Auktionsvorbericht: 60 Lose zum Wohle der Kunst
Hamburg. Da, wo die Kunst ist, ist auch die Prominenz nicht weit. Sie sonnt sich gern in ihrem Licht und nutzt die eigene Strahlkraft, um Sponsoren anzuziehen – um also Kunst und Künstler zu fördern. Eine klassische Win-win-Situation.
Höhepunkte solcher Symbiosen sind die meist glanzvollen Benefizveranstaltungen zum Wohle der Kunst. In Hamburg wird es am 12. Februar wieder einmal so weit sein. Dann richtet der Förderkreis Deichtorhallen Hamburg e. V. eine Benefizauktion aus, um die drei Häuser, die unter dem Dach der Deichtorhallen Platz gefunden haben, zu unterstützen: die „Halle für aktuelle Kunst“, das „Haus der Photographie“ und die „Sammlung Falckenberg“, die allerdings etwas außerhalb, in Hamburg-Harburg, ihre Ausstellungen zeigt.
Dass der Förderkreis bislang gut bei Kasse war, macht die Vorstandsvorsitzende Julia von Jenisch im Vorwort des Auktionskatalogs klar. Allein zwei Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren für das Bildungsprogramm aufgewandt. Damit diese wichtige Unterstützung weitergehen kann, gibt es nun nach 2004, 2015 und 2019 die mittlerweile vierte Benefizauktion.
Dafür haben Galerien, Sammler und Künstler 60 Werke bereitgestellt. Das Besondere ist dabei, dass die Einlieferer, die sonst auf Auktionen so viel Wert auf Anonymität legen, hier offen genannt werden, was noch etwas mehr gesellschaftlichen Glanz spendet. Ein Aufgeld wird nicht erhoben. Der Auktionator Robert Ketterer, der in München und Hamburg versteigert und auch für die PIN-Auktionen der Münchener „Freunde der Pinakothek der Moderne“ den Hammer schwingt, dürfte ein Garant für gute Atmosphäre und einen White Glove Sale sein.
Die Auktion ist in zwei Teile gegliedert, die die Bedeutung der angebotenen Werke reflektiert. In der Liveauktion werden die ersten 38 Lose angeboten, für die Lose 39 bis 60 ist eine stille Auktion vorgesehen. Hier werden die Gebote nur schriftlich abgegeben, die untere Grenze ist der im Katalog angegebene Preis.
Als eine Art Gegengeschenk zur noch bis zum 4. Mai laufenden Retrospektive von Franz Gertsch in der Halle für aktuelle Kunst hat die Franz Gertsch AG den 124,5 mal 106,5 Zentimeter großen Holzschnitt „Acqua Serena“ eingeliefert, der als einer von zwei Künstlerabzügen mit einer Taxe von 45.000 Euro angeboten wird.
Ein smartes Motiv kommt von der Stiftung F. C. Gundlach: „Cary Grant. Ein Star geht zum Ball“, fotografiert 1960 von F. C. Gundlach, dem Gründungsdirektor des Hauses der Photographie. Der Silbergelatineabzug hat einen Nachlassstempel und ist eines von drei Exemplaren, die den Star im Großformat von 129 mal 105 Zentimetern präsentieren. Dafür werden mindestens 26.000 Euro erwartet.
Zu den hochpreisigen Werken zählt eine Arbeit von Leiko Ikemura, eine Komposition, die sie 2017 mit Tempera auf Jute malte und deren Schätzpreis mit 80.000 Euro schon die obere Preisgrenze der offerierten Werke berührt.
Wie wichtig Künstlern die Deichtorhallen sind, demonstriert Daniel Richter, der ehedem in Hamburg studierte und der jetzt den Förderverein mit einem seiner jüngsten Gemälde, einer kleinen, starkfarbigen Komposition, unterstützt, die mindestens 25.000 Euro einspielen soll.
Natürlich sind auch noch viele weitere große Namen unterstützend dabei. Von Katharina Grosse stammt ein noch frisches Unikat, entstanden 2023, das 53.000 Euro bringen soll, ein Minimal-Objekt gibt Liam Gillick zur Auktion, sein „Restricted Complex“ ist auf 35.500 Euro taxiert, ein Handsiebdruck von Olaf Nicolai, der als Plakat in einer Auflage von fünf Exemplaren gedruckt wurde, soll 21.500 Euro bringen, Heimo Zoberings auf Piet Mondrian bezogene Acrylarbeit ist mit 64.000 Euro beziffert. Und William Kentridge reicht sein Großformat „Learn the ABC“ für 32.000 Euro ein.
Wer das Skurrile mag, der wird sich über die von der Galerie Thaddaeus Ropac bereitgestellte Bronze „Brave“ von Erwin Wurm erfreuen, eine 29 Zentimeter hohe Gurkenform, die auf einem schmalen Sockel balanciert und 26.800 Euro bringen soll.
Deutlich günstiger und oft auch aufregender sind die Werke in der Silent Auction, wo eine Vase aus mit Acryl bemaltem Pappmaché von Ashley Hans Scheirl für 16.500 Euro aufgerufen wird. Oder eine Fotoarbeit von Gregor Schneider mit verlockenden 5500 Euro taxiert ist.