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Lebensmittel vom DiscounterKrebserreger im Kaffee und Salz in der Pizza

Das Magazin „Öko-Test“ hat 28 Lebensmittel vom Discounter untersucht: Die Qualität ist meist gut, die Produktionsbedingungen sind es weniger. „Hauptsache billig“ kann auch mal daneben gehen – vor allem beim Kaffee.Hilal Kalafat 28.07.2014 - 09:50 Uhr Artikel anhören

Kaffee: In drei von sechs getesteten Sorten vom Discounter fanden die Tester erhöhtes Acrylamid. Die meisten Sorten erhielten die Note „ausreichend“.

Foto: dpa

Düsseldorf. Qualität zum kleinen Preis – so oder so ähnlich werben Aldi, Lidl und all die anderen Billigheimer tagtäglich für ihre Produkte. Die Preise sind tatsächlich unschlagbar, aber wie steht es mit der Qualität? Das wollten auch die Tester des Magazins „Öko-Test“ wissen.

Sie schickten eine Auswahl von 28 Basis-Lebensmitteln ins Labor. Das Ergebnis: Die Qualität vieler Produkte sei zwar erstaunlich gut ist, stellten die Tester fest. Die Produktionsbedingungen ließen dagegen zu wünschen übrig. So zählt überraschend die Produktgruppe Kaffee zu den Verlierern.

Die Tester kauften bei den Discounter-Ketten Lidl, Penny, Aldi Nord, Aldi Süd, Norma und Netto jeweils vier bis fünf vergleichbare Lebensmittel. Darunter war jeweils eine Kaffeesorte, eine Vollmilch, ein Parboiled-Reis, eine Spinat- oder Gemüsepizza und – falls erhältlich – ein Soja- oder Tofuprodukt. Im Preis unterschieden sich die Produkte kaum, allerdings teilweise in der Qualität.

Kaffee: Schlechte Noten für Discounter
Der Test
Das Problem
Bellarom Kräftig Röstkaffee (Lidl)
Penny Der Würzige (Penny)
Markus Kaffee Gold, Fein-würzig (Aldi Nord)
Rösta Classic Kräftig (Norma)
Röstkaffee Classic, Kräftiges Aroma (Aldi Süd)
Maxima Cafe Extra, Kräftig und Harmonisch (Netto)
Reaktionen der Discounter

Kein Discounter schneidet besonders gut oder besonders schlecht ab: So haben viele Lebensmittel gute Bewertungen erhalten, vor allem die getesteten Tofuprodukte und die frische Vollmilch. Jedoch erhielten alle getesteten Kaffeesorten nur die Note „ausreichend“ oder schlechter.

Besonders arg erwischte es diese Produkte der Discounter: Der „Bellarom Kräftig Röstkaffee“ von Lidl, der „Markus Kaffee Gold, Fein-würzig“ von Aldi-Nord sowie der „Rösta Classic Kräftig“ fielen sogar mit „mangelhaft“ durch.

Hauptkritikpunkt waren erhöhte Acrylamidwerte, die über dem deutschen Signalwert für Röstkaffee von 277 Mikrogramm pro Kilogramm lagen. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von Lebensmitteln und gilt als krebserregend und erbgutverändernd.

Pizza: Zu viel Salz beim Discounter
Der Test
Das Problem
Trattoria Alfredo Steinofen Pizza Vegetale (Lidl)
Mamma Pasta Steinofenpizza Spinat (Penny)
Mama Mancini Pizza Steinofen Spinat (Aldi Nord)
Bio Sonne Bio-Steinofenpizza Spinat Weißkäse (Norma)
Riggano Pizzeria Pizza Spinaci (Aldi Süd)
BioBio Spinat-Weißkäse Steinofenpizza (Netto)
Reaktionen der Hersteller

Kritisiert wurde von den Testern außerdem der unfaire Kaffeeanbau. Von dem Geld, was in der Kaffeebranche verdient wird, kommt immer noch zu wenig bei den Kaffeefarmern an. Zu den Arbeitsbedingungen gab es wenig Konkretes.

Die Ketten Penny und Netto machten gar keine Angaben zu den Bedingungen, unter denen das Produkt erstellt worden ist. Lidl und Norma hingegen verwiesen immerhin auf gesetzliche Regelungen in einigen Anbauländern, einen Bezug zu den Testprodukten stellten sie aber nicht her.

