Abendauktion bei Ketterer Kunst bleibt eine harte Währung

Für rund 2,2 Millionen Euro wechselt dieser malerisch ungestüme „Buchsbaumgarten“ von 1909 den Besitzer (Ausschnitt).
München Vor dem Brexit kamen die millionenverdächtigen Gemälde des deutschen Malers Albert Oehlen meist in London unter den Hammer. Dass seine energisch gemalten Bilder aus den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch auf deutschen Auktionen im siebenstelligen Bereich ihre Käufer finden, bewies gestern Ketterer in München.
Als am Abend ausgewählte Werke der Moderne und der Gegenwartskunst aufgerufen wurden, rangen in kleinen Schritten zwei telefonisch zugeschaltete Bieter um das wandfüllende Triptychon des heute 67-jährigen Kölners. Zum Preis von 3,6 Millionen Euro (alle Preise inklusive Aufgeld) ging die monumentale, kraftvolle Arbeit für das Doppelte der unteren Taxe in eine Sammlung der Benelux-Union.
Im Einzelhandel mag momentan die Inflation die Kauflaune bremsen. Bei Ketterer schien sie die Interessenten eher anzutreiben.
Auch wenn Insider und Auktionshaus für Alexej von Jawlenskys ausdrucksstarken „Frauenkopf mit Blumen im Haar“ heimlich durchaus einen Hammerpreis über drei Millionen Euro erwartet hatten; der Erlös des marktfrischen, 1913 entstandenen Gemäldes in Höhe von 2,9 Millionen Euro ist mehr als ein respektables Ergebnis. Das über 100 Jahre im Familienbesitz gehütete, expressionistische Werk übernahm nun eine Schweizer Sammlung.
Für rund 2,2 Millionen Euro wechselte Emil Noldes malerisch ungestümer „Buchsbaumgarten“ von 1909 den Besitzer. Das Gemälde, das Noldes Weg zum Expressionismus markiert, war erst in diesem Jahr an die Erben des von den Nazis verfolgten Sammlers Ismar Littmann restituiert worden. Einen stattlichen Sprung von taxierten 600.000 Euro auf 1,3 Millionen Euro machte Sean Scullys erdige Farbflächen-Malerei „Blue Yellow Figure“ von 2004.

Das wandfüllende Triptychon übernimmt für 3,6 Millionen Euro (inklusive Aufgeld) eine Sammlung in den Benelux-Staaten (Abb. re. und li. beschnitten).
Kunst bleibt eine harte Währung. Mit nur 63 Kunstwerken erzielte Ketterer etwas über 30 Millionen Euro. Sieben Mal kletterten die Erlöse in den Millionenbereich. Robert Ketterer sagte kurz nach der Auktion gegenüber dem Handelsblatt: „Die siebenstelligen Erlöse, aber auch die hohen fünfstelligen Preise machen deutlich, dass der deutsche Kunstmarkt absolut konkurrenzfähig ist im internationalen Vergleich.“
Ketterer hatte in diesem Zusammenhang zweifellos den Preissprung von Pierre Soulages´ „Peinture 92 x 65 cm, 3 août 1954“ vor Augen. Die schwarze, gestische Abstraktion mit teilweise hell durchschimmerndem Hintergrund stieg von geschätzten 700.000 auf 2,2 Millionen Euro.
Stark umworben war ebenso Cy Twomblys skriptorale Bleistiftzeichnung „Untitled (Drawing for Manifesto of Plinio)“. Ihr Preis stieg auf 600.000 Euro. Und mit einem Erlös von 745.000 Euro konnte die Taxe für Christos großes Entwurfsblatt für sein Projekt „The Gates“ verdoppelt werden.
Den stabilen Kurs Gerhard Richters im Währungssystem Kunst markiert seine kleine auf Papier gemalte Serie „Colmar I-V“. Für die fünf abstrakten Kreide-Aquarelle von je 18 x 24 cm war ein Einsatz von 890.000 Euro nötig.
Fazit der Auktion: Der Glaube an die Kunst als Vermögensspeicher ist ungebrochen.
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