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AuktionsnachberichtBieter lassen hoch taxierte Altmeister links liegen

Das Dorotheum in Wien erzielt mittelmäßige Ergebnisse bei den Alten Meistern, aber einen Weltrekord für ein Perugino-Gemälde. Insgesamt pendelten sich die Verkäufe eher bei den unteren Taxen ein.Nina Schedlmayer 24.10.2024 - 16:41 Uhr Artikel anhören
Peruginos „Dornengekrönter Christus und Maria“ kam auf den Rekordwert von 842.800 Euro. Foto: Dorotheum

Wien. Als das Dorotheum in Wien am 22. Oktober zu seiner Alte-Meister-Auktion lud, setzte die Überraschung des Abends erst bei Los 53 ein. Das Gemälde „Der heilige Johannes der Täufer“, ein 130 mal 97 cm großes Bild, stammt von anonymer Hand aus dem Umkreis Caravaggios.

Es lehnt sich eng an eine Komposition des Barockmeisters an, das in mehreren Ausführungen, etwa in den Kapitolinischen Museen, existiert. Im Katalog war nicht besonders viel mehr dazu vermerkt, und doch erzeugte es ein spannendes Bietergefecht: Lag die Taxe zwischen 10.000 und 12.000 Euro, so wurde am Ende der zehnfache Schätzwert fällig. Inklusive Käuferzuschlag, also Steuern und Gebühren, kostete das Heiligenbild 117.000 Euro.

Das Highlight der Auktion war jedoch ein Bilderpaar von Perugino aus einer Schweizer Privatsammlung – zwei kleinformatige Bilder, ein Christus mit Dornenkrone und eine Madonna. Die beiden Holztafeln, die als Hausaltar gedacht waren und in die 1490er-Jahre datiert sind, kamen auf 842.799 Euro. Damit konnte das Dorotheum mit Los 16 einen Weltrekord des Renaissancemeisters, der auch Raffaels Lehrer war, melden.

Ein gutes Ergebnis erzielte auch Artemisia Gentileschis Frühwerk „Madonna mit Kind“ mit 565.000 Euro. Damals war die Künstlerin gerade mal 16 oder 17 Jahre, also ein Teenager. Gentileschi hatte das Motiv in ähnlichen Versionen später immer wieder gemalt und dafür wahrscheinlich selbst Modell gesessen.

Weit über dem Schätzwert kam auch eine „Betende Madonna“ von Giovanni Battista Salvi, als Sassoferrato bekannt für seine nahezu manische Beschäftigung mit ebendiesem Sujet, bei 46.800 Euro zu liegen (Taxe: 15.000 bis 20.000 Euro). Jan Van Goyens Komposition „Befestigte Stadt an einem Fluss mit Fischern“ erzielte 96.200 Euro (25.000 bis 35.000 Euro).

Von den 149 Losen waren drei vor der Auktion zurückgezogen worden, zehn erzielten sechsstellige Beträge. Einige der hoch taxierten Werke blieben allerdings liegen: Auf 120.000 bis 180.000 Euro war ein Gemälde geschätzt, das im Printkatalog Jusepe de Ribera und seiner Werkstatt zugeschrieben war, später jedoch als dessen vollständig eigenhändiges Werk ausgewiesen wurde.

Es blieb ebenso unbeachtet wie die sechsstellig geschätzten Gemälde von Antonio Vivarini, Giulio Romano sowie ein Madonnengemälde von einem unbekannten Mitarbeiter des Spätrenaissancemeisters Jacopo Pontormos. Es zierte das Katalogcover und war forsch auf 300.000 bis 400.000 taxiert worden.

Artemisia Gentileschi saß sich vermutlich selbst Modell, als sie mit 16 oder 17 Jahren die stillende „Madonna mit Kind“ malte. Das Bild erzielte mit 565.000 Euro ein gutes Ergebnis. Foto: Dorotheum

Wenig Glück hatten die Lose aus der Sammlung des 2022 verstorbenen kalifornischen Unternehmers Roy T. Eddleman. Was bitter war, zumal der Erlös dem von ihm gegründeten Eddleman Quantum Institute zur Erforschung und Vermittlung der Quantenphysik zugutekommt.

Doch die Lose 105 bis 118 verkauften sich schlecht: zwölf davon gar nicht, nur drei fanden Abnehmer, darunter ein „ganzfiguriges Porträt von Herzogin Maria Anna von Bayern, geb. Pfalzgräfin von Pfalz-Sulzbach“ aus der Werkstatt von Georges Desmarees. Letzteres brachte bei einer Taxe zwischen 12.000 und 18.000 Euro immerhin 32.488 Euro ein.

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Einige Lose aus der Kollektion Eddleman blieben unter dem unteren Schätzwert, offenbar unter dem vereinbarten Limit, hängen und wurden gar nicht zugeschlagen: Für Jean Baptiste van Loos „Bildnis eines vornehmen Herrn im roten Samtmantel“ waren 12.000 Euro geboten (Taxe 15.000 bis 25.000), blieb aber unverkauft. Ähnlich verhielt es sich bei Porträts von Erzherzog Ernst von Österreich sowie Kaiserin Maria Theresia. Bildnisse der Habsburger ziehen nicht mehr besonders, jedenfalls bei internationalen Sammlern, die höhere Summen als österreichische ausgeben können.

Leichte Ernüchterung gab es beim venezianischen Vedutenmaler Michele Marieschi. Dessen „Campo Santi Giovanni e Paolo und Scuola di San Marco“ landete mit der Verkaufssumme von 158.600 Euro unter dem unteren Schätzwert von 200.000 Euro. Noch 2023 verkaufte das Dorotheum ein gleich bewertetes Gemälde Marieschis für 286.000 Euro.

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Insgesamt pendelten sich die Verkäufe eher bei den unteren Taxen ein. Der Gesamtumsatz lag dem Dorotheum zufolge bei 4.988.775 Euro. Die Verkaufsquote betrug rund 50 Prozent – schwach, aber in der Altmeister-Sparte keine Ausnahme.

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