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Alte Meister, Skulpturen und ObjekteAuktionen in London: Der Markt für Altmeister zeigt sich lebendig

Sotheby's und Christie's beenden die Sommersaison mit erfolgreichen Auktionen für Alte Kunst. Beiden Häusern gelingt es, 20 Objekte über einer Million Pfund abzusetzen.Stephanie Dieckvoss 13.07.2023 - 14:36 Uhr Artikel anhören

Die ausgefeilte Komposition eines Malerateliers von Michael Sweerts war bisher nur von Kopien bekannt. Christie's versteigerte die Rarität für Rekord brechende 12,6 Millionen Pfund.

Foto: Christie's Images Ltd. 2023

London. Die sogenannten „Classic Weeks“ in London, in denen die Auktionshäuser in Live- und Onlineauktionen alles anbieten, was es an „Alter“ Kunst und Objekten auf dem Markt gibt, zeigten Qualität und hatten überraschenden Erfolg. Alte Meister, aber auch Skulpturen und Objekte auf allen Preisniveaus sind wieder gefragt.

Die Auktionen boten eine Vielfalt frischer Ware an, die auf reges Interesse stieß und Christie’s und Sotheby’s gute Ergebnisse brachten. Die Stabilität des Marktes ist ein wichtiges und positives Zeichen für Handel und Sammler zugleich.

Aushängeschild der Woche waren wie gewohnt die Altmeisterauktionen. Hier konnte diesmal Christie’s triumphieren. Das Haus legte das beste Ergebnis seit sieben Jahren in dieser Sparte in London vor. 54 Millionen Pfund spielten die 38 Lose ein, zwei Lose brachen sogar durch die Schallmauer von 10 Millionen Pfund.

Sotheby’s musste eine größere Rückgangsquote in Kauf nehmen. Trotz eines soliden Gesamtergebnisses von 39,4 Millionen für 49 angebotene Lose blieben 35 Prozent unverkauft. Beide Häuser zusammen setzten indes 20 Objekte über der Schwelle von einer Million ab. Das gab es schon lange nicht mehr.

Porträts und Interieurs waren besonders gefragt. Die ausgefeilte Komposition eines Malerateliers des Flamen Michael Sweerts war bisher nur von Kopien bekannt. Der Künstler war zu Lebzeiten berühmt, sein Schaffen war aber dann Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten. Nun tauchte aus einer französischen Privatsammlung das einzig bekannte, signierte Original dieses Themas auf.

Unter Schichten von Schmutz und Firnis begraben, hatte sich das Original fast unversehrt bewahrt und erstrahlt nun gereinigt. Dieser Rarität gingen anfänglich mehr als fünf, am Schluss noch zwei Bieter nach. Der Verkaufspreis waren Rekord brechende 12,6 Millionen Pfund.

Die aus einem Materialmix skulptierte Büste der Göttin der Liebe verdoppelte Sotheby's Schätzung auf 889.000 Pfund.

Foto: Sotheby's

Den zweithöchsten Preis der Woche erzielte ebenfalls bei Christie’s ein neu aufgefundenes und als authentisch zugeschriebenes Doppelporträt von Rembrandt von 1635. Es brachte oberhalb der Schätzung von 5 bis 8 Millionen 11,2 Millionen Pfund. Zuletzt war es vom gleichen Haus am gleichen Ort vor 200 Jahren versteigert worden.

Sotheby’s bot ein seltenes Werk des englischen Satirikers William Hogarth an. Es war das erste bedeutende Bild, das in 50 Jahren auf den Markt kam. „Taste in High Life“, eine Parodie der englischen Upper Class, verkaufte sich aber unterhalb der Hoffnungen bei nur einem Gebot für 2,5 Millionen Pfund. Dennoch ein Weltrekord für den Künstler.

Ebenfalls bei Sotheby’s erzielte ein seltenes Porträt von Königin Katherine Parr von England und Irland 3,4 Millionen Pfund, das Vierfache der oberen Taxe von 600.000 bis 800.000 Pfund. Eine lebensgroße Variante, ebenfalls Master John zugeschrieben, befindet sich in der kürzlich wiedereröffneten National Portrait Gallery in London.

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Als historisches Bildnis bei Christie’s im „Exceptional Sale“ angeboten, überraschte der Erfolg des Herrscherporträts des französischen Königs Ludwig XIV. aus der Werkstatt von Hyacinthe Rigaud. Dessen Original hängt im Louvre. Zwei Bieter wollten sich das imposante Bild jedoch trotz der Tatsache, dass es über 50 Versionen aus der Werkstatt des Malers gibt, zusichern. Sie trieben den Preis auf 1,9 Millionen Pfund. Die Taxe lag bei 200.000 bis 300.000 Pfund.

