Zum Jahreswechsel gibt die Handelsblatt-Redaktion einen Ein- und Ausblick zu verschiedenen Anlageklassen und Geldanlagemöglichkeiten. Die Serie hat 16 Teile und läuft bis Anfang Januar 2020. Jeweils im Tagesverlauf geht eine weitere Folge online.
Serie Anlegen 2020 – Teil 4 Der längste Bullenmarkt in der Geschichte der USA wird auch 2020 weitergehen
Dax-Ausblick 2020 – „Trumps Wiederwahl wäre an der Börse gerne gesehen“
New York Wenn es keine bösen Überraschungen mehr gibt, dann wird 2019 als ein überaus starkes Jahr für Anleger in die Geschichte eingehen. Die Aktienmärkte starten mit deutlichem Rückenwind ins neue Jahr. Nach der Verkündung einer Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China und einem klaren Votum für den Brexit haben die Aktienmärkte in den USA zuletzt noch einmal deutlich zugelegt. „Ein großes Stück Unsicherheit in Bezug auf China ist erst einmal verschwunden“, glaubt John Stoltzfus, Chef-Investmentstratege von Oppenheimer.
Im vierten Quartal flossen zum ersten Mal in diesem Jahr auch wieder deutlich mehr Gelder in börsengehandelte Aktienfonds – sogenannte ETFs – als in Anleihefonds. Die gute Stimmung an den Börsen zieht Kleinanleger und Superreiche gleichermaßen an, wie Fondsmanager berichten. Hinzu kommt: Große Broker wie Charles Schwab, TD Ameritrade und E-Trade haben im Herbst die Gebühren für den Handel mit Aktien und ETFs abgeschafft.
Einige Marktbeobachter warnen jedoch vor zu viel guter Stimmung. Denn Marktkorrekturen geht für gewöhnlich eine Phase der Euphorie voraus. „Man darf nicht davon ausgehen, dass es für immer weiter nach oben geht“, warnt Barry Bannister, Chef-Aktienstratege von Stiefel.
In der US-Wirtschaft gab es zuletzt eine Reihe von ermunternden Anzeichen. Die Eskalationsspirale im Handelsstreit ist vorerst beendet, was nicht nur der heimischen, sondern auch der globalen Wirtschaft Auftrieb gab. Die US-Notenbank Federal Reserve signalisierte bei ihrer jüngsten Sitzung Anfang Dezember, den Leitzins eine ganze Weile auf dem derzeitigen Niveau von 1,5 bis 1,75 Prozent verharren zu lassen. Der Arbeitsmarkt in den USA ist weiterhin stark.
Torsten Slok, Chef-Ökonom der Deutschen Bank in New York, geht davon aus, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um zwei Prozent wachsen wird und damit etwas weniger als in 2019. Bannister rät Investoren, sich vor allem auf das erste Halbjahr zu konzentrieren. In der zweiten Jahreshälfte, rund um die Präsidentschaftswahl Anfang November würden sich Investoren vermutlich eher zurückhalten, bis Klarheit über den Wahlausgang herrscht.
Wer wird zu den Gewinnern zählen?
Die gute Nachricht: Der längste Bullenmarkt in der Geschichte der USA wird weitergehen – davon sind viele Aktienstrategen überzeugt. Allerdings wird es deutlich weniger steil nach oben gehen als in diesem Jahr. David Kostin, Chef-Aktienstratege von Goldman Sachs, erwartet, dass der S&P 500 zum Ende des Jahres 2020 bei gut 3400 Punkten liegen wird.
Damit gehört Kostin zu den optimistischsten Strategen. Viele andere erwarten für 2020 zwar auch steigende Märkte. Im Mittel gehen die Analysten davon aus, dass der S&P 500 bei 3272 Punkten steht, damit würde er nur knapp zwei Prozent zulegen. Viele Aktien seien schließlich teuer und stark abhängig von immer neuen Schlagzeilen im Handelsstreit mit China, der auch 2020 die Märkte dominieren könnte. Denn der verkündete erste Handelsdeal ist noch nicht in trockenen Tüchern, und über einen zweiten Teil wird längst diskutiert, auch wenn viele Details noch unklar sind.
Dubravok Lakos-Bujas, Chef-Aktienstratege bei JP Morgan Chase, rät Anlegern, sich etwas weniger stark auf Technologiepapiere zu konzentrieren. Die Tech-Branche gehörte auch 2019 zu den Gewinnern. „Dabei waren Apple und Microsoft für etwa die Hälfte der Performance in der Tech-Branche verantwortlich. Das wird schwer zu wiederholen sein“, gibt er zu bedenken.
