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Dax-Umfrage Unter Anlegern herrscht Euphorie – Rally kann trotz vieler Warnhinweise weitergehen

Der aktuellen Dax-Umfrage zufolge fangen Anleger an, sich selbst zu überschätzen. Dadurch wird in den meisten Fällen die Gefahr fallender Kurse verdrängt.
08.11.2021 - 13:38 Uhr Kommentieren
Dax-Umfrage: Wie Anleger über steigende Kurse am Markt denken Quelle: dpa
Bulle und Bär vor der Börse Frankfurt

Die vergangenen Handelstage waren für Anleger extrem nervenaufreibend. Wie wird es weitergehen?

(Foto: dpa)

Düsseldorf Nach den neuen Rekordständen am deutschen Aktienmarkt ist die Partylaune unter den Anlegern kaum zu übersehen. Laut der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment herrscht sogar euphorische Stimmung, was als Kontraindikator gilt und eher fallende Kurse signalisiert.

Trotzdem gibt es für den Sentimentexperten Stephan Heibel, der die wöchentliche Erhebung auswertet, keinen Grund, diese „Börsenparty“ schnell zu verlassen. Anleger sollten also investiert bleiben. Allerdings gilt eine Einschränkung: Wer jetzt erst zu dieser Party hinzukommt, dem dürfte es schwerfallen, noch richtig mitzufeiern. Das Risiko von neuen Investments ist eindeutig größer. Denn die meisten Partygäste feiern schon länger, sind bereits länger investiert.

Was trotz der Euphorie für weiter steigende Kurse spricht: Die Marktverfassung ist positiv. Sowohl der Ölpreis als auch die Zinsen am Anleihemarkt fallen, erfreuliche Tendenzen für den Aktienmarkt.

Bei weiter steigenden Notierungen könnten Anleger dann das Gefühl bekommen, nicht ausreichend an der Rally zu partizipieren. Dadurch fließen neue Gelder in den nach ihrer Meinung nach so lukrativen Aktienmarkt. Ein Börsensprichwort beschreibt solch eine Situation sehr gut: „Die Hausse ernährt die Hausse“.

Die derzeitige euphorische Stimmung ist laut Sentimentanalyse zwar ein Kontraindikator, der fallende Kurse signalisiert. Doch Leserinnen und Leser des Dax-Sentiments wissen: Dieser Indikator funktioniert hervorragend bei Korrekturen oder auch bei Crashs am Aktienmarkt. Wenn der Fünf-Wochen-Durchschnitt einen negativen Extremwert erreicht, ist das Ende von fallenden Notierungen nicht mehr weit. Auf der anderen Seite signalisieren aber positive Extremwerte noch kein Ende der Rally.

Grafik

Aber auch andere Indikatoren mahnen zur Vorsicht. Die extrem hohe Selbstzufriedenheit zeigt, dass viele Anleger den Dax-Sprung auf neue Rekordhöhen erwartet hatten. Weil sie „das alles ja gewusst“ haben, neigen sie zu Hochmut und bewerten oft das Risiko anders.

Mit den neuen Rekordhochs ist für viele Anleger das Ziel und damit das Ende von weiteren Kursgewinnen erreicht. Die Investitionsbereitschaft geht zurück, die Erwartung an weiter steigende Kurse ist gering.

Die Investitionsquote befindet sich mit 50 Prozent bei Privatanlegern auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Der Durchschnittswert liegt laut der Erhebung des Analysehauses AnimusX zwischen 28 und 45 Prozent. Von den Privatanlegern ist entsprechend keine hohe Nachfrage zu erwarten.

Aktuelle Umfragedaten

Dass nun Euphorie unter den Anlegern herrscht, hängt auch mit dem zeitlichen Verlauf zusammen. Rund ein halbes Jahr bewegte sich der Dax fast seitwärts, bis diese Phase mit einem neuen Rekordhoch von 16.084 Zählern beendet wurde. Kein Wunder, dass Anleger eine ausgelassene Laune haben.

Das kurzfristige Anlegersentiment ist in dieser Woche auf einen Wert von 5,6 Prozent gesprungen, ein Plus von 2,8 Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche. Von euphorischer Stimmung spricht man ab vier Prozent.

Während in Deutschland kaum jemand über Geldanlagen redet, ist das in den USA ein beliebtes Partythema: Dort prahlt jeder mit seinen guten Anlageentscheidungen. Und vermutlich ändert sich das auch in Deutschland derzeit. Denn die Selbstzufriedenheit ist auf 4,1 Prozent gesprungen. Da dürften einige Anleger mit vor Stolz geschwollener Brust die eigenen Trades zum Besten geben. Die Gefahr fallender Kurse wird gern verdrängt.

Doch die Gefahr ist real, immerhin ist die Zukunftserwartung von 3,5 Prozent in der Vorwoche auf nunmehr nur noch 0,3 Prozent eingebrochen. Mit dem Erreichen eines neuen Rekordhochs sehen Anleger ihre optimistischen Erwartungen bestätigt. Doch weitere Erwartungen haben sie nicht.

Und so ist auch die Investitionsbereitschaft auf 1,6 Prozent (Vorwoche 3,7 Prozent) gesunken. Wer noch nicht sein gesamtes Vermögen investiert hat, dem sind die Kurse jetzt zu hoch.

Passend dazu zeigt das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart eine gestiegene Absicherungsneigung der Privatanleger. Der Wert von minus sieben ist zwar noch nicht extrem, aber doch ein deutliches Zeichen für eine aufkeimende Gewinnabsicherung. Negative Werte signalisieren einen Überhang von Put-Produkten gegenüber Call-Derivaten in den Depots der Privatanleger und umgekehrt.

Das Put/Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE zeigt eine übermäßig bullishe Haltung der US-Anleger: Call-Optionen werden deutlich stärker nachgefragt als zur Absicherung genutzte Put-Optionen.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 108 Prozent nach oben geschraubt. Zur Erklärung: Aktien im Portfolio können beliehen werden, und so kann man weitere Aktien auf Kredit kaufen, also mehr Aktien besitzen, als man eigentlich an Geld hat. Deswegen kann solch eine Quote über 100 Prozent liegen.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 15 Prozent, die Bullen dominieren klar das Börsenparkett. Das Lager der Bullen ist also um 15 Prozentpunkte größer als das der Bären: 41,5 Prozent erwarten steigende Kurse, nur 26 Prozent fallende Notierungen.

Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte ist auf 85 Prozent gesprungen und warnt somit vor extremer Gier, die fallende Kurse nach sich ziehen dürfte.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 6000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

Mehr: Wie Anleger mit pseudogrünen Investments hintergangen werden

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