Rath checkt ein: Krønasår im Europa-Park Currywurst und Kaviar im Europa-Park Rust
Ab sofort erleben Sie neue Höhenflüge, wenn Sie mögen. Achterbahnen wie der „Silver Star“, eine der größten Stahlachterbahnen Europas, und weitere Fahrgeschäfte laufen im Europa-Park Rust endlich wieder rund. Pünktlich zum Beginn der Pfingstferien begrüßt das Team im Europa-Park zunächst 3000 Gäste gleichzeitig. Läuft das Modellprojekt des Sozialministeriums erfolgreich an, genießen bald täglich 10.000 Besucher das Park-Vergnügen.
Der Europa-Park Rust ist der erfolgreichste Freizeitpark, mindestens im deutschsprachigen Raum, und hat sich auch als Kurzurlaubsziel etabliert. Über dem Gesamtkonzept schwebt die Frage: „Wie mache ich Menschen glücklich?“ Für jeden einzelnen Gast sieht die Antwort anders aus. Kurz vor dem Lockdown erlebte ich, wie meine Antwort darauf lautet. Denn ich fand zwischen Zuckerwatte, Wildwasserbahn und Loopings sogar ein echtes gastronomisches Kleinod und freue mich nun sehr, auch bald mit meiner Familie wieder in den Genuss des Europa-Parks zu kommen.
Der Besuch war für mich persönlich außergewöhnlich. Statt in ein Wellness- ging es hier in ein Erlebnis-Resort. Für mich alles andere als alltäglich. Dass mich hier nicht das konventionelle Luxusverständnis der Spitzenhotellerie erwartet, ist nur logisch.
Der Europa-Park in Rust ist mit über 5,7 Millionen Besuchern der größte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum. Nur Disneyland Paris zieht in Europa mehr Besucher an. Die Zahlen verraten mir also schon vorab, dass es hier vordergründig darum geht, Menschenmassen gut zu organisieren. Ich war gespannt, wie sich das auf das individuelle Gasterlebnis auswirkt.
Der Europa-Park bietet auf einer Gesamtfläche von rund 950.000 Quadratmetern 18 Themenbereiche mit über 100 Fahrgeschäften und diversen Shows. Das alles in nur einem Tag bewältigen zu wollen ist sportlich. Für Gäste, die den Park voll auskosten wollen und direkt einige Tage hier verbringen, gibt es inzwischen sechs Vier-Sterne Hotels, ein Camp-Resort mit Blockhütten, Tipi-Zelten und Planwagen sowie ein großes Caravaning-Areal.

Das neueste Hotel im Portfolio des Parks hat 276 Zimmer und 28 Suiten.
(Foto: Europa-Park)
Das macht den Park auch zum größten zusammenhängenden Hotelresort Deutschlands. Schon hier zeigt sich, dass das Angebot sinnvoll durchdacht ist und immer darauf ausgerichtet, so vielen Gästen wie möglich das Richtige für jedes Budget zu bieten.
Meine Wahl fiel auf das Vier-Sterne-Superior-Hotel Krønasår im skandinavischen Stil, das einem Naturkundemuseum nachempfunden ist. Ende 2019 eröffnet, ist es das neueste Hotel im Portfolio des Parks und verfügt über 276 Zimmer und 28 Suiten. Das Erste, was mich bei meiner Anreise beeindruckt, ist die Organisation. Die Prozesse, mit denen die zahlreichen Gäste in Empfang genommen werden, scheinen bis ins Detail zu stimmen.
Obwohl mir als Travel-Experte klar ist, welche Kapazitäten hier jeden Tag bewältigt werden müssen, habe ich nicht das Gefühl, als anonyme Zahl durch den Check-in-Prozess geschleust zu werden. Überall begegnen mir Freundlichkeit und ein hohes Maß an Professionalität.
Auch im Gesamtkonzept funktionieren die Prozesse, und Synergien werden optimal ausgeschöpft. So gibt es in meinem Hotel zwar keinen Spa, ich kann aber den des benachbarten Hotels Colosseo nutzen, der mit so manchem Spitzenhaus hinsichtlich Ausstattung und Treatments übrigens locker mithalten kann. Angrenzend an das Krønasår gibt es eine Wasserwelt, die aber auch von Gästen anderer Häuser besucht werden kann. Alles ist vernetzt und ergänzt sich so gegenseitig zu einem großen Komplettpaket.
Der Park ist ein Publikumsmagnet mit hoher Innovationskraft. Mitte der 90er-Jahre entwickelte er sich mit der Eröffnung des ersten Hotels El Andaluz auch immer stärker zu einem Kurzreiseziel. In der Region hat der Park deswegen eine enorme wirtschaftliche Relevanz. 4.450 Angestellte bewältigen hier mit vereinten Kräften die Saison. Auch ich darf hier drei bis vier Mal im Jahr Vorträge für meine Kunden halten, die die Tagungsräume und deren professionelle Technik sehr schätzen.

