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KunstmesseDie neue Übersichtlichkeit der Art Cologne

Die leicht verkleinerte Art Cologne entledigt sich der Alten Meister und des Kunsthandwerks. Am ersten Tag verzeichnen die Galerien lebhafte Verkäufe im vier- bis fünfstelligen Preisbereich.Stefan Kobel 16.11.2023 - 19:46 Uhr Artikel anhören

Besucher der Kunstmesse betrachten eine Installation aus Baumwolle von Klara Hosnedlova, zu finden auf dem Stand von Kraupa-Tuskany Zeidler.

Foto: Oliver Berg/dpa

Köln. Gesundschrumpfen wird gern als Schlagwort gebraucht, wenn sich eine Kunstmesse verkleinert. Auch die Art Cologne ist kleiner als in den Vorjahren. Statt 190 stellen in diesem Jahr nur 170 Galerien aus, auf zwei statt auf drei Ebenen. Das ist im Sinne der Übersichtlichkeit ein deutlicher Gewinn. So klar und aufgeräumt wirkte die Messe noch nie.

Auf der Strecke geblieben sind jedoch die Reste der einstmaligen „Cologne Fine Art“, die im letzten Jahr noch als „Art + Object“ einen kleinen Nukleus im Untergeschoss bildeten. Übrig sind lediglich vier Aussteller aus den Bereichen Design und Crossover, darunter der Goldschmied Georg Hornemann (Berlin/Düsseldorf), der Schmuck – auch in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Thomas Grünfeld – zu Preisen zwischen 5800 und 48.500 Euro anbietet.

An Möbeln und Alten Meistern hat Art-Cologne-Direktor Daniel Hug mangelndes Interesse ausgemacht und diese Sammelgebiete kurzerhand gestrichen. Von der jetzigen Integration von Design und Stammeskunst ins Hauptfeld verspricht er sich einen behutsamen Neuanfang, mit dem verwandte Bereiche in der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert werden sollen.

Selbst die traditionellen Kunsthändler haben sich auf den Wandel eingestellt. Bei der Galerie Koch aus Hannover dominieren die Zero-Künstler und Herbert Zangs mit seinen unverkennbaren Collagen zu Preisen zwischen 4800 und 22.500 Euro den Stand. Eine bezaubernd arrangierte Ecke ist immerhin mit teils späten Bronzen von Gerhard Marcks ausgestattet. Kostenpunkt: 6800 bis 36.000 Euro.

Wienerroither & Kohlbacher aus Wien, vor allem bekannt für Kunst des Jugendstils mit Egon Schiele und Gustav Klimt, arbeitet neuerdings mit dem Robert-Motherwell-Nachlass der Daedalus Foundation zusammen. Der Kunsthandel bietet Arbeit zwischen 38.000 und 275.000 Euro an.

Das vom Computer generierte Bild „Pulse“ von Markus Self bietet die Galerie Baudach an.

Foto: Oliver Berg/dpa

Für Deutschland funktioniere die Messe sehr gut, erklärt Aeneas Bastian aus Berlin. In seinen beiden ersten Teilnahmen in den Vorjahren habe er ausschließlich nach Deutschland und in die Benelux-Länder verkauft. Solange der Standort für Deutschland als der Treffpunkt der Sammler gelte, fühle er sich hier gut aufgehoben. Das eher unauffällig präsentierte Highlight an seinem Stand ist ein kleines Gemälde von Pablo Picasso mit einem (Selbst-)Bild des Malers mit seinem Modell für 3,75 Millionen Euro. Wenn es in Deutschland Käufer in dieser Preislage gibt, dürften sie wahrscheinlich hier zu finden sein.

Auch Vera Ehe ist ganz froh, im Untergeschoss bei der älteren Kunst auszustellen. Nicht nur weil ihr klassisches Programm der Berliner Galerie Nothelfer hier verortet ist, sondern weil ihre jungen Positionen hier mehr auffallen, wie sie erklärt. Die kinetische Skulptur aus Sperrmüllmöbeln und Tassen des Künstlertrios Pegasus Product fällt nicht nur optisch aus der Reihe, sondern auch preislich. Die 100 unikaten Tassen als Bebilderung der komplexen, aber sinnfreien Bird Cage Theory kosten jeweils lediglich 100 Euro, können also als Gebrauchskunst im besten Sinne dienen.

