptanz der Queen liegt in jüngsten Umfragen bei mehr als 80 Prozent. Sie ist damit so hoch wie noch nie.
Doch auch wenn nicht klar bezifferbar, schätzt mancher Unternehmer die royale Präsenz in seinem Land. „Das Königspaar nimmt eine sehr wichtige Botschafterrolle für uns ein", sagt Ingalill Östman, Sprecherin von SKF, des weltweit größten Kugellager-Herstellers aus Göteborg.