Auktion der Si Newhouse Collection: Sammler reagieren sensibler auf zu hohe Preise

Die Wandskulptur (1960er-Jahre) aus mit schmuddeliger Leinwand bezogenem Stahlgerüst erzielte 8,69 Millionen Dollar. Christie’s hatte 3 bis 5 Millionen Dollar angesetzt (Ausschnitt aus einem Hochformat).
New York. Als Samuel Irving Newhouse, Jr., allgemein als Si bekannt, in den 1960er-Jahren mit dem Sammeln von zeitgenössischer Kunst in New Yorker Galerien begann, war das noch ein sehr ungewöhnliches Hobby. Aber eines, das er sein Leben lang passioniert verfolgte. Das belegten die dicht an dicht gehängten Werke in seinen New Yorker Apartments.
Gemeinsam mit seinem Bruder Donald hatte Newhouse „Advance Publications“, eines der größten Medienunternehmen der USA, geerbt. Es befindet sich heute noch im privaten Besitz der Familie. Die Brüder erweiterten ihr Imperium, kauften etwa Verlage wie Random House dazu, der 1998 zu etwa 1,4 Milliarden Dollar von Bertelsmann übernommen wurde. Als Vorstand von Condé Nast, wo Dutzende internationaler Zeitschriften, unter anderem Vogue und Vanity Fair verlegt wurden, übte Si beträchtlichen kulturellen Einfluss aus.
Seit seinem Tod 2017 im Alter von 89 Jahren speisen die Erben behutsam Teile seiner riesigen und legendären Sammlung über Christie’s in den Markt, eine ganz andere Strategie, als das gewagte, aber sensationell erfolgreiche Manöver der Nachlassverwalter Paul Allens im vergangenen November. Beide Männer standen sich auf Auktionen übrigens häufig als Rivalen gegenüber, die im Eifer des Gefechts auch manchmal zu viel bezahlten.
Die 16 am 11. Mai in New York versteigerten Gemälde gaben wieder den Blick frei auf Si’s breit gelagerte Interessen. Sie reichten vom wichtigen kubistischen Stillleben Picassos von 1911 bis hinauf zum abstrakten Porträt George Condos von 2012. „Si personifizierte die seltene Kombination eines großartigen intuitiven „Auges“ und großer intellektueller Neugier“, so Privathändler Tobias Meyer. Manchem mag er noch aus seiner früheren Karriere als Starauktionator und Chef der Abteilung für zeitgenössische Kunst bei Sotheby’s bekannt sein. Er hatte einiges zu Spitzenpreisen Si zugeschlagen. Heute berät Meyer die Familie Newhouse.

Der 2017 verstorbene Medienunternehmer begann in den 1960er-Jahren mit dem Sammeln von zeitgenössischer Kunst. Gemeinsam mit seinem Bruder Donald erbte Newhouse „Advance Publications“, eines der größten Medienunternehmen der USA. Es befindet sich heute noch im privaten Besitz der Familie. Das Bild entstand 2011.
Begeistert wurde Francis Bacons kleines, aber in der Farbstellung besonders gelungenes Selbstportrait von 1969 aufgenommen. Es sprang vom Ausruf bei 15 Millionen Dollar auf 34,6 Millionen Dollar mit Aufgeld. Newhouse hatte sich dafür in London 2006 gegen starke Konkurrenz durchsetzen müssen und bewilligte seinerzeit bei 5,16 Millionen Pfund umgerechnet 8,98 Millionen Dollar, das Dreifache der Taxe.


Die garantierte Offerte wurde komplett zu 177,8 Millionen Dollar abgesetzt; zehn Werke sprangen über 10 Millionen Dollar. Aber der Abend belegte auch die deutlich zu spürende Preissensibilität im Markt. Einige zu hoch getaxte Werke konnten nur unter den Mindesterwartungen die Hände wechseln, darunter drei Gemälde von Jasper Johns, den Newhouse in die Tiefe sammelte, und Roy Lichtensteins Triptychon „Rouen Cathedral, Set IV“ (1969) frei nach Monet.
Einen besonders schönen Erfolg gab es dagegen für die im November im Alter von 91 Jahren verstorbene Lee Bontecou. Eine ihrer sehr selten angebotenen rätselhaften Wandskulpturen aus den 1960er-Jahren, in denen sie geschweißte Stahlgerüste mit gefundener schmuddeliger Leinwand bezog, reichte bei 8,69 Millionen Dollar fast an ihren Bestpreis heran. Christie’s hatte dafür 3 bis 5 Millionen Dollar angesetzt. Als Larry Gagosian Newhouse das Werk im Jahr 2003 für damals hohe 450.000 Dollar verkaufte, stand Bontecous Auktionsrekord bei nur 50.000 Dollar.
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