Saftig, knackig, gesund? Obacht, meint die Umweltorganisation Greenpeace, denn frisches Obst und Gemüse enthält nicht nur viele Vitamine, Ballast- und Mineralstoffe, sondern bringt auch unerwünschte Substanzen auf den Tisch. Das ergab eine aktuelle Auswertung von mehr als 22.000 Proben der deutschen Lebensmittelüberwachung aus den Jahren 2009 und 2010. Die Ergebnisse, in einem Einkaufsratgeber für Obst und Gemüse zusammengefasst, sind nicht immer appetitlich...

Foto: ap

Paprika

Auch wenn momentan darüber diskutiert wird, dass Bio-Lebensmittel nur wenig gesünder als konventionelles Essen sind: Sicher ist, dass sie bei der Belastung mit Pestiziden deutlich besser abschneiden. Die Auswertung von Greenpeace hat ergeben, dass vor allem Paprika aus der Türkei die gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen besonders häufig überschreitet. Über 20 Pestizide fanden die Experten in dem Gemüse. Das Online-Magazin „Utopia“ berichtet davon, dass beim Paprikaanbau oft die gefährliche Chemikalie Ethephon verwendet wird, um das Gemüse schneller einzufärben. Im menschlichen Körper soll Ethephon wie ein Nervengift wirken.

Foto: dpa

Tafeltrauben

Auch Tafeltrauben aus der Türkei enthalten im Schnitt zu viele Pestizide. Darauf weist neben Greenpeace auch das Bundesamt für Verbraucherschutz hin. Nicht selten lassen sich Spuren von zehn Pestiziden in den Trauben nachweisen. Bei Tafeltrauben aus Deutschland sind es im Schnitt weniger als fünf.

Foto: dpa

Birnen

Und auch in Birnen, die aus der Türkei importiert werden, finden sich Substanzen, die den Umweltschützern Sorgenfalten auf die Stirn treiben. In ihrer Analyse konnten die Greenpeace-Experten im Schnitt zehn Pestizide finden.

Foto: ZB

Grünkohl

Auch wenn das Wintergemüse Grünkohl nicht jedermanns Sache ist: spätestens wenn man sich die Belastungen mit Pestiziden ansieht, kann einem der Appetit vergehen, denn häufig werden die gesetzlichen Höchstmengen für Pflanzenschutzmittelrückstände überschritten.

Foto: dpa

Weinblätter

Ob türkisch, griechisch oder orientalisch: Weinblätter bereichern die mediterrane Küche. Allerdings sind auch sie besser mit Vorsicht zu genießen. Darauf weist die Zeitschrift „Ökotest“ hin. Das Fazit ihrer Untersuchung: Häufig lauern in den grünen Blättern so viel chemische Stoffe, dass sie den unbeschwerten Genuss völlig verderben. Die Zeitschrift sprach ein vielen Fällen sogar eine Nicht-Kauf-Empfehlung aus. Wer trotzdem darauf zurückgreifen möchte, sollte es auf jeden Fall Bio kaufen.

Foto: dpa

Kirschen

Hohe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln tauchen regelmäßig auch in Süß- und Sauerkirschen auf. Von Kirschen aus konventionellem Anbau sollte man lieber die Finger lassen und sie statt dessen aus Nachbars Garten oder vom Biomarkt naschen.

Foto: gms

Kopfsalat

Grün, knackig, gesund? Sollte man meinen, denn immerhin 4,8 Kilogramm essen die Deutschen pro Kopf durchschnittlich im Jahr. In regelmäßigen Abständen untersucht Greenpeace auch Kopfsalat. Nicht den aus Omas Garten, sondern Produkte aus Gewächshäusern und Riesenfeldern. Fast immer sind die Ergebnisse dabei erschreckend, viele Salatproben enthalten zunehmend mehrere Pflanzenschutzmittel. Dass viele Pestizide parallel eingesetzt werden liegt daran, dass sich so die Überschreitung der Höchstmenge bei einem einzigen Stoff vermeiden lässt.

Wie gesund Salat wirklich ist, damit hat sich auch das WDR-Fernsehen beschäftigt. Die Zusammenfassung des Beitrags lesen Sie hier.

Foto: plainpicture/Fancy Images

Erdbeeren

Auch bei der kalorienarmen Vitamin-C-Bombe sind Bio-Erdbeeren oft die gesündere Wahl. Konventionelle Erdbeeren sind oft mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, die sie resistent gegen Ungeziefer und Schimmel machen sollen. Sieben Pestizide fanden die Greenpeace-Experten auf Erdbeeren aus Belgien, auf deutschen vier.

