Fotografisches Erbe: Düsseldorf bekommt nun doch sein Fotoinstitut

Am Ehrenhof soll das Deutsche Fotoinstitut entstehen, gegenüber vom NRW Forum. Das Südende begrenzt die Tonhalle.
Düsseldorf. Claudia Roth hat kurzen Prozess gemacht und entschieden: Das „Deutsche Fotoinstitut“ kommt nach Düsseldorf. Damit ist eine lange Hängepartie beendet, nachdem sich ihre Vorgängerin, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), nicht zu einer Entscheidung hatte durchringen können.
Die geplante ursprünglich „Bundesinstitut für Fotografie“ titulierte Einrichtung sollte als zentrale Einrichtung das fotografische Erbe der Nation sichern und zugänglich machen sowie bestehende Einrichtungen durch fachliche Expertise bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen.
Die Stadt Düsseldorf hatte ohne Unterlass in den letzten Jahren für den Standort Düsseldorf geworben, sich schrittweise zusätzlicher Mitstreiter versichert, in Gestalt der Kölner SK Stiftung Kultur und der Kunstakademie Düsseldorf und 2021 eine neue Koordinierungsstelle Fotografie eingerichtet, die allen fotografischen Initiativen als Ansprechpartnerin dienen soll.
Noch vor einem knappen halben Jahr wurde Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) in Düsseldorf empfangen und der einschlägige Lesestoff kurze Zeit, nachdem diese sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, hinterhergeliefert: eine Art Hochglanzmagazin zum Download, das die Verdienste von Düsseldorf um die Fotografie feiert.
Mitbewerber Essen geht nach der Entscheidung für Düsseldorf leer aus. Daran ändert auch nicht, wenn von Seiten des Kulturstaatsministeriums beteuert wird, es bedürfe des Engagements und des Know-hows von Fachleuten aus ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, damit es ein Erfolg werde. Für Essen hatten seinerzeit ein von Grütters beauftragtes Gutachten und eine Machbarkeitsstudie votiert.

Essen hatte sich mit einem Standort auf Zeche Zollverein beworben.
„Wir müssen feststellen, dass es uns offensichtlich nicht gelungen ist, die Mehrheit der Mitglieder des Haushaltsausschusses mit unseren guten fachlichen und sachlichen Argumenten für den Standort Essen zu überzeugen“, stellte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) in einer Stellungnahme der Stadtverwaltung ernüchtert fest. Düsseldorf sei der maximal zweitbeste Standort.
Matthias Hauer, der für die Essener CDU im Bundestag sitzt, bedauerte, dass sich der Haushaltsausschuss über den Expertenrat hinwegsetzte. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass bei der Entscheidung allein eine Präferenz der Ampelregierung für den Standort Düsseldorf ausschlaggebend war und die klare Empfehlung der Experten leider in den Hintergrund rückte“, erklärte er auf Facebook.
Der nordrhein-westfälische Landtag teilte laut dpa unterdessen mit, Bund und Land würden nun die Finanzierung um jeweils 1,5 Millionen Euro auf jeweils 43 Millionen Euro aufstocken. „Der nächste entscheidende Schritt muss die Ausfinanzierung dieses bedeutenden Projekts sein.“
Bau- und Betriebskosten für Gebäude, das im Ehrenhof gegenüber dem NRW Forum entstehen soll, müssen indes noch kalkuliert werden. Auch soll das Projekt nach den Vorstellungen Roths unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit Pionier-Charakter haben, wie Claudia Roths Sprecher gegenüber der dpa betonte.
Viel wichtiger dürfte jedoch die anstehende Klärung der inhaltlichen Ausrichtung sein. Letztlich geht es um Strategien und Anstrengungen zum Erhalt eines ganzen Spektrums von ästhetischen Bildleistungen, seien sie nun analoger oder digitaler Natur.
Am Ende wird nun wieder ein für die Politik repräsentativer Neubau mit Steuermitteln gebaut, der entsprechende Nachfolgekosten generieren wird. Zu hoffen ist, dass das Geld ausreichen wird, in Deutschland vorhandene inhaltliche Schwerpunkte und technische Strukturen zu stärken und auszubauen, auch die der Bildarchive.





Der so zukunftsträchtige wie nachhaltige Gedanke ist aber endgültig vom Tisch: Dass sich ein Verbund von Museen und Bildarchiven der Aufgabe annimmt, das visuelle Erbe der Nation aufzuarbeiten, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Mehr: Fotozentrum: Wie Deutschland sein fotografisches Erbe entdeckt hat