Auf der Messe finden sich darüber hinaus seltene ältere internationale Positionen, die auch international eher rar sind. Das erklärt vielleicht den Erfolg der Galerie 10 A.M. aus Mailand, die zum dritten Mal in Folge hier ist und anderthalb Stunden nach Eröffnung schon vier Arbeiten verkauft hat, von italienischen Zero-Vertretern, der Op-Art-Künstlerin Marina Apollonio (28.000 Euro) oder der 2002 verstorbenen Wienerin Helga Philipp zu Preisen zwischen 12.000 und 48.000 Euro.

Im Obergeschoss mit der zeitgenössischen Kunst ist vieles beim Alten geblieben. Die Salzburger Galerie Thaddaeus Ropac hält Köln unverbrüchlich die Treue mit einer Präsentation, die anderen internationalen Auftritten des weltweit vertretenen Galeristen nicht nachsteht. An der Außenwand des Standes prangt unter anderem ein Großformat von Robert Rauschenberg für 1,7 Millionen US-Dollar.

Ein vom Computer gesteuerter Drucker produziert auf dem Stand von Falko Alexander eine Edition von Arno Beck. Sie trägt den augenzwinkernden Titel „The Artist is Present (Raised by the Internet)“.

Foto: Oliver Berg/dpa

„Das ist unsere Verbeugung vor den deutschen Sammlern“, erklärt Direktor Arne Ehmann. Es gebe hier so viele bedeutende Privatsammlungen, dass es ein Affront wäre, nicht präsent zu sein. Und wirtschaftlich vielleicht auch nicht besonders klug. Immerhin sind am frühen Nachmittag bereits acht Arbeiten verkauft.

Rodolphe Janssen, seit letztem Jahr im Beirat, gibt zu, dass der Marktplatz nicht ganz einfach ist. Er ist jedoch guter Dinge, nicht zuletzt wegen der ausgeprägten Sammlerbasis im Rheinland; und weil er mit Gert und Uwe Tobias ein deutsches Zugpferd hat. Die kleinen Collagen aus einer neuen Werkserie bietet er für 16.000 Euro an.

Pearl Lam aus Hongkong und Shanghai ist bereits zum sechsten Mal in Köln. „Wir haben viele Sammler hier, die an asiatischer Kunst interessiert sind“, so Direktorin Alena Ivanova. In diesem Jahr zeigt sie allerdings ausschließlich nigerianische Künstler. Mit weiblicher schwarzer Identität in pastellfarbener abstrahierender Figuration beschäftigen sich die großen Gemälde der 29-jährigen Deborah Segun, die 11.000 und 14.000 Euro kosten.

Der Künstler als Assistent des Computers

Schöne Synergien ergeben sich bei den Collaborations-Gemeinschaftsständen. So zeigt die DAM Galerie aus Berlin etwa Arbeiten der 99-jährigen Computerkunst-Pionierin Vera Molnar. Sie sollen 4000 bis 16.000 Euro kosten. Und Falko Alexander aus Köln lässt den 38-jährigen Arno Beck eine vom Computer gezeichnete Edition vor Ort erstellen.

Die augenzwinkernd „The Artist is Present (Raised by the Internet)“ betitelte Arbeit erfordert vom Künstler tatsächlich nur assistierende Arbeiten wie Stiftwechseln. Der Computer zeichnet während der gesamten Laufzeit der Messe bis Sonntag, dann ist die Edition abgeschlossen. Jedes Exemplar kostet 500 Euro.

Einen personell wie programmatisch behutsamen Übergang probt die Wiener Galerie Charim. Direktor Kurt Kladler führt einen jungen Kollegen an das Geschäft heran, während gleichzeitig jüngere Positionen wie der 31-jährige Eiko Gröschel das Portfolio der Galerie erweitern. Dessen figurative Gemälde sollen zwischen 2500 und 11.000 Euro kosten.

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In der Abteilung „Neumarkt“ mit ihren konzentrierten Einzel- und Zweierpräsentationen lassen sich weitere ganz junge Positionen vertieft entdecken. Office Impart gilt nicht nur in Deutschland als eine der ersten Adressen für aktuelle Kunst an der Schnittstelle zwischen Computer und traditionellen Techniken. Die anthropomorph-technoiden Lackgemälde der 1995 geborenen Salomé Chatriot nehmen Motive von computeranimierten Live-Perfomances auf. Die buchstäblich ins Auge springenden Arbeiten kosten zwischen 8800 und 17.000 Euro.

Auf diesem vier- bis fünfstelligen Preisniveau geht durchaus einiges in Köln am ersten Tag. Etwas mehr internationaler Zuspruch von internationalen Sammlern und Ausstellern, auch aus höheren Preisregionen, würde der alten Tante Art Cologne jedoch gut zu Gesicht stehen.

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