Aktivistischer Fonds Comdirect-Investor Petrus nimmt Aareal Bank ins Visier

Der Immobilienfinanzierer hat mit dem Hedgefonds Teleios bereits einen sogenannten aktivistischen Investor an Bord.
Frankfurt Till Hufnagel ist zufrieden. Der Partner des Investors Petrus Advisers hat eine Beteiligung von acht Prozent an der Onlinebank Comdirect an die Commerzbank verkauft – und dabei einen ordentlichen Gewinn eingefahren. 15,15 Euro pro Aktie zahlte die Commerzbank an Petrus, wie aus der im „Bundesanzeiger“ veröffentlichten Verkaufsvereinbarung hervorgeht. Eingestiegen war der Investor, der die Geschäftsstrategien seiner Beteiligungsunternehmen aktiv zu beeinflussen versucht, 2017 zu deutlichen niedrigeren Kursen.
Petrus Advisers wurde 2009 vom Österreicher Klaus Umek gegründet, der zuvor zwölf Jahre lang als Investmentbanker für die US-Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet hatte – unter anderem in Frankfurt, London und Moskau.
2015 kam bei der in London angesiedelten Firma mit Hufnagel dann ein zweiter Partner an Bord. Umek kannte ihn noch aus seiner Zeit bei Goldman, wo Hufnagel 14 Jahre im Bereich Private Equity tätig war – erst in Frankfurt, dann in London.
Mit 16 Mitarbeitern ist Petrus Advisers ein relativ kleiner Fonds. Doch der anfangs von einigen Commerzbankern belächelte Investor hat mit seinem Engagement bei Comdirect bewiesen, dass man ihn nicht unterschätzen sollte.
Im Interview mit dem Handelsblatt kündigt Hufnagel an, in absehbarer Zeit erneut bei einem deutschen Unternehmen einzusteigen. „Wir streben weitere Engagements in Deutschland an und haben auch schon ein Unternehmen im Auge.“
Den Namen will Hufnagel nicht verraten. Doch Finanzkreisen zufolge handelt es sich um die Aareal Bank. Im Gegensatz zu Comdirect hat Petrus bei der Aareal Bank bisher noch nicht in öffentlichen Briefen und Präsentationen Veränderungen gefordert. Insidern zufolge steht der Investor aber bereits im Austausch mit dem Management des Immobilienfinanzierers. Die Aareal Bank wollte sich dazu nicht äußern.
Das Institut aus Wiesbaden hat mit dem Hedgefonds Teleios bereits einen sogenannten aktivistischen Investor an Bord. Er fordert einen Verkauf der Aareal-Softwaretochter Aareon. Petrus hatte im Oktober erklärt, gut zwei Prozent an der Aareal Bank zu halten und die Forderung zu unterstützen.
Lesen Sie hier das gesamte Interview:
Herr Hufnagel, sind Sie mit ihrem Engagement bei Comdirect zufrieden?
Wir haben signifikant verdient. Aber wir glauben, dass wir am Ende einen sehr fairen Deal mit der Commerzbank vereinbart haben. Für die Commerzbank ist die Übernahme unseres Aktienpakets deutlich attraktiver als ihr Plan B, eine Verschmelzung mit Comdirect im Rahmen des Übernahmegesetzes. Eine solche Verschmelzung hätte sich lange hinziehen können und wäre mit vielen Risiken verbunden gewesen.
Ziehen Sie sich nun aus Deutschland zurück?
Nein, keinesfalls. Comdirect war unser erstes größeres, öffentlichkeitswirksames Engagement in Deutschland. Aber wir waren auch schon bei anderen Unternehmen aktiv – etwa beim Baumaschinenhersteller Wacker Neuson und beim Arzneimittelhersteller Stada. Bei den meisten Unternehmen setzen wir auf steigende Kurse, bei manchen im Rahmen von Leerverkäufen aber auch auf fallende. Aktuell haben wir zum Beispiel beim Autozulieferer Leoni eine Short-Position. Wir streben weitere Engagements in Deutschland an und haben auch schon ein Unternehmen im Auge. Darüber hinaus denken wir darüber nach, unser kleines Büro in Frankfurt auszubauen.

„Wir steigen bei Unternehmen ein, bei denen wir Verbesserungsbedarf sehen.“
In welches deutsche Unternehmen wollen sie als nächstes investieren?
Das will ich noch nicht verraten. Grundsätzlich konzentrieren wir uns auf die Bereiche, die wir gut kennen. Insbesondere beinhaltet das Finanzwesen, Immobilien sowie Industrie- und Energieunternehmen. Wir steigen in der Regel bei börsennotierten Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen einer und sieben Milliarden Euro ein. Die Deutsche Bank wäre für uns somit kein Kandidat.
Beteiligen Sie sich gezielt an Firmen, bei denen ein Squeeze-out wahrscheinlich ist – weil sie übernommen werden und dann die übrigen Aktionäre im Rahmen einer Barabfindung aus dem Unternehmen gedrängt werden sollen?
Nein. Wir steigen bei Unternehmen ein, bei denen wir Verbesserungsbedarf sehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der österreichische Baustoffhersteller Wienerberger, der seinen Wettbewerbern bei der Marge lange deutlich hinterherhinkte. Wir haben uns mit Wienerberger dann darauf geeinigt, mit McKinsey einen externen Berater die Verbesserungspotenziale analysieren zu lassen. Seitdem hat sich das Unternehmen gut entwickelt und verzeichnet steigende Gewinne.
Aber häufig werden Firmen, bei denen Sie investiert sind, am Ende übernommen.
Das stimmt. Wir bleiben bei Unternehmen im Schnitt gut drei Jahre investiert. Und sehr oft kommt es dann irgendwann zu einer Übernahme oder Fusion. Deshalb beherrschen wir das Thema Squeeze-out natürlich auch. Dass wir gezielt in Unternehmen investieren, bei denen ein Squeeze-out ansteht, ist aber eher die Ausnahme.
In welchen Ländern investieren Sie?
Unser Fokus liegt auf dem deutschsprachigen Raum, also auf Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber wir sind auch in anderen europäischen Ländern aktiv, zum Beispiel in den Niederlanden, Tschechien, Portugal, Großbritannien und Skandinavien. Wenn wir Unternehmen mit Verbesserungspotenzial identifiziert haben, kaufen wir in der Regel ein bis fünf Prozent der Anteile. Dann versuchen wir, durch gute Argumente zu überzeugen.
Und Sie schreiben öffentliche Briefe
Zuerst versuchen wir in der Regel, konstruktive Gespräche mit dem Management zu führen und Veränderungen anzustoßen. Nur wenn das nicht zum Ziel führt, verschicken wir öffentliche Briefe. Und mit den Briefen veröffentlichen wir auch Präsentationen, um unsere Forderungen zu untermauern.
Wie viel Geld können Sie investieren?
Bei Investitionen greifen wir in erster Linie auf zwei Vehikel zurück: Seit 2009 betreiben wir einen Hedgefonds, der auf den Cayman Island registriert ist, und seit 2015 dazu einen in Luxemburg gelisteten Investmentfonds (UCITS) für institutionelle Investoren und Kleinanleger. Wir verwalten aktuell rund 500 Millionen Euro. Wenn wir investieren, können wir zusätzlich Fremdkapital aufnehmen und somit deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Zudem legen wir für große Investoren einzelne Produkte auf, sogenannte Managed Accounts. Und wir holen uns bei großen Engagements wie Comdirect regelmäßig Co-Investoren mit an Bord. Dadurch haben wir finanziell relativ große Flexibilität.
Herr Hufnagel, vielen Dank für das Interview.
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