Kolonialismus: Benin-Bronzen: Die Rückgabe eröffnet neue Chancen

Das Museum hat mehr als 60 dieser Bronzen in seiner Sammlung.
Düsseldorf. Nachdem Frankreich bereits am 10. November 2021 sechsundzwanzig einst aus dem Königreich Benin geraubte Objekte zurückgegeben hat, folgt nun Deutschland am Freitag mit einer Absichtserklärung und der Rückgabe der ersten zwei Benin-Bronzen aus Berliner Beständen.
Damit schlagen Deutschland und Nigeria ein neues Kapitel kultureller Beziehungen auf, das Chancen für beide Seiten eröffnet. Insbesondere aber werden die Nachfahren des Königreichs Benin wieder an einen Teil ihrer Geschichte anknüpfen können und in der Lage sein, selbstbestimmt über ihren Kunstbesitz zu verfügen.
Die von Deutschland und Nigeria paraphierte Absichtserklärung macht den Weg für die Eigentumsübertragung an das westafrikanische Land frei. Vorangegangen war eine Vereinbarung zwischen dem Auswärtigen Amt und der nigerianischen Regierung im November vergangenen Jahres.
Beteiligt sind fünf überwiegend staatlich geführte Häuser: das Linden-Museum in Stuttgart, das Museum am Rothenbaum in Hamburg, das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig und das Ethnologische Museum in Berlin.
Insgesamt gelangten etwa 1100 Bronzen über Kauf in rund 20 deutsche Museen, nachdem sie größtenteils 1897 durch die britische Armee aus dem Königspalast des ehemaligen Königreichs Benin, heute Nigeria, geraubt worden waren.
Jahrzehntelang hatten es die Häuser vermieden, sich genauer mit der Herkunft ihrer kolonialen Bestände auseinanderzusetzen. Was folgte, waren die Skandalisierung und ein jahrelanges Ringen um den richtigen Umgang.
Nach den Vorstellungen von Hermann Parzinger sollen alle vom Raub betroffenen Objekte nun „so zügig wie möglich“ nach Nigeria zurückgegeben werden. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sprach am Montag von einer „völlig neuen Dimension der Zusammenarbeit“. Denn ein Teil soll langfristig als Leihgabe in Deutschland verbleiben.

Der Generaldirektor der Nationalen Museums- und Denkmalbehörde Nigerias, Abba Tijani, verwies am Mittwoch in Stuttgart auf teils weit vorangeschrittene Gespräche in Großbritannien sowie in den USA über die dort geführten, als koloniales Raubgut geltenden Kunstobjekte. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, geht er fest von weiteren Rückgaben aus und nannte unter anderem das British Museum in London und das Metropolitan Museum of Art in New York.
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