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Kunstmesse „Art Düsseldorf“Gefragt sind Einfälle in widrigen Zeiten

Die fünfte „Art Düsseldorf“ präsentiert sich von ihrer besten Seite. Sie muss sich nach Corona nun unter normalen Marktbedingungen beweisen. Der internationale Zuspruch lässt noch zu wünschen übrig.Stefan Kobel 30.03.2023 - 14:25 Uhr Artikel anhören

Die indische Emami Galerie aus Kalkutta beteiligt sich an der Art Düsseldorf mit einer Gruppenschau unter dem Titel „The Shape of Memory“.

Foto: Emami Gallery, Kalkutta

Düsseldorf. Ein kleines Jubiläum feiert die „Art Düsseldorf“. Zum fünften Mal findet die Messe für zeitgenössische Kunst im etwas abseits gelegenen ehemaligen Industrieareal Böhler statt. Dabei kann sie bereits auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

2017 von Walter M. Gehlen und Andreas Lohaus als Nachfolgerin ihrer eher bescheidenen Kölner „Art.Fair“ gegründet, erlebte sie schon den Ein- und Ausstieg der „Art Basel“-Mutter MCH Group AG sowie die Coronapandemie.

Seit 2019 hat sie mit Sandy Angus und Tim Etchells zwei erfahrene Messegründer und -eigner an Bord, die der Veranstaltung zu einem sichtbaren Professionalisierungsschub verholfen haben. Mit 95 Galerien ist die Art Düsseldorf eine klassische Boutique-Messe mit klarem Fokus auf Zeitgenossenschaft, Deutschland und die Region. Über zwei Drittel der Aussteller stammen aus Deutschland, knapp ein Drittel allein aus dem Rheinland. Berlin steuert gut ein Viertel bei.

Das ist wenig verwunderlich, nachdem sich die Berliner Szene durch ihre Querelen aller Kunstmessen von überregionaler Bedeutung entledigt hat. Zuletzt musste die von der Art Cologne organisierte „Art Berlin“ aufgeben.

Lokalkolorit ist im Rheinland immer von Vorteil. Volker Diehl, Galerist aus Berlin, nutzt die Vorliebe der Einheimischen für eine kleine Retrospektive des Werks von Moritz Weseler. Zeitlich spannt er den Bogen von 1959 bis 2014. Kleine Tuschezeichnungen kosten ab 2900 Euro, die berühmten Atemobjekte in Auflagen ab 9000 Euro bis 58.000 Euro für das große Wandobjekt „Taube“.

Bei den Lokalmatadoren ist die Veranstaltung inzwischen fest verankert. „Wir finden die Messe toll“, erklärt Michael Beck von Beck & Eggeling aus Düsseldorf. Da spiele vielleicht Lokalpatriotismus eine Rolle, meint er. Aber die Messeleitung sei sehr entgegenkommend und bemüht. Zudem sei die Atmosphäre in der Tageslichthalle einmalig. Den internationalen Zuspruch vermisst er allerdings ein wenig.

Die subtile Malerei ist am Stand der jungen Galerie Livie aus Zürich zu finden.

Foto: Galerie Livie, Zürich

Einen großen Auftritt in ihrer Heimat gönnt sich Daniela Steinfeld mit ihrer Galerie Van Horn. Neben einem großen regulären Stand hat sie gleich noch einen Solostand für Manuel Graf gebucht. Dessen Skulpturen futuristisch anmutender Lokomotiven für je 15.000 Euro stammen aus dem 3D-Drucker und wurden von einer Künstlichen Intelligenz (KI) nach Anweisungen des Künstlers entworfen – erklärt der Wandtext, den die KI von ChatGPT verfasst hat.

Auch in der Abteilung „Next“ für junge Galerien finden sich Einzelpräsentationen. Das habe sich einfach angeboten, erklärt Robert Grunenberg aus Berlin. Schließlich habe er seine Galerie vor fünf Jahren mit einer Ausstellung von Stefan Knauf eröffnet. In den alten Industriehallen finden die feuerverzinkten und pulverbeschichteten Kakteen aus aufgeblasenem Stahl gleichsam ihr natürliches Habitat.

