Non Fungible Token: Dämpfer für den Goldrausch der Kryptokunst

Die von einem einzigen Sammler angebotene Gruppe hat Sotheby's auf 20 bis 30 Millionen Dollar geschätzt.
New York. Der Kryptokunst-Goldrausch erfuhr am gestrigen Donnerstag einen unerwarteten Dämpfer. Dabei hatte ihn die erste Live-Abendauktion eines einzelnen NFT-Loses in New York noch einmal kräftig anheizen sollen. Ein Non Fungible Token (NFT) ist ein digitales Eigentumszertifikat, etwa an einem digitalen Kunstwerk.
Sotheby’s hatte die von einem einzigen Sammler angebotene Gruppe von 104 „CryptoPunks“ auf 20 bis 30 Millionen Dollar geschätzt. Aber „nach Diskussionen mit dem Einlieferer“, so ein Sprecher des Hauses, wurde die Auktion kurz vor Beginn abgesagt.
„Egal, ich habe mich entschlossen zu halten“, gab der Einlieferer mit dem Twitter-Namen „0x650d“ gleich bekannt. Am 8. Februar hatte er noch stolz den „anspruchsvollsten NFT-Verkauf aller Zeiten“ angekündigt.
Auch in der NFT-Community kursieren derzeit nur Gerüchte über die Gründe der Absage. Mike Hager, NFT-Experte, Buchautor und Coach, äußert dem Handelsblatt gegenüber zwei Vermutungen.
„Eine allgemeine Börsenregel besagt, bei Kanonendonner zu kaufen, nicht zu verkaufen“, überlegt Hager. Fast zeitgleich mit Auktionsbeginn seien russische Soldaten in die Ukraine einmarschiert. „Es könnte aber auch sein, dass der Verkäufer einen Wissensvorsprung hat,“ mutmaßt der Experte. „Möglicherweise weiß er von einem Umstand, der ihn erwarten lässt, dass er in Zukunft wesentlich mehr an den CryptoPunks verdienen könnte“.
Die 104 CryptoPunks gehören zu insgesamt 10.000 grob gepixelten Köpfchen mit unterschiedlichen, von der Punkbewegung angeregten Attributen. Entwickelt hat sie das kanadische Duo Larva Labs im Juni 2017 mittels eines Algorithmus. Sie gehören heute zu den teuersten und meistgesuchten NFTs. Im Juni 2021 hatte ein einziger „Alien”-Punk bei Sotheby’s 11,75 Millionen Dollar erzielt.
Alex Gartenfeld, Direktor des Institute of Contemporary Art in Miami, das 2021 als erstes Museum einen CryptoPunk in die Sammlung aufnahm, bestätigte damals: „Durch die Schöpfung eines der ersten NFTs revolutionierte Larva Labs im Jahr 2017 unser Verständnis von der Beziehung zwischen Kunstobjekten und Eigentümer. Sie halfen, eine Kryptokunst-Bewegung zu schaffen, die emblematisch für die Art und Weise ist, wie unsere digitalen und physischen Welten verschmelzen.“


Im vergangenen Jahr hatten NFTs bei Sotheby’s insgesamt 100 Millionen Dollar eingespielt, bei Christie’s waren es 150 Millionen Dollar.
Mehr: Buchbesprechung: Non Fungible Token: Kunst, Hype oder Ware?






