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Rath checkt ein: The Wellem Düsseldorf, Maximilian Munich „Longstay“ als Alternative für Deutschlands gebeutelte Luxushotellerie

Die Zeit nach Corona verlangt nach neuen oder zumindest adaptierten Geschäftsmodellen – zum Beispiel mit Longstay in Düsseldorf und München.
28.03.2021 - 10:20 Uhr Kommentieren
Das dreiflügelige Treppenhaus bietet aufwendig renovierten Stuck und eine bemalte Kuppel. (Foto: The Wellem)
Empfangshalle im Düsseldorfer The Wellem

Das dreiflügelige Treppenhaus bietet aufwendig renovierten Stuck und eine bemalte Kuppel.

(Foto: The Wellem)

Das Düsseldorfer Hotel The Wellem öffnete im Oktober 2020 seine Türen. Es ist die erste Hoteleröffnung in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter der Luxusmarke „The Unbound Collection By Hyatt“ – und das mitten in der Pandemie und einem Halb-Lockdown.

Das The Wellem macht durch seine ungewöhnlich hohe Belegung von 62 Prozent aufmerksam. Das Hotel hat im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern nie geschlossen und wurde vielleicht gerade deshalb so gut von Geschäftsreisenden gebucht.

Das Haus besticht durch seine Historie, seine zeitlose Kunst, sein einzigartiges Design sowie durch seine hervorragende Lage im „Andreas Quartier“, dem Herzstück der Düsseldorfer Altstadt. Im ehemaligen Land- und Amtsgericht untergebracht, hat es zwar keine 1-a-Lage wie beispielsweise das Steigenberger, der Breidenbacher Hof oder das Intercontinental, doch ist es umgeben von den schönsten Ecken der Stadt: unweit der berühmten Einkaufsmeile „Königsallee“ und von kulturellen Einrichtungen sowie internationalen Toprestaurants und Bars, in die man quasi aus dem Bett hineinfallen kann und umgekehrt. Auch die malerische Rheinpromenade lädt ganz in der Nähe zum Flanieren ein.

Ich betrete das altehrwürdige Gebäude, dessen Herzstück die wunderschöne Empfangshalle ist. Es erwartet mich purer Luxus in dem dreiflügeligen Treppenhaus mit dem aufwendig renovierten Stuck und der bemalten Kuppel – Grandezza! Ich fühle mich, als sei ich weit zurückversetzt in das letzte Jahrhundert. Die Willkommenszeremonie ist fantastisch – der erste Eindruck ist nun mal der wichtigste!

Das Gebäude des Boutique-Hotels Maximilian Munich Apartments & Hotel wurde 1853 errichtet. Heute unter Denkmalschutz stehend, wurden hier über die Jahre immer wieder Zimmer, Suiten und Wohnungen hinzuaddiert. Das Hotel bezaubert durch seine einmalige Lage im Herzen der Münchener Innenstadt. In direkter Nähe des Hotels liegen die Bayerische Staatsoper, die Maximilianstraße, das Hofbräuhaus, der Marienplatz und der Viktualienmarkt.

Diese 1-a-Lage kann natürlich auch schon mal Probleme beim Parken verursachen. Das Haus bietet zwar eine Tiefgarage, allerdings mit nur 17 Plätzen im Duplexstil, was sicher manchen Autofahrer vor eine Herausforderung stellt. Alternativer Geheimtipp: vor dem Hotel Mandarin Oriental parken.

Das Maximilian Munich ist inmitten der Stadt ein leises, verstecktes Kleinod, in dem man irgendwie norditalienisches Flair spürt, wenn man den heimeligen, gemütlichen Wintergarten und den mit toskanischen Gartenplatten ausgelegten Innenhof betritt. Eine 120 Jahre alte Kastanie, verschiedenste Rosen- und Hortensienarten sowie ein Springbrunnen dekorieren diese Wohlfühloase im Zentrum von München.

Das The Wellem ist im ehemaligen Düsseldorfer Land- und Amtsgericht untergebracht. (Foto: The Wellem)
Historisches Gebäude

Das The Wellem ist im ehemaligen Düsseldorfer Land- und Amtsgericht untergebracht.

(Foto: The Wellem)

Das The Wellem und das Maximilian Munich bieten ihren Gästen das „Longstay“-Konzept, sprechen also beide die gleiche Zielgruppe an und verlangen einen vergleichbaren Preis. Das Münchener Haus setzt dabei auf allerhöchste Personalisierung.
In Bezug auf das The Wellem kommt mir sofort der Slogan „Lust auf Kunst“ in den Sinn. Wohin das Auge blickt, ist man hier umgeben von Originalwerken international renommierter Künstler wie Julian Schnabel, Jeff Koons und des deutschen Aktionskünstlers HA Schult. Auch Kabarettist Dieter Nuhr darf hier ausstellen.

