Sammelgebiet Preußen Run auf den feinen schwarzen Schmuck

Das historische Geschmeide aus der Sammlung Lith lockte das größte Bieterkontingent von Charlottenburg über die Schweiz, Russland, die USA bis Singapur an.
Berlin Es war ein veritabler Preußen-Marathon. Mit über 560 Losen war die „Preußen Auktion“ in der Berliner Lempertz-Dependance die bis dato umfangreichste Versteigerung des Hauses mit Kunst und Kunstgewerbe aus Berlin und Brandenburg.
Weil der Saal am vergangenen Samstag wegen der Corona- Bestimmungen nur spärlich besetzt war, sorgten Telefon- und Online-Gebote für maßvolle Bietgefechte. In der ganztägigen Auktion wurden insgesamt 1,1 Millionen Euro mit Aufgeld umgesetzt.
Die Fülle der KPM-Porzellane aus der Sammlung Dreßen ließ sich zügig absetzen, nur bei den am Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Stücken mit Emaildekor aus der Berliner Sammlung Solovyeva war der Zuspruch verhalten. Die aus 190 preußischen Eisenguss-Losen bestehende Sammlung Lith hingegen brachte diesem traditionsreichen Sammelgebiet einen internationalen Prestige-Erfolg.
Patriotische Preußinnen tauschten 1813 während der Napoleonischen Kriege Goldgeschmeide für fein ziselierten Eisenguss-Schmuck ein. Diese Sammlung lockte das größte Bieterkontingent von Charlottenburg über die Schweiz, Russland, die USA bis Singapur an.
Besonders der feingliedrige Schmuck war begehrt. Hier ließ sich ein Käufer aus Singapur bis 17.500 Euro für eine sechsteilige Parure der Berliner Firma Conrad Geiss hochbieten.
In deutsche Sammlungen gingen ein Collier mit klassizistischen Motiven für 9375 Euro und ein Paar beweglicher Ohrgehänge für 7500 Euro. In eine Schweizer Sammlung wandert ein Collier mit Kameen für 10.625 Euro. Ein russischer Sammler, der im Auftrag eines russischen Museums auch Porzellanstücke ersteigert hatte, ließ sich für 5000 Euro eine große Bildplatte mit dem letzten Abendmahl zuschlagen.
Gleich zu Beginn der Versteigerung begeisterte sich ein deutscher Sammler für einen Speiseteller mit Hasendekor aus dem japanischen Meissen-Service für Friedrich den Großen, der auf 12.500 Euro stieg.

Die 85 cm hohe, nach einem Modell von Christian Friedrich Tieck gefertigte Skulptur aus Zinkguss ersteigerte ein Berliner Privatsammler.
An diesem Vormittag wurden selbst Rokoko-Exemplare der Berliner Porzellan Manufaktur, die sich in letzter Zeit schwertaten, verkauft. Aber teuer wurden klassizistische Stücke wie eine mittelgroße Kratervase mit umlaufendem Blumenband mit 10.000 Euro inklusive Aufgeld oder eine Kratervase mit Reliefs, die zum selben Preis in eine Berliner Sammlung ging.
Zwei Porzellanbilder mit Schinkel-Gebäuden in Berlin-Mitte (um 1840) wurden von einem weiteren Berliner Sammler ersteigert.
In der gemischten Sektion sicherte sich ein Berliner Käufer das ovale Profilbildnis der Königin Luise von Johann Heinrich Schröder für brutto 20.000 Euro. In Berliner Privatbesitz wandert der 85 cm hohe „Sitzende Odysseus“ in Zinkguss nach einem Modell von Christian Friedrich Tieck.
Während der anderthalb Meter hohe, auf 60.000 Euro geschätzte Kronleuchter unverkauft blieb, beförderte ein Londoner Privatsammler einen Tischleuchter der Berliner Brüder Mieth von 6.000 auf 18.750 Euro. Eine schlesische Barockkommode von 1740 initiierte ein Bietgefecht, das erst bei 35.000 Euro zugunsten eines rheinischen Sammlers endete.
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