Foto: dapd

Gurken

Gesunde Salatgurke? Nicht immer, denn im konventionellen Anbau werden sie häufig mit Fungiziden, das sind Anti-Pilzmittel, behandelt. Bio-Gurken weisen hingegen nahezu gar keine Pestizid-Rückstände auf.

Foto: dpa

Äpfel

Stark, groß, lecker - aber sind Äpfel auch unbedenklich? Während Äpfel aus dem Biolandbau nahezu frei von Pestiziden sind, weisen Tester der Zeitschrift „Öko-Test“ darauf hin, dass vor allem konventionelle Produkte aus Südamerika problematisch sind. Trotzdem gibt es auch gute Nachrichten, denn der aktuelle Apfel-Test zeigt, dass viel weniger gespritzt wird und die meisten Früchte, die man hierzulande kaufen kann, frei von problematischen Rückständen sind.

Foto: dpa

Spinat

Spinat macht nicht nur den Comic-Helden Popeye stark, sondern verhilft auch Sportlern zu mehr Muskelkraft. Verantwortlich soll das enthaltene Nitrat sein. Allerdings gilt auch hier wie so oft: Die Dosis macht das Gift. Häufig wird dem Boden Nitrat als Düngemittel zugesetzt, um den Ertrag der Ernte zu steigern. Im Körper kann der Stoff mit Keimen dann in das krebserregende Nitrit umgewandelt werden. Vor einigen Jahren fand Stiftung Warentest sogar Listeriene in Spinat, ein Stoff aus Tierkot, schreibt das Magazin „Utopia“. Bio-Spinat sei in dem Test dabei deutlich besser weggekommen.

Foto: ZB

Größeren Einblick gewährten allein die beiden Aldi-Discounter. Beide sind Mitglied der 4C-Assoziation, die sich für einen nachhaltigen Kaffeeanbau einsetzt. Die 4C-Anteile sind jedoch gering: zehn Prozent im Röstkaffee Classic (Aldi Süd) und zirka 27 Prozent im Markus Kaffee Gold (Aldi Nord). Daher reicht es insgesamt nur zu einem „unfair“ – trotz teilweise vorgelegter Belege.

Auch am großen Pizza-Sortiment der Discounter hatten die Tester einiges auszusetzen. So steckte in vier Produkten zu viel Salz, in zweien gab es zu viele Kalorien. Dabei sollte die Hauptmahlzeit möglichst nicht mehr als ein Drittel des Tagesrichtwertes beisteuern – orientiert an Empfehlungen für berufstätige Männer und Frauen.

Dennoch gab es für die Pizzen immerhin dreimal ein „Gut“. Die „Trattoria Alfredo Steinofen Pizza Vegetale“ von Lidl schnitt sogar mit „sehr gut“ ab. Hier fanden die Tester keine Mängel. Ein Kritikpunkt unter den sonstigen Mängeln: Die Bio-Spinatpizzen von Netto und Norma waren nur auf einer Seite mit Käsewürfeln belegt.

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Minuspunkte gab es auch für Reis und Sojadrinks. In allen sechs Reisprodukten wurden mehr oder weniger erhöhte Gehalte an krebsverdächtigem, anorganischem Arsen gemessen. Die Mengen liegen zwar meist deutlich unter dem derzeit diskutierten Grenzwert, trotzdem wären geringere Belastungen wünschenswert.

„Gut“ schnitten auch die Milchsorten im Test ab. „Öko-Test“ kritisierte lediglich die Haltungsbedingungen der Milchkühe: Die Fettsäuren in der Milch deuteten auf geringe Grünfuttergabe oder eine fehlende Weidehaltung hin. Außerdem teilten alle Anbieter mit, dass die Milchbauern nicht verpflichtet seien, auf genmanipuliertes Futter zu verzichten.

Wer beim Discounter kauft, will sparen – aber nicht an der Qualität. Diese Rechnung geht aber nicht immer auf. Wer überwiegend billig kauft, muss sich darüber im Klaren sein, dass sich solche Produkte nur in durchorganisierten, industrialisierten Prozessen herstellen lassen, wo Umwelt, Tiere und teils die Produzenten auf der Strecke bleiben können.

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Deshalb das Fazit von „Öko-Test“: Wer umweltschonende und gerechte Abläufe unterstützen möchte, sollte regionale, faire und Bio-Lebensmittel bevorzugen.

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