Handbuch: Der Handel mit Kunst – Restlos durchleuchtet

Berlin. Ein Handbuch über den Kunstmarkt in sechs Abteilungen, die sämtliche Marktfacetten abdecken: Dirk Boll, Vorstand des Auktionshauses Christie’s für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts für Europa, Nahen Osten und Afrika sowie Geschäftsführer Christie’s Deutschland, hat sich dieser umfassenden Fleißarbeit gewidmet. 2009 erschien die Erstauflage seines Buchs „Kunst ist käuflich“. Jetzt hat er im Verlag Hatje/Cantz eine insgesamt 430 Seiten starke, aktualisierte Neufassung dieses für Marktkenner und Marktnovizen gleichermaßen wichtigen und anregenden Werks veröffentlicht.
Es ist ein imposantes Handbuch im Schuber, in dem in sechs einzelnen, leicht transportablen Bänden alle Aspekte und Markterscheinungen beleuchtet werden. Von der Marktgeschichte über ihre Akteure und Rahmenbedingungen bis zum Absatz der Kunst.
Den meisten Platz widmet der Autor, der von einem lebendigen Insiderwissen profitieren kann, dem Aspekt „Kunst als Ware“. Hier werden alle klassischen Sammelgebiete und neue Trends wie der durch Auktionen angeregte Sekundärmarkt für digitale NFTs in den Blick genommen. Luxusobjekte und Weine, Comics und Oldtimer, selbst von bedeutenden Architekten entworfene Immobilien sind hier in ihrer Marktrelevanz erfasst. Ausführlich werden Raubkunst-Probleme behandelt. Erhellend sind die zahlreich eingestreuten Illustrationen von Auktionsobjekten, die nicht nur mit Millionenpreisen aufwarten.
Von breitem Wissen zeugt Band 6 der Sammlung, in dem der Absatz von Kunstwerken in Galerien, Messen, Viewing Rooms und Auktionen behandelt wird. Eingeschlossen sind Porträts der Wirtschaftskapitäne der Kunstwelt. Sympathisch ist, dass Christie’s Repräsentant hier ausgiebig auch die konkurrierenden Versteigerungshäuser und deren Marktposition zu Worte kommen lässt. Vertiefende Kapitel sind zweispaltig blau gedruckt.
Eine Bestandsaufnahme der jüngsten, nicht zuletzt durch die Coronakrise bedingten Marktveränderungen rundet das Handbuch ab. Hier werden auch Prognosen wie die einer noch stärkeren Aufspaltung in einen Markt für Meisterwerke und den „Rest“ gewagt.


Als Interessenvertreter eines Auktionshauses outet sich der Verfasser, indem er die Frage stellt, ob „dem asiatischen Modell die Zukunft gehört, in dem Auktionshäuser selbst Messen durchführen und Galerien Auktionen veranstalten“.
Die sechs Bände des Handbuchs sind mit ihrer Aufgliederung, den Anmerkungen und dem Bildmaterial eine unverzichtbare Informationsquelle über die gesamte Breite des Kunstmarkts, seine Stärken und Probleme.
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