Aktien von neuen und alten Kommunikationskonzernen – wie Google, Facebook und AT&T – haben laut JP Morgan dagegen einen entscheidenden Vorteil: Sie werden von einer Flut an Wahlkampfwerbung profitieren. Branchenkenner gehen davon aus, dass das Rennen ums Weiße Haus wieder mit Rekord-Ausgaben verbunden sein wird.
Savita Subramanian, Aktienstrategin der Bank of America, favorisiert im kommenden Jahr Aktien aus der Finanzbranche. Zwar kämpfen Großbanken mit schwachen Handelsumsätzen und sinkenden Zinsen. Doch dank der bestandenen Stresstests würden die Aktien so viel von Dividenden und Rückkäufen profitieren wie keine andere Branche.
Das Risiko, dass Großbanken nach einem Wahlsieg von Elizabeth Warren oder Bernie Sanders tatsächlich aufgespalten werden könnten, hält sie für gering. Eher würden Trumps Kontrahanten die Pharma- und Energieunternehmen unter Druck setzen. Die demokratischen Kandidaten fordern unter anderem eine gesetzliche Krankenversicherung und strengere Umweltauflagen.
Eine Reihe von Strategen geht davon aus, dass 2020 auch sogenannte Value-Aktien endlich ein Comeback haben könnten. Damit sind unterbewertete Aktien gemeint, die in den vergangenen Jahren hinter von den wachstumsorientierten Papieren wie Facebook und Salesforce deutlich in den Schatten gestellt wurden.
Das wäre vor allem dann der Fall, falls sich die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte deutlich abkühlen würde. Wann genau diese Wende eintreffen könnte, sei jedoch schwierig vorherzusagen, warnt Bannister, der wertorientierte Aktien aus den Branchen Finanzen, Energie und Immobilien favorisiert. Value-Aktien sind grundsätzlich weniger hoch bewertet als der Rest des Marktes, was gerade in einer späten Phase des Zyklus von Vorteil sein kann.
Wie wird sich die Präsidentschaftswahl auf die Aktienmärkte auswirken?
Noch ist nicht klar, gegen welchen demokratischen Kandidaten US-Präsident Donald Trump ins Rennen gehen wird, doch Anlagestratege Kostin verweist auf eine alte Faustregel: Wenn Senat und Repräsentantenhaus von der gleichen Partei geführt werden, ist das historisch gesehen schlechter für Aktien als ein sogenannter gespaltener Kongress, bei dem jede Partei in einer Kammer die Mehrheit hat.
Sollten die Demokraten ins Weiße Haus einziehen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen und den Senat für sich gewinnen, dann könnte das für die Aktienmärkte besonders schlecht sein. „Investoren würden dann annehmen, dass die Steuersenkungen wieder rückgängig gemacht werden“, schreibt Kostin, was zu niedrigeren Gewinnen bei den Unternehmen führen würde. Trump hatte Ende 2017 ein umfassendes Steuerpaket verabschiedet und dabei unter anderem die Körperschaftssteuer von 35 auf 21 Prozent gesenkt.
Grundsätzlich gilt: Sollten Bernie Sanders oder Elizabeth Warren als Kandidat der Demokraten aufgestellt werden und die Wahl gegen Trump gewinnen, wäre das für die Aktienmärkte am gefährlichsten. Beide stehen weit links des politischen Spektrums. „Ihre Wahlprogramme könnten große Schwierigkeiten für die Energie- und die Finanzbranche mit sich bringen“, so Rob Sharps, Investment-Chef von T. Rowe Price.
Die Wahrscheinlichkeit dafür sei jedoch gering. Auch eine Vermögenssteuer, die beide Kandidaten fordern, gilt als unwahrscheinlich. Selbst wenn Sanders oder Warren ins Weiße Haus einziehen würden, dann müsste die Vermögenssteuer immer noch die Mehrheit im Repräsentantenhaus und vom Senat bekommen, merkt auch die UBS an.
Mehr: Die ewige Wall Street: So sehr profitieren Fondsanleger von US-Aktien.
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tja, die Ami sind alle blöd und wissen halt nicht was gut für sie ist! Wenns so einfach wäre.
Fakt ist, dass sich Trump als einziger Politiker der Diktatorenmacht von China und Russland entgegenstellt und wenn er dann ankündigt, dass er aus Syrien abziehen will, dann weinen alle Gutländer - wenn er aber drin bleibt, wird die USA beschimpft. Es ist merkwürdg, welche Moral in der europäischen Politik (und im Journalismus) um sich gegriffen hat.
Das Thema ist doch durch. Trump wird wiedergewählt. Ivanka Trump wird Aussenministerin um dann mit der gewonnenen politischen Erfahrung 2024 in den Wahlkampf einzusteigen und erste Präsidentin der USA zu werden..