Das gesamte Hotel wurde einem Naturkundemuseum nachempfunden.
(Foto: Europa-Park)
Man merkt, dass hier ein zufriedenes Team am Werk ist. Die Mitarbeiter sind entspannt, freundlich und immer dem Gast zugewandt. Egal ob beim Check-in, Housekeeping oder beim Frühstück, mich erwarten lächelnde Gesichter. Übrigens nicht nur beim Personal. Wohin ich blicke: glückliche Kindergesichter und glückliche Familien.
Mit Luxus, wie ich ihn sonst hier definiere, hat das nichts zu tun. Wenn Sie meine Berichte des Öfteren lesen, wissen Sie, dass ich der Meinung bin, dass echter Luxus immer auf Augenhöhe funktionieren muss, nichts Arrogantes haben darf. Hier wird mir klar, dass man genau das verstanden und verinnerlicht hat. Denn was hier auf höchstem Niveau geboten wird, ist tatsächlich Luxus – nur eben auf Augenhöhe der Kinder.
Die kommen hier aus dem Lachen nicht mehr heraus. Hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung, ein Clown, ein Künstler oder ein Artist. Überall gibt es – für Kinderaugen - etwas zu bestaunen und zu entdecken. Selbst das Housekeeping hinterlässt auf den Zimmern kleine Aufmerksamkeiten für die jungen Gäste.
Sterneküche zwischen Achterbahn und Kettenkarussell
Auch bei der Gastronomie ist Vielfalt das große Schlagwort. Natürlich gibt es eine riesige Auswahl an Fastfood, und in den Themenbereichen lassen sich Spezialitäten aus aller Herren Länder finden. Doch das Konzept geht darüber hinaus. Selbst bei über 50 Restaurants, Imbissen und Eisdielen mit insgesamt 9000 Sitzplätzen sucht man hier immer noch nach etwas Neuem, mit dem man Gäste überraschen kann.
Mich persönlich überrascht der Besuch im Restaurant Ammolite. Dass es hier Highlights und Superlative in Sachen Achterbahn gibt, entspricht meinen Erwartungen an einen erfolgreichen Freizeitpark. Dass sich hier aber auch ein Highlight der deutschen Gastronomieszene versteckt, ich will ehrlich sein – das hatte ich dann doch nicht erwartet. Zu meiner Verteidigung: Sterneküche im Freizeitpark klingt ja auch zunächst etwas widersprüchlich.
Und doch beweist mir Peter Hagen-Wiest in Rust das Gegenteil. Zum siebten Mal in Folge wurde sein „Lighthouse“ Restaurant mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Ein Fine-Dining-Restaurant ist kein gewöhnliches Projekt für einen Freizeitpark, zumal sich hier auch die stark auf Kinder bezogene Ausrichtung verlagert. Mit diesem Restaurant werden ganz klar Gourmets angesprochen, die nicht aufgrund von spektakulären Fahrgeschäften, sondern wegen der hervorragenden Cuisine den Weg in den Schwarzwald antreten.

Im Restaurant Ammolite versteckt sich ein Highlight der deutschen Gastronomieszene.
(Foto: Carsten K. Rath)
Der konstante Erfolg bestätigt die ungewöhnliche Idee. Peter Hagen-Wiest hat unter anderem in meinem Schweizer Lieblings-Restaurant Cheval Blanc im Baseler Grand Hotel Les Trois Rois bei Peter Knogl gekocht, einem der besten Köche mit drei Michelin-Sternen in der Schweiz, und ist als einer der besten Köche in Deutschland gelistet. Was er in Zusammenarbeit mit Sommelier und Restaurantleiter Marco Gerlach im Ammolite etabliert hat, ist eine exzellente Küche, die den Bezug zur Region auf erstklassigem Niveau umsetzt.
Der Park ist ein Familienbetrieb durch und durch. Er wurde 1975 gegründet, seine Wurzeln reichen jedoch viel weiter zurück. Dahinter steht die Familie Mack, inzwischen in der achten Generation. Denn bereits im 18. Jahrhundert bauten die Macks in ihren Waldkircher Werkstätten Wagen und Kutschen. Chef und Gesellschafter ist Roland Mack, 71, 2007 ist mit den Söhnen Thomas, 40, und Michael, 42, die nächste Generation in den Betrieb eingestiegen.
Michael Mack verantwortet das operative Management, die strategische Geschäftsentwicklung sowie Marketing und Baumanagement. Sein Bruder Thomas Mack ist als Diplom-Hotelier für das Hotel-Resort, die gesamte Park- und Eventgastronomie sowie die Abteilung Entertainment verantwortlich.
Mein Fazit
Man darf nicht den Fehler machen, das Krønasår einfach als Hotel zu bewerten. Denn als Hotel hat es in einem sehr speziellen Kontext zu funktionieren. Es geht also vielmehr darum, den Park als Gesamtkunstwerk für Entertainment zu sehen. Was vor diesem Hintergrund geleistet wird, ist beachtlich. Alles ist bestens aufeinander abgestimmt, vom Entertainmentprogramm über den Spa bis hin zum Gastronomiekonzept.
Der Europa-Park ist ein sympathisch organisierter Mikrokosmos. Die erdgebundenen Destinationen, also alle Ziele, die sich auch ohne Flugzeug oder Schiff erreichen lassen, werden künftig wichtiger. Speziell für Familien, die innerhalb Deutschlands auf der Suche nach einem hochwertigen Freizeitprogramm sind, ist der Europa-Park mit seinen Hotelangeboten ein attraktives Ziel, an dem alle Familienmitglieder voll auf ihre Kosten kommen.
Das Krønasår hat es im Übrigen unter die Trouvaillen im Rahmen der 101 besten Hotels Deutschlands geschafft.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des neuen Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.
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