Kunsthandel: Münchener Galerie Thomas stellt Insolvenzantrag
Wiesbaden. Der angesehenen Galerie Thomas in München droht die Insolvenz. Einen entsprechenden Antrag hat die Galerie und Edition Raimund Thomas GmbH & Co. KG beim Amtsgericht München eingereicht. Mit Beschluss vom 16. Juli wurde der Münchener Rechtsanwalt Hubert Ampferl von der Nürnberger Kanzlei Beck & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Die Galerie wurde 1964 von Raimund Thomas in München gegründet und gehörte zu den Erstausstellern der „Art Cologne“ im Jahr 1967, die damals noch „Kölner Kunstmarkt“ hieß. 1986 gründete Raimund Thomas zusammen mit anderen Kunsthändlern das Auktionshaus Villa Grisebach in Berlin. Die Galerie gehört zu Deutschlands renommiertesten Kunsthandlungen für Klassische Moderne und Nachkriegskunst.
In ihrer 50. Ausgabe ehrte die Art Cologne ihr Gründungsmitglied Raimund Thomas 2016 mit dem Art Cologne-Preis. Bereits im Jahr zuvor hatte die Galerie ihren angestammten Standort in der Maximilianstraße aufgegeben und konzentrierte sich auf die 2009 bezogenen Räume in der Türkenstraße, die bis heute existieren.
Villa sollte zwangsversteigert werden
Den Generationsübergang hatte der 1938 geborene Raimund Thomas langfristig vorbereitet. Bereits 2008 hatte laut Handelsregister die 1966 geborene Tochter Silke die Position der Kommanditistin in der Galerie von ihrem Vater übernommen. Am 16. Juli wurde nun wieder getauscht. Sie ist damit aus der Firma ausgeschieden.
Aus der persönlich haftenden Gesellschafterin der Galerie — der Raimund Thomas GmbH — war sie bereits 2016 als Geschäftsführerin ausgeschieden. Hier ist Raimund Thomas nach wie vor Geschäftsführer sowie alleiniger Gesellschafter. Damit ist in beiden Gesellschaften zunächst er in der alleinigen Verantwortung. Ob der sehr kurzfristige Rückzug der Tochter ausreicht, um sie aus der Haftung zu nehmen, scheint mit der Sache vertrauten Personen jedoch unsicher.Ganz überraschend käme eine mögliche Pleite nicht.
Bereits im September 2023 war die Villa von Raimund Thomas in Grünwald zur Zwangsversteigerung mit einem Verkehrswert von 19,1 Millionen Euro ausgeschrieben worden. Der Termin wurde jedoch abgesagt. Auf der diesjährigen Messe „Art Basel“ in der Schweiz fehlte die traditionell dort ausstellende Galerie.
„Der Galeriebetrieb wird vorerst ganz normal fortgeführt“, heißt es vom Insolvenzverwalter. Die Mitarbeiter würden auch in den kommenden Wochen weiter tätig sein, da zunächst Insolvenzgeld gezahlt werde, über maximal drei Monate. Das eigentliche Insolvenzverfahren werde voraussichtlich Ende September eröffnet.
Bei Google findet sich bereits seit zwei Monaten die negative Bewertung eines Arztes aus Essen, der sich beklagt, dass die Galerie ein von ihm an sie verkauftes Gemälde von Max Ernst nicht bezahlte. Es ist die Galerierezension mit den meisten Likes. Die Mitarbeiter wissen nicht, ob und wie das Geschäft weitergeführt werden soll. Raimund Thomas sei für sie nicht erreichbar.



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Erstpublikation: 24.07.2024 17:57 Uhr





