Vandalismus: Frankreich verteidigt die Kunstfreiheit: Drastisches Gemälde soll hängen bleiben

Abgebildet ist ein Ausschnitt aus dem beschädigten Gemälde „Fuck Abstraction“.
Paris. Ein Kunstvandale kommt nicht durch. Das Pariser Ausstellungshaus Palais de Tokyo präsentiert seit Februar rund 200 Werke der provokanten Schweizer Malerin Miriam Cahn. Ein 81-jähriger Mann begoss ein kontrovers diskutiertes Gemälde am Sonntag, den 7. Mai mit lila Farbe und beschädigte es. Der Täter wurde sofort festgenommen.
Cahns Arbeiten klagen drastisch – und vielleicht nicht einfach zu verstehen – Gewaltausübung und Kriegsmethoden an, inklusive systematischer Vergewaltigung. Eine solche Misshandlung sehen manche Betrachter auf dem attackierten Gemälde mit dem Titel „Fuck Abstraction“. In dem dunklen Bild zwingt ein Mann ohne Gesicht offenbar ein kniendes Geschöpf zu einer Fellatio. Rasch äußerten diverse Vereine den Vorwurf der Kindesvergewaltigung und verlangten gerichtlich das Abhängen des Bildes.
Sowohl das Verwaltungsgericht wie der Staatsrat als höchste Instanz beschlossen, dass das Werk in der Ausstellung bleibt. Die Behörden betrachten den Täter als möglichen Sympathisanten einer rechtsextremen Partei. Diese „Vandalismus-Aktion“, wie Staatspräsident Emmanuel Macron per Twitter formulierte, gelang trotz verstärktem Sicherheitspersonal. Doch Frankreich verteidigt „die Freiheit der Kunst und garantiert den Respekt vor kulturellem Schaffen“, wie Macron schreibt.
Das Palais de Tokyo beschloss in Absprache mit Miriam Cahn, das beschädigte Bild bis zum geplanten Ende der Schau am 14. Mai zu zeigen. Die Malerin, die 2022 den Rubens Preis der Stadt Siegen erhielt, profitiert von einer leider zweifelhaften Werbung.
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