Rezension: Es herrscht „Beutezeit“: Das Scheitern der Globalisierung westlicher Prägung

Autokratien wie China und Russland fordern Demokratien immer wieder heraus. Der Kampf dreht sich um die Verteilung von Rohstoffen.
Düsseldorf. Der Kampf um die neue Weltordnung wird mit Öl, Gas, Kupfer, Lithium, Seltenen Erden und ähnlichen Materialien geführt. Das sind die Mittel von Autokratien wie China und Russland, um Demokratien herauszufordern. Als Rohstoffhändler, der von 1993 bis 2001 in Moskau gelebt hat, ist Norris von Schirach schon auf den ersten Blick Experte in solchen Fragen. Sein Vermögen machte er mit Arbitrage-Geschäften rund um Baustahl und Kohle.
Er legt nun aber kein Sachbuch zum neuen Kalten Krieg der Wirtschaft vor, obwohl es in „Beutezeit“ zentral um Rohstoffe (Schirach: „als Grundrauschen“) geht. Es handelt sich vielmehr um den zweiten Teil seiner Roman-Trilogie über menschliche Machtdramen in Territorien, die mal die Sowjetunion ausgemacht haben. Ging es im Auftaktband „Blasse Helden“ um die Boris-Jelzin-Jahre in Moskau, so steht diesmal das postsowjetische Industrie-Geschacher in Kasachstan im Zentrum, einem Rohstoffland par excellence.
Die Parallelen zwischen Schirachs Leben und der Story der Hauptromanfigur Anton („manchmal bin ich eifersüchtig auf ihn“) sind offensichtlich. Da ist die illegale Enteignung von Wirtschaftsbesitz, die Verehrung starker Frauen, die Bedrohung durch Prügelbanden, die Flucht in die Stille der Berge.





