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AuktionenWeltrekorde bei den Alten Meistern

Sotheby’s verbuchte in der Londoner Klassikwoche bislang 20 Millionen Pfund, während Christie’s mit fünf Versteigerungen einen Umsatz von 70,5 Millionen Pfund erzielte. Die Alte Kunst braucht sich also nicht zu verstecken – dies könnte das Vertrauen in den traditionsreichen Marktsektor stärken.Stephanie Dieckvoss 04.07.2025 - 08:14 Uhr Artikel anhören
Toplos der Woche: Canalettos Venedig-Ansicht von circa 1732 erzielte bei Christie`s 32 Millionen Pfund. Foto: CHRISTIE’S IMAGES LTD. 2025

London. Das Toplos der Woche war eine Stadtansicht von Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto. „Venedig, die Rückkehr des Bucintoro am Himmelfahrtstag“ von circa 1732 war von Christie’s auf rund 20 Millionen Pfund geschätzt worden, erzielte aber nach großem Interesse im Saal und an den Telefonen einen Preis von 32 Millionen. Bei einem Stand von 20 Millionen kämpften noch immer fünf Bieter um das attraktive Werk, das am Ende einen neuen Weltrekord für Arbeiten des Künstlers aufstellte.

Wie der Direktor der Alten Meister bei Christie’s, Andrew Fletcher, dem Handelsblatt erklärte, stimmte bei diesem Los einfach alles: das Motiv, der Erhaltungszustand, die Schaffensperiode, die Größe und die Provenienz. Unter anderen hatte das Gemälde dem ersten britischen Premierminister und Sammler Sir Robert Walpole gehört und sich im 18. Jahrhundert in Downing Street Nummer 10 befunden.

Das insgesamt gute Ergebnis dieser Abendauktion, bei der 34 der 39 Lose mit einem Gesamtumsatz von 55,3 Millionen Pfund verkauft wurden, gibt Anlass zu Optimismus. Denn es handelte sich hier um die höchste Umsatzquote in dieser Sparte seit 2012. Gebote kamen vor allem aus Europa und den USA, auf einige wenige Lose boten auch Sammler aus Asien und dem Mittleren Osten.

Christie’s offerierte auch erfolgreich ein attraktives Stillleben von Jan Davidsz. de Heem, das im Rahmen der Schätzung 3,7 Millionen Pfund brachte. 3,4 Millionen spielte – ebenfalls im Rahmen der Schätzung – ein Porträt von Tizian ein. In der Tagesauktion hatte eine exquisite Papierarbeit mit einem Kircheninterieur von Adolph von Menzel großen Erfolg. „Kanzelpredigt in der Pfarrkirche zu Innsbruck“ von 1881 war nach einer Restitutionsvereinbarung zwischen den Besitzern und den Erben von Kurt und Henriette Hirschland zum Verkauf gekommen. Auf 50.000 bis 70.000 Pfund geschätzt, brachte das Blatt 202.000 Pfund.

Künstlerrekord: Lorenzo di Credis „Heiliger Quirinus von Neuss“ aus dem 15. Jahrhundert brachte bei Sotheby’s 2,7 Millionen Pfund. Foto: Sotheby’s, London

Sotheby’s spielte in der Abendauktion, in der 31 Lose offeriert und 25 verkauft wurden, 14,5 Millionen Pfund ein. Im Ergebnis hinkte das Haus damit zwar Christie’s hinterher, weil ein absolutes Toplos im Bereich von über zehn Millionen Pfund fehlte. Dafür stellte Sotheby’s in der Versteigerung gleich drei neue Weltrekorde auf. Einer dieser Rekorde ging an Lorenzo di Credi: Drei Bieter steigerten eine seltene Ganzfigur des Heiligen Quirinus von Neuss aus dem 15. Jahrhundert von geschätzten 200.000 bis 300.000 Pfund auf 2,7 Millionen. Ähnlich erfolgreich war ein byzantinisches Bild aus dem frühen 14. Jahrhundert, das statt der erwarteten 160.000 bis 200.000 Pfund beeindruckende 826.000 Pfund einbrachte.

Einen weiteren Weltrekord gab es für das delikat gemalte Porträt eines Kaufmanns von Corneille de Lyon, das seine obere Taxe auf einen Bruttopreis von 864.000 Pfund verdoppeln konnte. Auch die im Bereich der Alten Kunst eher seltenen Bilder von Künstlerinnen waren gefragt. Eine Darstellung von David mit dem Kopf von Goliath von Artemisia Gentileschi, eine Neuentdeckung, spielte zwei Millionen Pfund ein. Eine Darstellung der Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers der recht unerforschten Diana de Rosa aus dem Neapel des 17. Jahrhunderts brachte statt geschätzter 60.000 bis 80.000 Pfund am Ende 218.000.

Auch das „lange“ 19. Jahrhundert war gefragt. Zwar wird der jahrelang starke Markt für den dänischen Maler Vilhelm Hammershoi offenbar langsam schwächer, dementsprechend blieben ein Interieur bei Sotheby’s und ein Selbstporträt bei Christie’s unverkauft, doch das Interesse an William Turner ist weiterhin ungebrochen. Das Haus offerierte eine lange für verloren gehaltene Landschaft des Künstlers von 1793, die noch im gleichen Jahr in der Royal Academy ausgestellt worden war. 2024 auf einer Auktion unter falscher Zuschreibung wiederentdeckt und gereinigt, verzehnfachte das Bild von der Hand des damals 17-jährigen Malers die untere Schätzung und verkaufte sich für 1,9 Millionen Pfund an einen Privatsammler in Großbritannien.

Beide Häuser erzielten auch gute Ergebnisse mit Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Sammelstücken. Bei Christie’s heiß umkämpft war eine Union-Jack-Fahne, die aus der Schlacht von Trafalgar des Jahres 1805 stammt. Das historische Zeugnis verdoppelte die untere Schätzung und wurde für 1,1 Millionen Pfund weitergereicht. Bei Sotheby’s wurde eine Kollektion mit historischem Silber aus der Sammlung von Baron und Baroness Bertrand de Giey angeboten. Obwohl nicht alle Objekte Käufer fanden, brachte deutsches Silber aus dem 16. und 17. Jahrhundert gute Ergebnisse.

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Insgesamt boten beide Auktionshäuser in dieser Woche ausgesuchte, marktfrische Objekte zu realistischen Schätzungen. Das zeigt: Wenn es gute Angebote gibt, dann stimmt auch der Absatz, wobei es der Sammlerschaft offenbar zunehmend weniger um bestimmte Perioden, Malschulen oder auch Themen geht, sondern um die Qualität einzelner Werke.

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