Auktionen bei Van Ham: Hilmar Koppers Liebe zur Klassischen Moderne

Für das psychedelisch wirkende Gemälde der gesuchten Amerikanerin bewilligte ein Chinese mit 119.000 Euro.
Düsseldorf. Vor den Tagauktionen am Mittwoch, dem 1. Juni 2022, lief nicht alles nach Plan. Das Kölner Versteigerungshaus Van Ham konnte neun Werke russischer Avantgardisten nicht ausrufen, darunter drei aus der Sammlung Hilmar Kopper, dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutsche Bank.
Die Echtheitsprüfung durch technologische Untersuchungen fehlen für sie genauso wie für sechs weitere Werke aus der Sammlung von Gerhard Cromme, dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden von Siemens.
Die übrigen Werke der Klassischen Moderne aus der Sammlung Hilmar Kopper fuhren sechsstellige Preise auch über den Schätzwerten ein. Hannah Höchs anspielungsreiches Aquarell „Bürgerliches Brautpaar“ war international begeht und erzielte 238.000 Euro. Georg Kolbes Lebzeitenguss der Bronzeskulptur „Javanische Tänzerin“ sicherte sich ein Brandenburger für 370.000 Euro. Walter Dexels flächig geschichtetes Hinterglasbild „Dampfschiff“ erlöste 106.000 Euro.
Auktionsrekorde notierte Van Ham für zeitgenössische Kunst aus unterschiedlichster Provenienz. Für das psychedelisch wirkende Gemälde „A Girl in the Flowers“ der gesuchten Amerikanerin Lisa Yuskavage bewilligte ein Chinese mit 119.000 Euro, das Dreifache des Schätzpreises. Und für das Wimmelbild „My City is now your City“ von James Rizzi muss ein süddeutscher Sammler brutto 125.000 Euro bezahlen. Ebenfalls ein Rekord.
Reges Interesse herrschte auch bei einem Siebdruck von Andy Warhol mit dem schwarz-weißen Motiv des sexy Rockstars Mick Jagger. Van Ham konnte es für brutto 132.000 Euro nach Österreich verkaufen.

Das flächig geschichtete Hinterglasbild erlöste 106.000 Euro. Geschätzt war das rare Frühwerk auf 60.000 bis 80.000 Euro.
Doch auch bei Van Ham waren die Bieter wie bei dem Mitbewerber Lempertz wählerisch. Wenig Interesse fanden die Lose von Emil Schumacher und Karl Hofer. Auch Zeichnungen von Ernst Ludwig Kirchner und Skulpturen von Heinz Mack gingen zurück. Stark sind hingegen die 317.000 Euro für Corinths Blumenstillleben. Es wurde aus den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel den Erben des jüdischen Ehepaars Gustav und Emma Mayer restituiert.
Deutschlands berühmtester lebender Maler bleibt ein Publikumsliebling, gerade im fünf- und sechsstelligen Bereich. Die weißliche Abstraktion „6.2.88“ auf Papier von Gerhard Richter verkaufte sich für 330.000 Euro. In der Benefizauktion für die Ukraine kam die von Gerhard Richter auf den Kriegsbeginn 24. Februar 2022 datierte Edition „Kerze“ auf einen neuen Rekordpreis von 99.000 Euro.


Mit fünf Auktionen nahm Van Ham allein am Mittwoch für 309 verkaufte von 443 angebotenen Losen nach eigenen Angaben rund 8,3 Millionen Euro ein. Bei Redaktionsschluss laufen die Online-Auktionen bei Van Ham noch.
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