Erst 2020 war das Herrscherporträt vom Einlieferer als eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert bei einem kleinen Pariser Auktionshaus für nur 55.000 Euro ersteigert worden. Hier sieht man, wie viel finanziellen Wert Restaurierungen und Neubewertungen Objekten und Bildern zuschreiben können.

Die detailreiche London-Ansicht an einem Herbstmorgen wurde aus der Sammlung Safra eingeliefert. Sie kam mit 201.600 Pfund gut über die Schätzung.

Foto: Christie's Images Ltd. 2023

Sotheby’s veranstaltete anders als Christie’s eine Live-Auktion mit Skulptur aus vier Jahrtausenden. Hier waren ebenfalls Porträts erfolgreich. Eine Büste der Aphrodite aus dem 2. Jahrhundert verkaufte sich für das Doppelte der Schätzung bei 889.000 Pfund.

Im „Exceptional Sale“ bei Christie’s waren vor allem Objekte mit Antikenrezeption erfolgreich, so einige Marmorkonsolen, deren Ergebnisse weit über den Erwartungen lagen.

Beide Häuser brachten gute Altarbilder der frühen Italiener und Niederländer aus dem 15. und 16. Jahrhundert auf den Markt, die man nur selten und oftmals nicht in gutem Zustand findet. Vor allem die italienischen Werke erzielten durchweg gute Ergebnisse.

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Christie’s bot ein frühes Altarretabel mit einer Kreuzigungsszene von Fra Angelico an, das aus einer englischen Privatsammlung stammte. Der restaurierte Goldhintergrund und der hohe Schätzpreis mögen einige Bieter abgehalten haben. Dennoch stellen die erzielten 5 Millionen Pfund im Bereich der Schätzung einen neuen Rekord für ein Werk des Malers dar.

Ebenfalls erfolgreich war das„Pfingstwunder“ des Meisters der Baroncelli-Bildnisse, das bei Sotheby’s bei einer hohen Schätzung von 7 bis 10 Millionen Pfund für 7,9 Millionen Pfund verkauft wurde. Das einzige Gebot wurde vermutlich von dem Garantiegeber abgegeben. Das Bild hing die letzten zehn Jahre als private Leihgabe im Museum in Groningen.

Offerte ohne Mindestpreis erzeugt Bietlust

Weniger erfolgreich waren holländische Landschaften und Stillleben, mit Ausnahme von Papierarbeiten. Sowohl Sotheby’s als auch Christie’s verkauften einige europäische Szenen von William Turner mit gutem Erfolg.

Besonders attraktiv aber war bei Christie’s die Privatsammlung von J.E. Safra, deren Lose allesamt ohne Reserve, also ohne Mindestpreis, angeboten wurden. Das führte dazu, dass die Auktionatorin Georgina Hilton die Aufrufpreise gelegentlich um die Hälfte halbierte. Das wiederum generierte Interesse, das über die Schätzwerte hinaus ging. Englische und holländische Landschaften vor allem aus dem 18. Jahrhundert waren sehr gefragt. Die oft erschwinglichen Preise machten sie auch sehr attraktiv.

Stillleben sind nicht gefragt

Zu den thematischen Verlierern der Woche gehörten eindeutig Stillleben. Allein bei Sotheby’s gingen Werke von Ambrosius Boschaert, Georg Flegel, Anthony Claesz. und Willem Kalff unverkauft zurück. Aber auch eine Vedute von Canaletto – in zwei Teilen – verkaufte sich für ein Drittel unterhalb der Schätzung mit 2 Millionen Pfund. Gut für den Käufer.

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Neben dem Motiv ist die Provenienz weiterhin wichtig, vor allem wenn es sich beim Künstler nicht um einen Markennamen handelt. Dann zeigt sich aber, dass solide, nicht überteuerte Schätzungen oftmals Bietgefechte entfachen. Das macht die Auktionen für die Alte Kunst nicht nur spannend, sondern auch unterhaltsam. Bieter kommen dabei aus der ganzen Welt, Gebote auch online. Beides beweist, dass die Märkte für Alte Meister aktiv und lebendig sind.

Mehr: Altmeister in London: Erfolgreich wider Erwarten

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