Ich beziehe in Düsseldorf die Leon-Löwentraut-Suite. Löwentraut ist einer der bekanntesten Nachwuchskünstler der Gegenwart. Mir ist er durch den Hype um ihn schon fast unsympathisch geworden. Kunst und Design sind eben nicht das Gleiche. Dennoch – mittlerweile ist er deutschlandweit ein (PR-)Star.

Die Suite mit ihrer knapp vier Meter hohen Decke ist hell und interessant gestaltet. Sie bietet einen separaten Schlaf- und Wohnbereich sowie eine Waschmaschine, einen Trockner und ein Bügelbrett, außerdem eine gut ausgestattete Longstay-Küche mit Geschirrspüler und einem Induktionsherd, einer Espressomaschine und Kochutensilien. Dies ist besonders interessant für Gäste, die einen längeren Aufenthalt planen. Ich finde viele nette Gesten vor: Beispielsweise gibt es eine Staffelei und Stifte für – von Löwentraut zum Malen – inspirierte Gäste.

Todsünde eingehakte Kleiderbügel

Die offene Badewanne muss man mögen. Und warum generell die Badezimmer so klein sind, erschließt sich mir nicht – vor allem, da wir hier über ein Longstay-Konzept sprechen. Die Amenities im Bad sind jeweils unter dem Deckel noch mal versiegelt. Vom Aspekt der Hygiene sicher richtig, wenn ich allerdings morgens früh aufstehe, freue ich mich, wenn alles reibungslos funktioniert und ich nicht noch jedes Fläschchen unter der Dusche aufschrauben muss.

Unbedingt vermieden werden sollten auch die diebstahlsicheren, eingehakten Kleiderbügel. Eine Todsünde in der Luxushotellerie. Und auch der Bademantel fehlt mir hier in dem Hotel, das sich anschickt, nach dem Breidenbacher Hof die zweithöchste Rate in Düsseldorf zu verlangen.

Verstehen Sie mich bitte richtig: Die Zimmer sind ansprechend, alles ist in Ordnung und mit gut verarbeiteten Materialien versehen, aber tatsächlich in einer völlig anderen Qualität, als ich es in den öffentlichen Bereichen vorfinde. Das Zimmerprodukt hat mit der Grandezza und dem Luxus der Lobby tatsächlich nichts zu tun. Es kommt mir vor, als wäre ich in zwei verschiedenen Welten. Dieser Stilbruch ist für mich als Gast nur schwer einsichtig.

Der Funke springt nicht über – der Stilbruch zu den öffentlichen Bereichen, gewollt oder zufällig, erschließt sich mir nicht. Das Zimmer ist ein Fremdkörper in dem wunderbaren Ensemble.

Ganz anders erlebe ich das Maximilian Munich. Eine freundliche Rezeptionistin empfängt mich sehr persönlich und herzlich mit den Worten, dass man sich auf mich gefreut habe, so fühle ich mich gleich gut aufgehoben. Das Zimmer ist kleiner als im The Wellem. Aber man merkt, dass hier eine Frau als Gastgeberin am Werk ist. Alles ist charmant und liebevoll eingerichtet, auf dem Tisch stehen ein Obstteller und frische Rosen.

Das Boutique-Hotel bietet inmitten der Stadt ein leises, verstecktes Kleinod. (Foto: Carsten K. Rath)
Rosengarten im Maximilian Munich

Das Boutique-Hotel bietet inmitten der Stadt ein leises, verstecktes Kleinod.

(Foto: Carsten K. Rath)

Die insgesamt 60 Studios und Suiten bieten die Ausstattung eines Apartments mit ausreichend Platz und Komfort: großzügige Wohnbereiche, moderne, vollständig ausgestattete Küchen mit gefüllter, kostenloser Minibar, gemütliche Schlafzimmer mit antiallergischen Teppichböden, Bettdecken und Kissen, hochwertige Bäder. Die Studios und Suiten zum Garten haben eine Terrasse oder einen Balkon zum Rosengarten. So bekomme ich das Gefühl vermittelt, dass hier tatsächlich gelebt wird. Das ist für einen Longstay-Gast natürlich sehr angenehm.

Die Direktorin Eva Kubon ist hier seit über zehn Jahren verantwortlich. Längst ist das Maximilian, der ehemalige Geheimtipp, zum Part-Time-Zuhause vieler VIPs in München geworden. Die großen Tenöre der nahe gelegenen Oper, die Vorstände, die unter der Woche in München die Dax-Unternehmen führen, und die Shopping-Queens der Maximilianstraße lieben die Gastfreundschaft gleichermaßen. Eva Kubon hat längst mehr als eine Nische gegenüber ihren Mitbewerbern etabliert – Gastfreundschaft pur.

