Corona-Folgen Volksbanken erleiden deutlichen Gewinnrückgang – Filialschwund setzt sich fort

Die deutschen Genossenschaftsbanken spüren die Folgen der Coronakrise.
Frankfurt Die deutschen Genossenschaftsbanken haben im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Der Gewinn vor Steuern sank um rund 17 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, wie der Branchenverband BVR am Dienstag mitteilte. Unterm Strich betrug der Jahresüberschuss knapp 2,1 Milliarden Euro.
Der deutliche Ergebnisrückgang lag in erster Linie am negativen Bewertungsergebnis. Abschreibungen und Wertberichtigungen schlugen mit gut 400 Millionen Euro zu Buche. Zudem bildeten die gut 800 genossenschaftlichen Geldhäuser Rücklagen für allgemeine Vorsorge in Höhe von 300 Millionen Euro. Auch das Bewertungsergebnis für Wertpapiere war negativ.
Operativ dagegen schlugen sich die Volks- und Raiffeisenbanken, die Sparda-Banken, die PSD Banken sowie einige genossenschaftliche Spezialinstitute gut. Die Geldhäuser vergaben 2020 mehr Kredite als je zuvor, was das Zinsergebnis stützte. Es fiel nur leicht, der Provisionsüberschuss stieg sogar. BVR-Präsidentin Marija Kolak sagte: „Die deutschen Genossenschaftsbanken haben sich in der Pandemie gut behauptet.“
Gleichwohl sorgen sich die Volks- und Raiffeisenbanken um Teile des deutschen Mittelstands. „Die vom Lockdown am stärksten betroffenen Branchen werden die aufgelaufenen Umsatzverluste wohl in diesem Jahr nicht mehr ausgleichen können“, sagte Kolak. „Die mittelständischen Unternehmen brauchen eine verlässliche und evidenzbasierte Öffnungsstrategie, mit der die Wirtschaft rasch wieder hochfahren kann.“
BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofman sagte zum Ausblick: „Wir rechnen mit steigenden Insolvenzzahlen, das ist keine Frage.“ Es werde nicht möglich sein, jedes Unternehmen zu retten. Dennoch gehen die Genossenschaftsbanken Hofman zufolge nicht davon aus, dass die Risikoentwicklung das Jahr 2021 entscheidend beeinflusse. „Wir sehen nicht, dass eine Situation entsteht, die uns nach unten zieht“, so Hofmann.
Nach Greensill: Kritik an Ausnutzen der Einlagensicherung
Wie andere Institute schlossen auch die Genossenschaftsbanken im Lockdown viele Filialen – und ein Teil davon wurde nicht wiedereröffnet. Die Zahl der Geschäftsstellen sank 2020 um gut acht Prozent auf 8566, so der BVR.
Damit beschleunigt sich der Filialschwund gemessen am Anteil der geschlossenen Standorte. Im Jahr 2019 waren fünf Prozent der Filialen weggefallen, 2018 lag das Minus bei sechs Prozent. Auch die deutschen Sparkassen, die größten Wettbewerber der Genossenschaftsbanken, schlossen im vergangenen Jahr rund acht Prozent der Filialen.
Die genossenschaftlichen Geldhäuser verloren außerdem im zweiten Jahr in Folge Mitglieder – nachdem die Mitgliederzahl seit 1970 kontinuierlich gestiegen war. Derzeit zählen die Banken 18,4 Millionen Anteilseigner. Ein Teil der Kunden hält Anteile an Genossenschaftsbanken und erhält in der Regel eine Dividende.
In Zusammenhang mit der Insolvenz der Bremer Bank Greensill kritisierte der BVR den Ansatz, Risiken an die Einlagensicherung auszulagern. Kolak sagte dazu: „Wir sind nicht offen dafür, Arbitrage aus Sicherungssystemen zu betreiben.“ Greensill hatte mit vergleichbar hohen Zinsen für Einlagen geworben. Dennoch müssen private Kunden nicht mit Einbußen rechnen, ihre Einlagen sind über die Einlagensicherung der privaten Banken geschützt.
Einige Genossenschaftsbanken wie auch mehrere Sparkassen kooperieren mit Zinsplattformen, die auch Mittel zu Greensill weitergeleitet hatten. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis hatte vergangene Woche erklärt, er wolle das Thema noch einmal prüfen. „Wenn wir irgendetwas bieten, dann muss es den Sicherheitsstatus haben, wie ihn die Sparkasse auch anbietet“, sagte er. „Die Kunden kommen zu uns, weil sie Vertrauen haben und weil sie die Sicherheit schätzen.“
Mehr: Sparkassen sehen die Einlagenflut als zunehmende Belastung
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.