Klemm’s und PSM Sabine Schmidt aus Berlin teilen sich einen Stand. Zunächst fällt das gar nicht auf, weil sich die Positionen von Ariel Reichman (PSM, 2000 bis 40.000 Euro netto) und Alexej Meschtschanow (Klemm’s, 9000 bis 13.000 Euro netto) kongenial ergänzen. Bei Jahn und Jahn aus München fangen die Preise mit Aquarellen des 1982 geborenen Georg Fuchssteiner bei 900 Euro brutto an und enden bei 110.000 Euro netto für eine große späte Leinwand von Herrmann Nitsch.

Gute Verkäufe zwischen 5000 und 10.000 Euro

Die österreichische Präsenz von etabliert bis jung ist mit neun Teilnehmern hoch: Krinzinger ist von Anfang an dabei, Zeller van Almsick erstmals angereist, Krobath zum zweiten Mal, nachdem letztes Jahr so erfolgreich gewesen sei, erzählt Peter Krobath: „Im Segment zwischen 5000 und 10.000 Euro haben wir hier sehr gut verkauft.“

Mit den jüngeren Positionen kann Krobath dieses Niveau hervorragend bedienen. Kleine humorige Leinwände der feministischen Künstlerin Sophia Süßmilch sind sogar schon für 1500 Euro zu haben; die größeren geometrischen Abstraktionen von Elisa Alberti ab 3000 Euro.

Die alte Eisenträgerkonstruktion unterstreicht den technoiden Charakter der ausgestellten Werke.

Foto: Galerie Max Goelitz

Koenig2 zeigt bei seiner Düsseldorf-Premiere in einer preisgünstigeren Solopräsentation Arbeiten des Kölners Alwin Lay. Fotos einer sich selbst in Kaffee ertränkenden Espressomaschine sind in einer Zehnerauflage schon für 700 Euro zu haben. Die Preisobergrenze am Stand liegt bei 27.000 Euro.

In den letzten Jahren ist es nicht nur auswärtigen Galerien relativ leicht gemacht worden, das konservative Kaufverhalten des rheinischen Publikums mit niedrigen Standkosten aufzufangen, den Coronapaketen sei Dank. Doch die laufen aus. Direktor Gehlen ist sich dessen bewusst: „Es steigen ja nicht nur unsere Kosten, sondern auch die der Aussteller“, weiß er.

„Es ist sicher sinnvoll, über eine nachhaltige Fortführung irgendeiner Form von Unterstützung nachzudenken“, ergänzt Gehlen. In welcher Form und durch wen, sei aktuell noch unklar. „Aber ich werde mich bemühen, dass wir uns den widrigen Umständen entsprechend aufstellen können“, betont der Messemacher. Am Ende ist Gehlen zuversichtlich: „Unser Team ist inzwischen krisenerprobt, von daher sind wir zuversichtlich, dass uns auch für die nächsten Jahre etwas einfällt.“

Kunstmesse

Art Düsseldorf: Ein Hybrid trotzt den Krisen

Immerhin hat Gehlen jetzt zwei Investoren im Boot, die mit 40 Prozent – das sind 15 mehr, als sie von der MCH übernommen hatten – eingestiegen sind und einige Erfahrung mitbringen. Sie sind voll des Lobes für Gehlen. Etchells erklärt: „Walter ist ein echter Unternehmer und passt hervorragend zu der DNA unseres Unternehmens.“ „Und er bringt einige europäische Galerien zu unseren asiatischen Messen“, fügt Angus hinzu.

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Zu den sichtbaren Synergien der Beteiligung gehört die Teilnahme der indischen Emami Galerie aus Kalkutta. „Die Art Düsseldorf war ein attraktiver Vorschlag, da sie unter die Ägide derselben Muttergesellschaft Angus Montgomery fällt. Wir haben eine wunderbare Erfahrung mit der Teilnahme an der Indian Art Fair gemacht und möchten unseren ersten europäischen Ausflug unter demselben Dach unternehmen.“

Viel Zeit dürfte den Düsseldorfern allerdings nicht bleiben, um sich unter normalen Marktbedingungen zu beweisen und neue Sponsoren aufzutun. Wenn Verkäufe und Internationalität nicht zunehmen, dürften sich viele Galerien steigende Standpreise kaum leisten können (bis 2.4.).

Mehr: „Art Paris“ ohne deutsche Galerien

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