Shitstorm bei Rock am Ring: „Marek, mach mein Dixie sauber“

Zahllose Rockfans stehen beim Auftritt des deutschen Rappers Marsimoto dicht gedrängt vor der Hauptbühne.
Mendig. Im Werbevideo zum 30jährigen Festivaljubiläum suchen Abbilder der Herr der Ringe Figuren Frodo und Gandalf den Ring. Pompös inszeniert finden sie ihn am Ende des Videoclips im „Eifelland“, in Mendig. Mendig der „neue Ring“ – das gelobte Land der Rockfans.
Außerhalb des Werbevideos ging es dann jedoch deutlich weniger pathetisch zu. Die 90.000 angereisten Fans suchten zwar auch – aber vor allem Platz für ihr Zelt, Toiletten, Duschen und Strom. Oft vergebens. Aufgrund des Feiertags und des guten Wetters waren 50.000 Gäste schon mittwochs angereist. In kürzester Zeit entlud sich ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken.
Die ersten Posts auf der Rock am Ring Facebook Seite beklagten sich noch generell über die schlechte Organisation. Erster konkreter Krisenherd wurde dann jedoch die Parksituation. „Laufwege von circa 50 min sind leider echt zu viel, und ich zelte schon direkt am Eingang.“, schreibt ein Besucher.
„Das Auto steht mal eben 4 km weit weg vom Camping Platz. Mit dem ganzen Gepäck hin und her war einfach das Grauen!“, schreibt ein anderer. Doch hatten die Besucher – und teils ihr halber Hausstand von Bierzapfanlage bis Planschbecken – das Gelände dann einmal erreicht, nahte das nächste Problem. Es gab schlicht zu wenig Platz. „Dieses Jahr absolute Katastrophe mit den Campingflächen. Wo sollen wir denn hin? Heim fahren?“, fragt eine Festivalbesucherin fast schon verzweifelt.
Donnerstagnacht, um kurz nach halb eins, meldete sich das Organisationsteam das erste Mal zu den Vorwürfen. „Liebe Festivalfans, wir verfolgen natürlich alle Ereignisse auf dem Festivalgelände und eure Kommentare ganz genau.“ heißt es dort.
Luftaufnahmen der riesigen Campflächen sollen den Besuchern das Hauptproblem anzeigen: die Flächen waren zu locker befüllt worden. Man hatte pro Person mit fünf Quadratmetern Campingfläche gerechnet – zu wenig. Am Donnerstagmorgen verkündete man dann auf Facebook, dass 30 Hektar zusätzliche Ackerfläche freigegeben wurden.
Die Wege machte dass für die Camper keineswegs kürzer, ein Umstand der direkt für die nächste Welle der Empörung sorgte. Eine weitere: Die Sanitäranlagen – beziehungsweise die Abwesenheit dieser. Denn ein Acker allein stellt noch lang kein Festivalgelände. „Kein Wasser, Duschen viel zu klein, viel zu wenige, die dann immer wieder defekt sind. Rückstau von den Toiletten läuft immer wieder in die Duschen.“ postet eine genervte Festivalgängerin.
Durch die fast minütlichen negativen Rückmeldungen der Fans war das Veranstaltungsmanagement gut über die Engpässe der Organisation informiert. Immer wieder postete man nun Fotos mit den eingezeichneten Duschcamps und versprach gebetsmühlenartig die Kapazitäten zu vergrößern. Auch über zusätzliches Personal für die Reinigung wurde informiert. Ein besonderes Schmankerl: Ein Video von dem Veranstalter Marek Lieberberg selbst, der die Campingplätze besichtigt und Besserung lobt.

Die Festivaleröffnung übernahm Marek Lieberberg dann am Freitagnachmittag auch persönlich und versuchte gar nicht erst zu übergehen, was wenige Meter weiter für so viel Unmut sorgte. Er sei dank Facebook und Co. bestens informiert. Und ja, er sehe selbst, dass die Organisation noch nicht die beste sei. Wichtig wurde Facebook dann noch einmal Freitagnacht. Die Wetterlage wurde minütlich kommuniziert und später über die Blitzeinschläge und Verletzte berichtet. Eine sehr transparente Information, die auch die Einsatzkräfte in der Pressekonferenz lobten. Die sozialen Medien, sie waren Fluch und Segen zugleich für das Festival. Auf der anderen Seite machten sie die Probleme auch für eine breite Öffentlichkeit und Medien sichtbar, auf der anderen Seite konnte der Veranstalter viel schneller auf Fehler reagieren.
Wer inzwischen auf die Facebookseite geht, muss schon sehr weit scrollen um die Anfangswehen des Festivals und den Shitstorm zu entdecken. Die ständigen Updates und Fotos der letzten Konzerte, beeindruckende Aufnahmen des Geländes und Fotos von glücklich dreinblickenden Besuchern überwiegen. An Dixie-Klos denkt nun keiner mehr.





