Buchrezension Drehbuch für die Zukunft: Wie neue konservative Politik aussehen könnte

In ihrem Buch denkt Caroline Bosbach über eine Regierung aus Union, Grünen und FDP nach.
Wir schreiben das Jahr 2030. Seit nunmehr neun Jahren regiert in Deutschland Schwarz-Grün-Gelb unter der Führung von Bundeskanzler Armin Laschet, Kevin Kühnert ist Regierender Bürgermeister von Berlin, und sie selbst bekleidet das Amt der Wirtschaftszukunftsministerin. So zumindest stellt Caroline Bosbach sich das vor.
Bosbach, genau. Sie ist die Tochter des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach. Und sie schickt sich an, nicht nur in seine Fußstapfen zu treten, sondern ihn – siehe Vision des Ministeramts – womöglich gar zu überflügeln. Im Gegensatz zu ihm, dem profilierten Innenpolitiker, hat sie sich mehr der Wirtschaftspolitik verschrieben. Um ihre (eigenen) Standpunkte klarzumachen, hat sie nun mit dem Wissenschaftler Torsten Weber zusammen ein Buch geschrieben.
Der Titel gibt ihre Richtung bereits vor: „Schwarz auf Grün“. Das Emporkommen der Grünen hat Bosbach dazu motiviert, aus ihrer Sicht ein paar Dinge geradezurücken: „Ich wollte im Superwahljahr ein Buch schreiben, das wirklich jeder verstehen soll, auch gerade außerhalb akademischer Zirkel“, sagt sie im Gespräch mit dem Handelsblatt. „All die großen Fragen, Energiewende, Generationenwechsel, Haushaltspolitik, Fliegen, Nahrung, die sind ja alles andere als wenig komplex.“
Gewählt hat sie dafür ein ungewöhnliches Format: Das Buch ist als Drehbuch für eine Miniserie in zehn Folgen angelegt. Es wechselt zwischen Szenenbeschreibungen, direkten Dialogen, Skripten für kurze Einspieler.
Jedes Kapitel widmet sich einer Frage, wie sie sich viele wohl schon einmal gestellt haben: Wollt ihr mir mein Auto wegnehmen? Haben wir gegen die Chinesen überhaupt noch eine Chance? Warum bin immer ich schuld?

Caroline Bosbach, Torsten Weber: Schwarz auf Grün.
Murmann Publishers
Hamburg 2021
200 Seiten
20,00 Euro
„Unser Anspruch ist es nicht gewesen, diese Themen auf möglichst hohem Niveau zu diskutieren, sondern vielmehr, sie verständlich aufzubereiten“, sagt Bosbach. „Weil Politik nur mit den Menschen zusammen gemacht werden kann. Um dies tun zu können, müssen die Dinge wenigstens im Ansatz auch verstanden werden.“
Als Grundlage für die Dialoge im Buch dienen denn auch Gespräche mit Bürgern, die Bosbach so oder so ähnlich geführt hat, oder Impulse, die sie aus Wählermails entnommen hat. Aktuell ist Bosbach Referentin einer Bundestagsabgeordneten.
Ihre Kritik an politischen Inhalten verpackt sie in Gespräche mit potenziellen Wählern. Etwa an der Ladestation-Infrastruktur: „In China muss inzwischen ein Großteil der Neubauten mit einer eigenen Ladestation ausgestattet sein, während wir noch über die Brandschutzverordnung für Neubauten diskutieren und den generellen Ausbau der Ladeinfrastruktur.“
Oder an der Klimapolitik: „Die Klimapolitik darf nicht vor sämtlichen Interessen und Sorgen der Menschen stehen. Wir sollten gerade jetzt, nach einer der größten Gesundheits- und Wirtschaftskrisen überhaupt, auch mal überlegen, wie wir das Land wieder auf die Beine bringen.“
Besonders die Grünen nimmt Bosbach sich vor: „Die grüne Politik, so wie wir sie kennen, ähnelt erschreckend einem Staatsdirigismus. Wir wollen Entscheidungsfreiheit, das ist das, was unser Land auszeichnet.“ Ihr gehe es um nachhaltige Innovationen, nicht um Verbote, macht sie klar. Damit ihre Argumentation handfest rüberkommt, untermauert Wirtschaftswissenschaftler Weber die Kapitel jeweils mit den passenden Daten und Fakten.
Sie beide verbindet das große Interesse für das Thema Nachhaltigkeit. Darum gehen sie auch bei ihrem Buch mit gutem Beispiel voran: „Zum Ausgleich für die entstandene CO2-Emission bei der Produktion dieses Buchs unterstützen wir den Betrieb eines Wasserkraftwerks im Virunga-Nationalpark im östlichen Kongo“, schreiben sie. Jemand, der ein Ministeramt anstrebt, muss schließlich mit gutem Beispiel vorangehen.
Mehr: Laschets Panne im Krisengebiet lenkt die Blicke auf die Probleme der Union.
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