Kunsthandel: König Galerie: Wiener Ableger überstürzt geschlossen

Der Berliner Galerist schließt seinen Standort in Wien nach nur einem Jahr.
Wien. Das rasche Ende kam dann doch überraschend: Nur ein Jahr, nachdem der bisweilen etwas sprunghafte Berliner Galerist Johann König einen Standort in Wien eröffnet hatte, schließt er diesen wieder: Ende Oktober feiert man die Finissage der Schau von Alicja Kwade – und damit das Gastspiel Königs im Art-Déco-Gebäude gegenüber der Secession.
Der Raum war eine Kooperation mit dem Gastronom Martin Ho, über deren konkrete Details wenig bekannt war. Vieles war angekündigt, das dann doch nicht stattfand, etwa Ausstellungen von Andreas Schmitten sowie Marina Abramović und Ulay.
Als die Räumlichkeiten am 7. Oktober 2021 eröffneten, suggerierte man, dass das Projekt durchaus auf längere Sicht angelegt sei. In einer Presseaussendung war gar die Rede von einer „neuen Institution in der Wiener Kulturlandschaft“. Diese sei weniger als Verkaufsraum gedacht, sondern als Ausstellungshaus, erklärte König mehrfach, auch gegenüber der Austria Presse Agentur, und zwar für mindestens drei Jahre.
„Ich gehe aber davon aus, dass wir es länger machen werden“, sagte der Galerist, gegen den in der „Zeit“ Ende August Vorwürfe erhoben wurde: Er habe Frauen sexuell bedrängt. Was König umgehend in Abrede stellte.
Der Wiener Space, so verlautete aus seiner Galerie nach dem Bekanntwerden der Schließung, sei von Anfang an als „Pop-Up“ geplant gewesen. Davon wusste freilich weder die Öffentlichkeit noch Martin Ho. Dessen Sprecher sagt auf die Anfrage des „Handelsblatts“, dass es durchaus eine „längerfristige Kooperationsabsicht“ gegeben habe.
Aufgrund der gestiegenen Energiekosten sei ein durchgehender Ausstellungsbetrieb allerdings nicht finanzierbar gewesen, ergänzte der Sprecher von Ho. Die Kunst-Gastro-Kooperation würde nun „umstrukturiert und auf neue Beine gestellt.“ Für König stünden „die Türen immer offen“, lässt Ho ausrichten.
Auf Nachfrage bekräftigt der Sprecher der König Galerie zunächst erneut, dass man das „Pop-Up wie geplant nach einem Jahr“ schließe, schreibt aber nach dem Verweis auf frühere Absichtsbekundungen, dass anfänglich die konkrete Dauer „nicht absehbar“ gewesen sei.
Hatte sich der Standort als unattraktiv erwiesen? Oder bricht man deswegen die Zelte ab, weil Anfang 2022 der Umsatzsteuersatz für Kunst in Österreich von 5 Prozent wieder auf die 13 Prozent der Vor-Pandemiezeit angehoben wurde, wie manche mutmaßen?


Letztlich muss eine Galerie, Kunstvermittlung hin oder her, eben doch Geld verdienen. Johann König selbst wollte mit dem „Handelsblatt“ darüber nicht sprechen. Er springt schon wieder weiter: Als nächstes eröffnet er einen Raum in Mexiko. So zumindest die Absichtserklärung.
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