Neben dem Hotel befindet sich das „Vino y gusto“, das italienische Restaurant von Guido Prick, das mit einem ganz besonderen Konzept aufwartet. Hier können die Hotelgäste per Telefon ihre Bestellung aufgeben, und die Speisen werden dann entweder im Restaurant, auf der Hotelterrasse oder in der Suite serviert.

Auch das Frühstück habe ich so wie im Maximilian noch nie erlebt. Es gibt kein Buffet und kein „à la carte“, es wird genau das frisch eingekauft und serviert, was ich vorher telefonisch oder schriftlich bestellt habe. Das Angebot umfasst ebenfalls, Einkäufe zu übernehmen und somit einen frisch aufgefüllten Kühlschrank bereitzustellen. So ist hier allerhöchste Personalisierung möglich, was man häufig in anderen Häusern vermisst – perfekt!

Das The Wellem bietet zeitlose Kunst von Julian Schnabel, Jeff Koons oder dem deutschen Aktionskünstler HA Schult – und inspirierte Gäste können selbst tätig werden. (Foto: Carsten K. Rath)
Staffelei im Zimmer

Das The Wellem bietet zeitlose Kunst von Julian Schnabel, Jeff Koons oder dem deutschen Aktionskünstler HA Schult – und inspirierte Gäste können selbst tätig werden.

(Foto: Carsten K. Rath)

Meinen Abend im The Wellem verbrachte ich in einem wunderschönen privaten Diningroom – sechs Restaurants gibt es insgesamt zur Auswahl. Der Direktor Till Westheuser ist nicht zugegen. Er ist im Urlaub. Aber wie heißt es so schön: Es ist nicht wichtig, was passiert, wenn die Führungskraft da ist, sondern was geschieht, wenn sie nicht da ist.

So viel vorab: Der Service ist exzellent. Offensichtlich hat Herr Westheuser sein Team hochmotiviert und bestens trainiert. Der Abend ist gelungen, der Service persönlich, das Gasterlebnis außerordentlich gut.
Die Gastronomie verdient ein Ausrufezeichen! Ich genoss als Vorspeise ein sehr gutes Rindertartar. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass unaufgefordert schwarzer Pfeffer dazu gereicht wird. Den gab es erst nach zweimaligem Nachfragen. Der Steinbutt als Hauptgang war perfekt, mit einer wunderbaren Soße und einem Kartoffelstampf – so, wie man ihn sich eigentlich in einer Michelin-Sterne-Küche vorstellt.

Das Personal ist prima geschult, der Service sehr freundlich, geradezu herzlich. Die Mitarbeiter sind spürbar bereit, die Extrameile zu gehen, was ja jetzt in der Lockdown-Phase besonders schwierig ist.

Der Check-out hinterließ allerdings keinen guten Eindruck. Der Doorman mit lustigem Haarschnitt ist zwar da, hält mir auch die Tür auf, hilft mir aber nicht beim Gepäck.

Bei der zweiten Treppe bat ich ihn um Hilfe, und er wurde sich wohl seiner Aufgabe, nämlich der Verantwortung für das Gepäck der Gäste, mit mürrischem Gesicht bewusst. Außer der Hilfe beim Koffertragen gab es keinerlei Freundlichkeit oder aufmerksame Geste – der letzte Eindruck bleibt.

Mein Fazit

Das The Wellem ist mit seinen sechs Restaurants, der Bar und seinen privaten Dining-Räumen sowie seinem einmaligen Kunstkonzept nebst eigener Galerie ein sehr außergewöhnliches Hotel. Die Longstay-Alternative wird erfolgreich sein.

Verschiedenste Rosen- und Hortensienarten dekorieren diese Wohlfühloase im Zentrum von München. (Foto: Carsten K. Rath)
Verstecktes Kleinod im Maximilian Munich

Verschiedenste Rosen- und Hortensienarten dekorieren diese Wohlfühloase im Zentrum von München.

(Foto: Carsten K. Rath)

Das Hotel Maximilian Munich besticht durch seine gemütliche Atmosphäre und ausgeprägte Gastfreundschaft. Hier kann sich ein Longstay-Gast nur wohlfühlen. Die Gastgeberin ist eine Garantin für Service-Exzellenz pur.

Longstay ist eine Mischform aus Hotelaufenthalt und Living. Die Gäste genießen neben der privaten Atmosphäre die Sicherheit und Annehmlichkeiten des Hotelbetriebs. Ein ehemaliges Nischenangebot, das mehr und mehr Hotels als neues, spannendes Konzept für sich entdecken.

Übrigens: Mein Lieblingshotel in Düsseldorf ist der Breidenbacher Hof und in München das Mandarin Oriental.

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des neuen Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.

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